Horst. Die Horster Märchenbühne ist eine Institution in Gelsenkirchen. Aktuell läuft die heiße Phase der Vorbereitungen für „Schneewittchen“.

„Mein Traum war es, Lehrerin zu werden. Ich hatte immer ein Faible für Kinder. Durch meine eigenen bin ich dann darauf gekommen, dass ich Freude habe am Theaterspiel. Wobei meine Mutter sagt, ich habe schon als Kind gern Theater gespielt.“ Dass Bärbel Marasus einst die Märchenbühne ins Leben gerufen hat, dafür sind ihr viele dankbar, für die der Besuch einer Aufführung seither fest zum vorweihnachtlichen Terminplan gehört. Heute, 35 Jahre später, ist nicht nur schon die nächste Generation heran gewachsen, auch deren Kinder stehen bereits auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Bei der Horster Märchenbühne geht es familiär zu

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Familiär geht es zu in der Truppe. Schon weil etliche Mitglieder tatsächlich verwandt sind. Aber auch, weil man eigentlich das ganze Jahr zusammen verbringt. Die aufwendigen Vorarbeiten nämlich nehmen die meiste Zeit ein. Einmal in der Woche wird gemeinsam in der Werkstatt unter der Aula der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck gearbeitet. Hier entsteht alles, von den Kulissen bis zu den Kostümen.

Projektleiterin Bärbel Marasus (r.) und Kostümnäherin Annette Schultze richten das Prinzessinnenkleid her im Theaterkeller der Horster Märchenbühne.
Projektleiterin Bärbel Marasus (r.) und Kostümnäherin Annette Schultze richten das Prinzessinnenkleid her im Theaterkeller der Horster Märchenbühne. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Hier trifft man auch jene, die man bei Aufführungen gar nicht sieht, weil sie dann nur hinter dem Vorhang helfen. So wie Lars Wierczoch. Ein „Goldkind“, gerät Bärbel Marasus ins Schwärmen. „Einfach unbezahlbar.“ Denn der junge Mann hilft überall, wo er gebraucht wird. „Ich war früher selbst Zuschauerkind. Dann hat mich interessiert, wie es hinter den Kulissen zugeht. Ich arbeite gern handwerklich“, sagt der 20-Jährige und zeigt vor, was er schon gebaut hat für die anstehenden Aufführungen der Geschichte von Schneewittchen. Zum Beispiel eine Orgel. Was die mit dem Märchen zu tun hat? „Da spielt ein Zwerg dran.“ Ganz besonders charmant ist auch das Hochbett, das, glaubt man der Beschilderung, Platz bietet für sieben Zwerge.

Die Texte im Stück stammen allesamt aus der Feder von Bärbel Marasus. Sie verbindet die alten Geschichten mit dem Charakter, den jene durch Bearbeitungen im Hause Disney bekamen. „Ich ändere vieles ab. Disney kann sehr brutal sein“, sagt die 65-Jährige. „Natürlich, es ist etwas Böses dabei. Die Königin im Stück ist böse. Aber die Kinder freuen sich viel mehr, wenn sie etwas Schönes sehen, viele Farben, bunte Kulissen. Ich möchte, dass die Kinder lachend raus gehen und vielleicht noch ein Liedchen singen.“

Annette Schultze ist für die Kostüme verantwortlich

Kulissenmalerin Denise Haake bemalt eine Papp-Orgel.
Kulissenmalerin Denise Haake bemalt eine Papp-Orgel. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Eine, die für die bunten Kostüme mitverantwortlich zeichnet, ist Annette Schultze. Über 30 Jahre ist es her, dass sie erstmals zur Truppe findet. Klar, dass sie mittlerweile jede Menge Tricks in Petto hat. Einen verrät sie, als sie eine Zwergenmütze vorzeigt. Weil sie beim Nähen die Schauspieler nicht greifbar hat, hat sie in deren Saum ein Gummiband eingenäht, das zudem mit einem Knopf verstellbar ist. So passt das gute Stück garantiert auf jedes Zwergenhaupt.

Dennis Marasus tritt sogleich den Beweis an und schlüpft in sein Seppl-Kostüm. Der Sohn der „Chefin“, wie er sie selbst hier zu nennen pflegt, ist seit früher Kindheit dabei. „Das gehört zum Leben einfach dazu. Man kennt es nicht anders.“ Gut, in der Pubertät habe er sich ein paar Jahre lang lieber hinter der Bühne aufgehalten, dabei war er aber immer. Ob er seine aktuelle Rolle, den etwas unbeholfenen Zwerg, freiwillig spielt? „Ja. Die Chefin macht natürlich Vorschläge. Damit trifft sie aber ohnehin den Nagel auf den Kopf.“

Und ob es nach so vielen Jahren des Spielens die eine Lieblingsrolle gibt? „Ja. Das kennt jeder hier. Alle hatten mal eine Rolle, wo man mit besonders viel Herz dabei war, weil sie irgendwie zu einem selbst gepasst hat.“ In seinem Fall, das verrät er noch, bevor gleich die Probe beginnt, war das „Timon“, ein Erdmännchen aus dem „König der Löwen“.

Karten für 2020 frühzeitig sichern

Die elf Vorstellungen der Horster Märchenbühne sind schon lange restlos ausverkauft, so groß ist bis heute die Fangemeinde.

Wer sein Glück versuchen will und Karten ergattern möchte für das nächste Jahr, der sollte sich am Dienstag nach Ostern im Horster Geschäft Strickling an der Essener Straße einfinden. Dort findet der Vorverkauf statt, der meist allerdings nicht lange währt.