Die Ärztevereine Buer und Gelsenkirchen feiern 100-jähriges Bestehen. Am Anfang ging es um bessere Verhandlungschancen bei den eigenen Honoraren.
Gelsenkirchen. Die beiden Ärztevereine in Gelsenkirchen feiern 100-jähriges Bestehen. In Buer taten sich die Ärzte bereits am 5. Dezember 1919 zusammen, im heutigen Stadtsüden war es erst im März 1920 soweit. Im Norden wird das Jubiläum am Donnerstag, 5. Dezember, im Schloss Berge gefeiert, die gemeinsame Feier mit den Kollegen aus dem Stadtsüden steigt erst im Mai 2020. Organisiert sind in den Ärztevereinen sowohl niedergelassene als auch Krankenhausärzte.
Gegründet haben sich die Vereine damals vor allem, um gemeinsam besser mit der Ortskrankenkasse über ihre Honorare verhandeln zu können. Über die Arbeit des in der Nazizeit gleichgeschalteten Vereins sind die meisten Protokolle vernichtet beziehungsweise aus Büchern herausgerissen. Klar ist aber, dass mancher Kollege in jenen Jahren gern auch günstig die Praxen von jüdischen Kollegen übernahm, die auswandern mussten.
Fortbildungssystem ab den 1980er Jahren aufgebaut
Nach dem Krieg ging es dem Verein in erster Linie darum, engagierte Kollegen für die berufspolitische Arbeit zu rekrutieren. In den 60er und 70er Jahren dann galt es vor allem, die Notfallversorgung der Bürger jenseits der Praxiszeiten zu sichern. Seit den 1980er Jahren dann bauten die Mitglieder ein Fortbildungssystem mit regelmäßigen Angeboten für die Mitglieder auf. Dr. Herward Callsen, damals Chefarzt am St. Josef, begründete diese bis heute fortgesetzte Tradition.
Bis heute gibt es diese Angebote – seit acht Jahren, eingeführt unter Federführung von Dr. Werner Kirchberg (Süd) und Dr. Arnold Greitemeier (Nord) werden die Fortbildungen grundsätzlich ohne Unterstützung von Pharmaunternehmen durchgeführt – um die Unabhängigkeit zu sichern. Greitemeier ist auch heute noch Vorsitzender des Bueraner Vereins, dem Verein im Süden steht Dr. Klaus Rembrink vor.
Informationsbörse zu gesundheitspolitischen Entwicklungen
Heute verstehen sich die Ärztevereine vor allem als Infobörse für die Mitglieder zu aktuellen berufspolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Arbeit in der Praxis. Aber auch die gesundheitspolitische Zusammenarbeit mit der Stadt und mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe gehört zum selbstgestellten Aufgabenbereich.
Im Rahmen einer Mini-Serie stellt die WAZ-Gelsenkirchen Mediziner aus der Stadt vor, die den Wandel der Medizin in Gelsenkirchen in der eigenen Praxiszeit miterlebten. Die nächste Folge stellt den Knappschaftsarzt Dr. Albrecht Weber vor, der in Leithe an der Grenze zu Wattenscheid praktizierte – wie schon sein Vater vor dem zweiten Weltkrieg.