WAZ-Leser schauten Ärzten im Rahmen der Pforten-Aktion über die Schulter. Vom Hubschrauberlandeplatz ging es in die Notaufnahme und in den OP.

Essen. Erwartungsvoll stehen 16 Leser im Foyer am Haupteingang an der Hufelandstraße 55. Wieder lockt die Sommeraktion „WAZ öffnet Pforten“, diesmal führt die Tour durchs Universitätsklinikum. Um es vorweg zu sagen: Nach drei Stunden live im Krankenhaus sind alle sicher: Selbst TV-Doktor Roland Heilmann und sein Team wären spätestens beim Anblick des OP-Roboters „Da Vinci“ in Verzückung geraten.

Thorsten Schabelon, Leiter der Stabsstelle Marketing und Kommunikation im Uniklinikum, begrüßt die Gäste. „Wir sind nicht das älteste Krankenhaus in der Stadt, aber das größte. Außer Zahnbeschwerden und Kinderpsychiatrie kann hier alles behandelt werden“, erzählt der ehemalige Zeitungsredakteur. So groß wie 30 Fußballplätze ist das Gelände. Es zählt 80 Gebäude, verbunden durch ein eigenes Wege- und Straßennetz.

Lothar Eilenberger von der Berufsfeuerwehr des Uniklinikums ist auch Chef des Hubschrauberlandeplatzes.
Lothar Eilenberger von der Berufsfeuerwehr des Uniklinikums ist auch Chef des Hubschrauberlandeplatzes. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Erster Höhepunkt ist der Hubschrauberlandeplatz, der sogar beheizbar ist.

Ein erster Höhepunkt – im wahrsten Sinne – ist der Hubschrauberlandeplatz. Wer als Patient die Klinik auf dem Luftweg erreicht, wird meist mit einem ADAC-Rettungshubschrauber (RTH) der Christoph-Reihe gebracht. Der gelbe Christoph 8 ist in Lünen, der orange-rote mit der Nummer 9 in Duisburg stationiert.

Beide haben Einsätze in ganz NRW und fliegen oft nach Holsterhausen. Aber auch andere Helis bringen Schwerverletzte, etwa nach einem Crash auf der A40. Auch Kranke aus anderen Kliniken, die eine intensivmedizinische Betreuung benötigen, kommen per Hubschrauber zu den Essener Spezialisten. Selbst bei Schnee und Eis – denn der Landeplatz mit eigenem Tower ist beheizbar.

Moderne neue Kinderklinik wird im Jahr 2023 fertig

Ursula Tacke aus Überruhr genießt die luftige Aussicht. Rüttenscheid, Grugapark, EON-Zentrale und Holsterhausen liegen zu Füßen. Und die ganze Klinikwelt. Die wächst gerade weiter. Bestaunt wird die Baustelle im Herzen des Campus: ein mehrstöckiger Komplex für die Jüngsten. Sie werden ab 2023 in 112 Betten in der „wohl modernsten Kinderklinik “ behandelt. Auch die Piloten könnten im Notfall professionell vor Schlimmerem bewahrt werden. Dafür und für Brandfälle in den Gebäuden, gibt es an der Hufelandstraße 55 eine eigene Feuerwehr.

Lothar Eilenberger ist einer dieser fünf Männer. Er hat sein Handwerk bei der Berufsfeuerwehr gelernt. Aus 25 Metern Höhe überwacht er unter anderem alle Starts und Landungen, etwa vier sind es pro Woche. Was für ein Glück: Gerade heute muss die Anlage turnusmäßig überprüft werden. „Wasser marsch!“, ruft der Mann in der blauen Uniform. Schon spritzen meterhohe Fontänen aus zwei dicken Schläuchen in den Himmel. Unten wundern sich einige Passanten über das nasse Spektakel. Den Gästen gefällt`s.

Die Gruppe darf in der Zentralen Notaufnahme hautnah dabei sein

Wo es sonst nur „weg vom Tisch“ heißt, darf die Gruppe hautnah dabei sein. Oberärztin Dr. Carola Holzner kümmert sich im Team der Zentralen Notaufnahme Nord um alle, die internistisch versorgt werden müssen. Drei Schockräume stehen den Notfällen zur Verfügung. Darin werden Essener nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall mit dem Rettungswagen eingeliefert. Leider auch immer wieder solche, die sich den Gang zum Haus- oder Facharzt sparen möchten, wie Holzner anmerkt. „Als Supramaximal-Versorger haben wir die Spezialisten vor Ort.“

In der Notaufnahme laufen viele Prozesse digitalisiert und fast papierlos ab. „Das gehört zu unserem Smart-Hospital-Konzept,“ erläutert Schabelon. Ziel des Ganzen: „Am Ende bleibt mehr Zeit für die Pflege und Behandlung.“

Professor Rainer Kimmig, Direktor der Frauenklinik und Herr über den Medizin-Roboter.
Professor Rainer Kimmig, Direktor der Frauenklinik und Herr über den Medizin-Roboter. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Medizin-Roboter Da Vinci kostet vier Millionen Euro

Der Gipfel hochtechnischer Medizin wartet in der Frauenklinik: „Da Vinci“, der vier Millionen Euro teure Liebling von Prof. Dr. Rainer Kimmig. Der 60-Jährige Chirurg sitzt am häufigsten an der Steuerkonsole. Sie zeigt ein vergrößertes 3D-Bild des Operationsfeldes. Nach einem Video, das der Professor am Computer auf seinem Schreibtisch vorführt, schlagen die Herzen der Krankenhaus-Fans höher.

Jetzt wollen sie selbst an die Geräte. Hinter der Schleuse winkt der OP-Bereich. Schwestern öffnen die Umkleiden und statten die Gruppe mit steriler Kleidung aus: grüne Stoffhosen, Kittel und Gummischuhe. Alles frisch aus der Wäscherei. Marion Hannemann und Regina von Oppenkowski zupfen sich amüsiert die Hauben zurecht. Das Programm finden die Leserinnen aus Vogelheim „einfach klasse“.

Der Roboter operiert ohne Fingerzittern, aber Entscheidungen trifft der Mensch

Im OP thront dann der weiße Technik-Koloss aus Kalifornien. Mit seinen geschwungenen Armen ähnelt er einem Kraken. „Der Roboter entscheidet natürlich nicht selbst“, beruhigt Facharzt Stefanos Moukas die Gäste. Keiner werde hier nur von einer Maschine operiert. „Dahinter sitzt immer der Mensch.“ Und das ist besser als im Auto geregelt: Sobald der Operateur den Kopf aus der Steuerstation nimmt, stellt „Da Vinci“ die Arbeit ein.

In Echtzeit lassen sich per Hand die Arme des Roboters steuern. Millimetergenau. „Bewegungen wie Händezittern werden ausgeglichen“, sagt Dr. Moukas. Und dann dürfen die Besucher noch die auswechselbaren Instrumente anfassen. Sie werden an den Enden der starken Maschinenarme befestigt und werden nur zehnmal verwendet. So schreibt es der Hersteller vor. Mit vielen tollen Eindrücken werden alle Leser aus der Klinik entlassen.