Gelsenkirchen-Buer. Kfd-Mitglieder in Gelsenkirchen sammeln Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche. Initiative soll Druck auf Amtskirche erhöhen.

Fromme Lieder singen, beten, Kaffee trinken und Kuchen essen: Mit diesem Klischee hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (Kfd) nach wie vor zu kämpfen – schließlich dürfen Frauen in dieser Kirche nicht alle Führungsaufgaben übernehmen. Damit will sich der Bundesverband nicht mehr abfinden – und die Mitglieder in den Gelsenkirchener Gemeinden auch nicht. Unter dem Motto „Ja zur geschlechtergerechten Kirche“ sammeln sie noch bis Ende Dezember Unterschriften, um ihre Forderung nach dem Zugang von Frauen zu allen Diensten und Ämtern zu bekräftigen. Damit irgendwann auch die Wahl einer Bischöfin oder einer Päpstin möglich ist.

Die ersten rund 800 Unterschriften gingen jetzt per Einschreiben von der Post in Buer auf die Reise zum Bundesverband nach Düsseldorf, „damit sie im Frühjahr bei der Bischofskonferenz unserer Forderung noch einmal Nachdruck verleihen“, erklärte Marlies Wegener vom Kfd-Pfarrverband St. Urbanus. Sie stammen aus den fünf Gemeinden St. Ludgerus, St. Urbanus, St. Pius (Pfarrei St. Urbanus) sowie Heilige Familie Bulmke und St. Augustinus (Pfarrei St. Augustinus). „Es werden aber noch weitere aus anderen Gemeinden folgen“, ist die Bueranerin sicher.

Nicht in allen Kirchen durften Unterschriftenlisten ausliegen

Im September trafen sich Gelsenkirchener Kfd-Frauen bei der Aktionswoche „Frauen, worauf wartet ihr?!“, um über Gleichberechtigung in der katholischen Kirche zu diskutieren.
Im September trafen sich Gelsenkirchener Kfd-Frauen bei der Aktionswoche „Frauen, worauf wartet ihr?!“, um über Gleichberechtigung in der katholischen Kirche zu diskutieren. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Gesammelt wurden die Unterschriften bei Veranstaltungen, vor und nach den Gottesdiensten, wo Kfd-Mitglieder bereitstanden, um die Initiative zu erklären. „Zum Teil liegen die Listen auch in den tagsüber geöffneten Kirchen aus, allerdings haben wir dafür nicht in allen Gotteshäusern grünes Licht bekommen.“

Davon entmutigen lassen sich die Ehrenamtlichen nicht. „Die Zeit ist reif, dass Frauen endlich gleichberechtigt die Kirche mitgestalten. Die große Mehrheit der Frauen, mit denen wir über das Anliegen sprechen, hat unterschrieben, sogar einige Männer und Geistliche beider Konfessionen“, berichtete Lydia Schneider-Roos, geistliche Begleiterin im Kfd-Pfarrvorstand St. Augustinus. Sie ist heilfroh, dass das Thema im Rahmen der Debatte Synodaler Weg „endlich öffentlich diskutiert werden soll“ und nicht, wie noch 1999, auf Druck der Bischofskonferenz aus den Kfd-Leitlinien herausgenommen werden muss.

Unbekannte beschmierten Listen mit der Aufschrift „Hexen“

„Vor mehr als 100 Jahren sind Frauen in Deutschland auf die Straße gegangen, um das aktive und passive Wahlrecht zu erkämpfen. Wie man sieht, erfolgreich. Engagement lohnt sich also. Ich hoffe, auch in der katholischen Kirche“, meint Marlies Wegener. Dass ihre Generation die Öffnung zu allen Ämtern erleben wird, glaubt freilich keine der Frauen, die die Unterschriften-Aktion in Gelsenkirchen mit organisierten. „Aber wir können den Weg für andere Generationen zu einer lebensfreundlichen Kirche ebnen“, ist Schneider-Roos überzeugt, und Cilly Steinert, geistliche Begleiterin vom Pfarrverband St. Urbanus, ergänzt: „Ich habe schon zwei Theologinnen getroffen, die sich für ein Weiheamt berufen fühlten, diesen Weg aber nicht einschlagen durften.“

Dass Unbekannte einige in Kirchen ausgelegte Unterschriftenlisten durchstrichen und mit der Aufschrift „Hexen“ oder „widerlich“ versahen, ärgert die Frauen zwar. Und auch für die Meinung eines älteren Kfd-Mitglieds, sie wollten „den Männern die Jobs wegnehmen“, haben sie kein Verständnis. Aufgeben wollen die Akteurinnen aber nicht. „Bei den Protestanten hat es ja auch einige Zeit gedauert, bis Pfarrerinnen und Bischöfinnen zugelassen wurden“, sagt Lydia Schneider-Roos, während Maria Willems (St. Urbanus) betont: „Es gibt für unsere Benachteiligung keine biblische Begründung.“