Gelsenkirchen-Buer. Im Bergmannsheil Buer kann jetzt ein Roboter bei Operationen assistieren. Wie da Vinci arbeitet und wo er zum Einsatz kommt, lesen Sie hier.
Er heißt da Vinci und hat vier ebenso lange wie flexible Chirurgenarme, die absolut zitterfrei sind. „Er“ ist ein Roboter, und sein Arbeitsplatz ist ein spezieller Operationssaal im Bergmannsheil Buer. Priv-Doz. Dr. Markus Utech, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, hat mit da Vincis Hilfe plus Unterstützung eines da Vinci-Operations-Experten aus London bereits zehn Patienten mit Darmtumoren erfolgreich operiert.
Der hochtechnisierte neue „Mitarbeiter“ kann allerdings keinen OP-Schritt eigenständig ausführen. Utech als Operateur steuert ihn über zwei unglaublich flexible “Joypads“ plus sechs Pedale. Die Arbeit des Roboters kontrolliert er über einen hochauflösenden, seinen Kopf zum großen Teil einschließenden 3D-Monitor, der das Geschehen im Körper des Operierten um ein zehnfaches vergrößert darstellt. Selbst feinste Strukturen und Gefäße sind dadurch präzise erkennbar. „Das ist gerade bei der Entfernung von Tumoren im Darmbereich sehr wichtig. Es ermöglicht, maximal schonend für Gefäße und Nerven zu arbeiten und zugleich den Tumor radikal zu entfernen, das Tumorgewebe bestmöglich zu entfernen.“
Zwei Hand- und sechs Fußsteuerungsmöglichkeiten – aber nur ohne Schuhe
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Der Operateur sitzt bei der Arbeit mit dem Roboter-Assistenten einige Schritte vom OP-Tisch entfernt, statt wie bislang vorgebeugt und im Stehen am Tisch zu arbeiten. Was der Präzision und Konzentration – und dem Rücken des Arztes – sicher nicht schadet. Die Pedale an der Steuerkonsole (Utech: „Das ist wie bei einer Orgel“) steuern die Kamera bei den minimalinvasiven Eingriffen; das funktioniert nicht mit Schuhen; der Operateur arbeitetet dabei auf Socken. Die vier Roboter-Arme haben in ihren „Fingern“ zwar kein Gefühl, dafür arbeiten ihre winzigen Operationsinstrumente aber extrem präzise und ruhig fließend. Damit auch die Steuerung ruhig fließend abläuft, hat der Operateur die Unterarme auf einer Seitenstütze abgelegt, die führen die beiden Steuer-Pads in Schlaufen gebettet.
Drei Monate intensive Fortbildung
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Drei Monate lang hat Utech sich fortbilden lassen, weitere zwei Kollegen sollen folgen. Zum Einsatz kommen wird der Roboter außer für Darmoperationen auch im Bereich der Speiseröhre und der Bauspeicheldrüse. Im nächsten Jahr soll auch die Urologie von den besonders schonenden und zugleich radikalen Operationsmöglichkeiten mit da Vinci profitieren können. Bisher wird der Roboter zwar noch bei Bedarf in den jeweiligen OP geschoben, ein eigener OP wird im Bergmannsheil jedoch bereits entsprechend umgebaut, um die Technik jeder Zeit und unaufwändig zur Verfügung zu haben.
Eine Million Euro investiert
Der „Da Vinci“ im Bergmannsheil Buer ist bislang der einzige Operationsroboter, der in Gelsenkirchen eingesetzt wird. Vor allem bei minimalinvasiven Eingriffen bietet er deutliche Vorteile in puncto Präzision im Vergleich zur menschlichen Hand.
Die Anschaffung des Hightech-Equipments hat die Klinik rund eine Million Euro gekostet. Zum Einsatz kommt es bei gesetzlich Versicherten ebenso wie bei Privatpatienten.
Eine gute Hand-Auge-Koordination ist unverzichtbar
Kleiner wird bei da Vinci-OPs die Zahl der an der Operation beteiligten Menschen. Ein ärztlicher Assistent muss dabei, um bei Bedarf direkt am Tisch eingreifen zu können, auch entsprechend eingehend geschultes Pflegepersonal und ebenfalls geschulte Anästhesisten bleiben unverzichtbar. Es sind nur unterm Strich weniger Menschen eingebunden.
Für den Chirurgen, der da Vinci steuert, ist eine gute Hand-Auge-Koordination wichtig. Kann man die mit PC-Spielen trainieren. „Um ehrlich zu sein: Ja. Wer mit Spielen an der XBox vertraut ist, hat es leichter, sich auf die Technik einzustellen“, räumt Utech ein. Er selbst habe freilich mit dem Nachwuchs auch schon gespielt und wisse daher auch, dass dies hilfreich sein kann beim Einstieg. „Auch bei jungen Kollegen, die für da Vinci praktisch geschult werden, merkt man, wer Konsolenerfahrung hat.“