Gelsenkirchen-Buer. Weltklasse: Die Stadt Gelsenkirchen ehrt den Designer Anton Stankowski. Seine Hausnummern erinnern an den Begründer des Grafikdesigns.
In der Chamions-League stetig zu spielen, schaffen nur die wenigsten – siehe Schalke. Das Attribut Weltklasse dauerhaft verdient hat sich der Gelsenkirchener Designer, Grafiker, Fotografen und Maler Anton Stankowski (1906-1998), dessen Werke unter anderem im Museum of Modern Arts in New York hängen. Der Ritterschlag schlechthin. Deshalb ehrt die Stadt ihren berühmten Sohn. Entlang der Kulturmeile im Stadtteil Buer verbinden seit Donnerstag farbenfroh gestaltete Hausnummern die Gebäude. Mit einem Festakt enthüllten Oberbürgermeister Frank Baranowski und Katharina Roller, Geschäftsführerin der Stankowski-Stiftung, an der alten Villa des Kunstmuseums das erste der neuen Emaille-Schilder. Es trägt die Ziffer 7.
40 Immobilieneigentümer machen bereits mit
Was man fälschlicherweise als reinen Marketing-Gag abtun könnte, ist am Ende doch weit mehr. Darauf wies OB Frank Baranowski bei seiner Rede zuvor in der Schauburg hin. Denn auch „Gelsenkirchen ist eine bunte Stadt, lebt von der Vielfalt“. Sprachs und gab den Ball, um im Bild von eingangs zu bleiben, an Leane Schäfer weiter. Die Museumsdirektorin freute sich über 40 Immobilieneigentümer, die bereits mitmachen und ihre Häuser mit den prägnanten, 30 mal 30 Zentimeter großen Nummern aus Stahlblech und Emaille schmücken. Der Weg an der Horster Straße und damit über die Kulturmeile führt nun direkt zum Museum, das „mittlerweile fast 400 Werke von Anton Stankowski“ (siehe Info-Box) ausstellt. Das schafft Bindung, Identität, wertet Quartier und Stadt gleichermaßen auf.
Die Hausnummern schlagen zudem einen Bogen von damals zu heute, lassen Geschichte und Schaffen nicht im Nebel der Zeit verblassen. Das trifft insbesondere auf Anton Stankowski zu, der, wie der städtische Grafiker Uwe Gelesch erzählt, durchaus seine Finger im Spiel hatte „am ehemaligen Farbleitsystem im alten Hans-Sachs-Haus“. Und manches Detail für den Neubau noch aus seiner Erinnerung ins Jetzt rettete, etwa die Form von Lampen. Gelesch rekonstruierte die Ziffernserie des Künstlers und übertrug das auf einem Grafikraster basierende Farbspiel in die Neuzeit.
An viele Türen musste Initiator und Stankowski-Fan Christopher Schmitt klopfen, ehe aus einer Idee Wirklichkeit wurde. Das fing bei der Suche nach einem passenden Hersteller an, reichte über die Stiftung, die die Rechte an Stankowskis Werken hat, und hörte bei der Feuerwehr auf. Schließlich ist an Hausschilder die Bedingung geknüpft, gut lesbar zu sein, vor allem im Notfall. Aber auch das war kein Problem. „Insofern bin ich durch viele offene Türen gegangen“, scherzte der Stadtrat.
Zwei Werksschauen von Stankowski im Kunstmuseum
Das Kunstmuseum widmet dem berühmten Gelsenkirchener zwei begleitende Ausstellungen: „Diagonal im Schaufenster“, zu sehen noch bis zum 3. Februar, sowie „Zahlenspiel“, zu sehen bis zum 15. Dezember. Der Eintritt ist jeweils frei. Das Museum an der Horster Straße 5-7 ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
„Zahlenspiel“ zeigt unter anderem Originalskizzen, Entwürfe und Grafiken von Anton Stankowski, die der gleichnamigen Stiftung in Stuttgart entliehen wurden. „Diagonal im Schaufenster“ präsentiert zentrale Werke des Künstlers aus der eigenen Sammlung. Stankowskis Malerei befasste sich mit der konkreten Ästhetik. Begleitend dazu gibt es auch eine Ausstellung zu Stankowskis Hausnummern.
Hausnummer-Schilder frei verkäuflich erhältlich
Der Folkwang-Absolvent Anton Stankowski hat sich mit einer Vielzahl bahnbrechender Entwürfe international einen Namen gemacht. Er gilt als Begründer des modernen Grafikdesigns. Zu seinen berühmtesten Arbeiten zählt das Logo der Deutschen Bank mit dem charakteristischen Schrägstrich. Die mehrfarbige Hausnummern-Serie, basierend auf einem Grafik-Grundraster, entstammt Stankowskis Schaffen in den späten 1970er-Jahren.
Die aufwändig in Handarbeit gefertigten Hausnummern-Schilder sind ab sofort frei verkäuflich erhältlich. Zu bekommen sind sie im Haushaltswaren-Fachgeschäft Leifeld, Horster Straße 23. Der Subskriptionspreis pro Ziffer beträgt bis Ende des Jahres 350 Euro, ab Januar 2020 dann 400 Euro. Auch an die Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, können sich Interessenten wenden.
In Karlsruhe hängt ebenfalls solch eine bunte Emaille. Bei der früheren Ballettchefin Bridget Breiner, die zweimal für Gelsenkirchen den deutschen Theaterpreis „Faust“ in Empfang nahm. Als Dank, Erinnerung und Anerkennung. Wie bei Anton Stankowski: eben eine große Nummer.