Gelsenkirchen-Buer. Lichtkunst-Festival „Goldstücke“ verwandelt die City von Buer vom 2. bis 6. Oktober in eine Open-Air-Galerie. Acht Kunstwerke sind zu sehen.
Wenn die Dämmerung heraufzieht in Buer und die Grenzen verwischen zwischen Tag und Nacht, leuchtet’s vom 2. bis 6. Oktober golden auf dem Goldberg: Unter dem Titel „Goldstücke“ startet die Stadt mit Unterstützung der Sparkasse ein neues Veranstaltungsformat im Goldbergpark, am Springemarkt, im Kunstmuseum sowie in leerstehenden Geschäften an der Hochstraße. Acht Künstler zeigen Positionen in Sachen Lichtkunst, sorgen für poetische Illuminationen und optische Täuschungen. Um Spaß daran zu haben, müssen die Besucher freilich keine Kulturexperten sein.
Wer entspannt in den Abend flanieren, auf eine stimmungsvolle Entdeckungsreise gehen möchte, der ist goldrichtig bei den „Goldstücken“. Die Idee dazu entwickelte Claudia Keuchel vom städtischen Kulturreferat mit, nachdem Oberbürgermeister Frank Baranowski 2018 bei „Rock am Dom“ angeregt hatte, die lokale Szene über den Bereich Musik hinaus mehr in den Blick zu nehmen. Das Ergebnis ist gleichermaßen künstlerisch anspruchsvoll wie kulturell niederschwellig, erläutern doch so genannte „Cicerones“ an jedem Standort das Konzept der Arbeiten. „Wir hoffen, dass das neue Format Strahlkraft über Buer hinaus entwickelt“, so der OB und Claudia Keuchel.
Straßenkünstler verbinden einzelne Schauplätze
Den Goldbergpark, das Gebäude der Sparkasse am Springemarkt und die City Buer etwa beleuchtet das Team „World of Lights“ um Wolfgang Flammersfeld und Reinhard Hartleif, das bereits bundesweit Parks, Höhlen und Schlösser illuminierte. Dort spielen auch Straßenkünstler Acts mit Licht und verbinden die einzelnen Schauplätze mit ihren Walking Acts. Wer ihnen Richtung City folgt, kann das Werk „Partikuläres Kontinuum“ von Karen Fritz aus dem Saarland erleben: eine Maschine, durch die fein gemahlener Baustaub rieselt. „Das Ganze wird dabei so beleuchtet, dass jedes Staubkorn sichtbar wird. Es entsteht ein intensives Zusammenspiel von Licht, Schatten und Bewegung“, so Roger Rohrbach, Projektleiter im Kunstmuseum.
Philipp Valenta ist mit „Rainbow“ in der Robinienhof-Passage zu Gast: Auf eine Neonröhre hat er (echte) Geldscheine in farblicher Abfolge eines Regenbogens zu einem Lichtobjekt arrangiert. „In der Arbeit schwingt ein Bezug zur Debatte um bargeldlose Zahlung mit“, so Rohrbach. Der Regenbogen spielt aber auch auf ein Symbol der Bewegung zur Gleichberechtigung sämtlicher sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten an. Die Installation wird von einem Sicherheitsdienst bewacht.
Leerstehendes Weiser-Kaufhaus als Ausstellungsort
Für Bewegung sorgt „Movement Study“ des Berliners Max Sudhues, der mit 30 Overhead-Projektoren im leeren Weiser-Kaufhaus an der Horster/Hochstraße 1 Bildwelten lebendig werden lässt, die sich über Boden, Wände und Decken erstrecken. Kern sind bemalte und zerknüllte Folien, die – ins rechte Licht gesetzt – Assoziationen eingefangener Bewegungen hervorrufen. Aus Sicherheitsgründen werden die Besucher in kleinen Gruppen durch die Ausstellung geführt.
Weiter Richtung Kunstmuseum geht’s für die Besucher, wenn sie die Arbeit „358-298“ erleben wollen. Dessen Künstler Jacqueline Hen und Marius Förster aus Berlin und Köln installieren speziell für das Festival im Schaufenster eines leerstehenden Ladenlokals an der Horster Straße 6 ein Spiel zwischen Vorder- und Hintergrund.
Im Kunstmuseum selbst finden sich gleich drei Arbeiten: Philipp Artus, multidisziplinärer Künstler und Filmemacher aus Berlin, präsentiert mit „Aquatics“ eine interaktive Installation, bei der animierte Wasserwesen umherschwimmen und durch Algorithmen miteinander interagieren. Martin Hesselmeier und Lyoudmila Milanova fangen mit ihrer Lichtinstallation „Man muss langsam gehen, um im Licht zu bleiben“ das Tageslicht etwa in Form von Sonnenuntergängen ein und geben es in der Nacht wieder. Auf der Dachterrasse des Museums zeigt Kuratorin Milanova schließlich das Video-Screening „Urbane Räume“, die Stadt als Spiegelbild sozialer Reibungen und Wandlungen thematisiert, als architektonische Landschaft, die auch Bilder der Zukunft malt.