Gelsenkirchen-Buer. Künstler zeigen Werke zum Motto Raum-Orientierung in der Villa des Gelsenkirchener Kunstmuseums. Mit dabei: Surfbrett, TV und Wurstgesicht.
Wer in diesen Tagen aufmerksamen Blickes am Kunstmuseum an der Horster Straße vorbeispaziert ist, hat bereits die ersten neuen Exponate dort stehen sehen. Was aussieht, wie zufällig dort abgestellte, antike Schränke, ist Teil der Ausstellung „Raum-Orientierung“, die ab Freitag in der Alten Villa des Kunstmuseums – und davor – zu sehen ist. Acht verschiedene Künstler konnte der Kunstverein gewinnen, dort ihr ganz unterschiedlichen Werke zu zeigen. Und so vielfältig die Auswahl der Installationen ist, so haben sie doch alle ein Motto: Raum.
Vernissage und Öffnungszeiten
Bereits seit 20 Jahren begleitet die Reihe „Raum und Objekt“ den Kunstverein. Die aktuelle Ausstellung „Raum-Orientierung“ ist der 15. Teil der nicht nur bei Künstlern beliebten Serie.
Am Freitag, 9. August, um 19 Uhr findet die Vernissage in der Alten Villa des Kunstmuseums Gelsenkirchen, Horster Straße 5-7, statt.
Danach kann die Ausstellung bis zum 6. Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr besucht werden.
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Die aus Pforzheim stammende Elisabeth Windisch verbindet damit etwa die nicht ganz ernst gemeinte Gestaltung ihres Raums in der Villa. Die Künstlerin, die italienische Wurzeln hat und in Wien lebt, hat sich vom Stuckmarmor der dortigen Prachtbauten inspirieren lassen. Sie hat sich Scagliola, eine Technik, bei der Farben und Marmorierungen kreiert werden, die in der Natur nicht vorkommen, angeeignet. In Buer stellt sie jedoch keine elegant verputzen Räume zur Schau, sondern ein pinkes „Wurstgesicht“ oder Brettchen, die sie mit der aus dem Barock stammenden Technik geschaffen hat.
Karibisches Flair im Erdgeschoss
Auch comichaft, aber deutlich zurückgenommener in der Präsentation, kommen die Werke von Jaana Caspary daher. Ebenfalls im Erdgeschoss präsentiert sie verschiedene Arbeiten aus Gips, Polyurethan und Acryl: Da hängen türkisfarbene Wellen an der Wand und beinahe lebensgroße, schwarz-graue Surfbretter stehen in der Mitte des Zimmers. „Ich habe versucht, mit dem Raum zu spielen und das Gefühl von Karibik zu schaffen“, erklärt die Künstlerin.
Verspielt wirken die Installationen von Jonas Hohnke ebenfalls. Wie das weiße Stromkabel, das quer durch den Raum verlegt ist und eine optische Grenzlinie zieht. Oder das ehemalige Bad auf der Zwischenetage der Villa, in dem das Waschbecken nun nur knapp über dem Boden, das Pissoir dafür aber fast unter der Decke angebracht ist.
Das Innenleben des Fernsehers
Dinge des Alltags beschäftigen auch den aus der Ukraine stammenden Künstler Aljoscha. „In search of life behind the tv-screen“ – auf der Suche nach Leben hinter dem Fernsehbildschirm – titelt er seine Installation: Ein Gebetsteppich vor einem zersprungen TV-Bildschirm aus dem sich fragil wirkende Kunstharz-Elemente ihren Weg hervor bahnen. Erst in kräftigem Pink geht ihnen die Farbe mehr und mehr aus, je weiter sie sich in den Raum wagen.
Einen ähnlich philosophischen Ansatz, mit dem Thema Raum umzugehen, verfolgt Angelika J. Trojnarski. Sie präsentiert im ersten Stock der Villa einige Ölgemälde sowie verschiedene Faltungen aus Papier. Sie alle wirken futuristisch, wie nicht von dieser Welt und spiegeln wider, wie sich die Künstlerin den Weltraum vorstellt. Im selben Raum findet sich Justyna Janetzeks ähnlich avantgardistisch anmutende Konstruktion aus blau-grauen Stahlrohren.
Spiel mit Licht und Schatten
Das Highlight der Ausstellung findet sich allerdings im Dachgeschoss der Villa: Dort erwartet die Besucher eine sechsminütige Lichtinstallation von Amit Goffer, der aus filigranen Holz- und Metallelementen faszinierende Schattenspiele erschaffen hat.
Etwas bodenständiger – nicht nur wegen ihrer Massivität – kommen die Werke von Clemens Botho Goldbach daher. Aus verschiedenen Hölzern hat er zwei große Torbögen gezimmert. Aber nicht irgendwelche, sondern die, die auf dem 50-Euro-Schein abgebildet sind – einmal auf dem alten und einmal auf dem neuen. „Die Gebäude auf den Scheinen sind nicht real, zeigen aber alle architektonischen Epochen von der Klassik bis in die Moderne. Wie in einem Stilkunde-Lehrbuch“, erklärt der Künstler selbst seine Faszination für die Währung. Und so passen sich die Torbögen, die nun vor der Villa stehen, stilistisch perfekt der Fassade an.