Buer. Der Umbau der kleinen Trauerhalle des Hauptfriedhofs Buer verzögert sich: Erst 2021 soll Gelsenkirchens erstes Inhouse-Kolumbarium eröffnen
Geplant war die Eröffnung des ersten städtischen Gedächtnisraums für Urnen auf dem Hauptfriedhof Buer eigentlich für Mitte 2019. Doch wer die Asche eines Verstorbenen nicht in einem Erdgrab bestatten möchte, wird wohl noch rund eineinhalb Jahre auf umliegende Städte ausweichen müssen: Denn der Umbau der kleinen Trauerhalle an der Ortbeckstraße zum ersten Inhouse-Kolumbarium in Gelsenkirchen soll erst im Februar nächsten Jahres starten – und Ende 2020 beendet sein. Ursache der Verzögerung sei, so Gelsendienste, eine Überarbeitung der Planung. Nach der neuen, vor Kurzem im Gelsendienste-Betriebsausschuss beschlossenen Vorlage wird das Kolumbarium nicht mehr 671 Urnen Platz bieten, sondern 1510.
„Wir möchten eine größere Bandbreite an Bestattungsmöglichkeiten bieten, deshalb haben wir die ursprünglichen Pläne mit Doppel- und Einzelkammern um die Variante für Aschekapseln erweitert“, erläutert Gelsendienste-Sprecher Tobias Heyne. Vorgesehen sind nun im ersten Bauabschnitt 400 Doppel-, 120 Einzel- und 990 (kleinere) Aschekapsel-Kammern, die mit Oberflächen in unterschiedlichen Materialien verschlossen werden können (siehe Infobox).
Kleine Trauerhalle kann ab Februar 2020 nicht mehr genutzt werden
Mit Beginn der Bauarbeiten kann die kleine Trauerhalle nicht mehr für Andachten genutzt werden; stattdessen soll künftig ein Raum im westlichen Teil des Gebäudes dafür hergerichtet werden. Die Zwischenwände der Aufbahrungsräume werden entfernt und durch die Wand mit den Urnen-Kammern ersetzt; zudem wird das Atrium geöffnet und mit Sitzbänken ausgestattet, um dessen begrünten Innenhof als „Garten der Stille“ etwa für Abschiedsfeiern im Freien nutzen zu können.
Das Gebäude aus den 1950er-Jahren erhält eine Multifunktionswand für Informationen sowie eine Beschallungsanlage. „Für die Sicherheit der Trauernden und als Schutz vor Einbrechern wird ein elektronisches Schließsystem mit Zutrittskontrolle per Chip oder Karte installiert“, berichtet Heimo Stegner, Architekt und Projektleiter. „Insgesamt versprechen wir uns von dem Umbau eine Aufwertung des Gebäudes, die durch eine Komplett-Verglasung auch außen sichtbar sein wird“, so Gelsendienste-Sprecher Heyne.
Aschekapsel-Kammer ist günstigste Variante
Bei Aschekapseln handelt es sich um schmucklose Behälter für die sterblichen Überreste, die in Schmuck-Urnen gesetzt werden können – aber nicht müssen.
Für die Angehörigen bedeutet diese Variante geringere Kosten. Blickdicht verschlossen werden soll die Nische mit der Aschekapsel obligatorisch mit einer Holzvertäfelung. Bei den Doppel- und Einzelkammern können die Hinterbliebenen zwischen Holz, Klar- oder satiniertem Glas wählen.
Nachfrage nach Aufbahrungsräumen nimmt ab
Den Anstieg des Investitionsvolumens für das Kolumbarium von 472.000 Euro – so eine Schätzung im Vorentwurf Ende 2017 – auf 584.000 Euro in der aktuellen Planung erklärt er mit gestiegenen Kosten für Handwerkerleistungen, unerwarteten Maßnahmen sowie mit der Erhöhung der Zahl der Urnenkammern. Insgesamt kalkuliert Gelsendienste mit rund 1,09 Millionen Euro; etwa 181.000 Euro davon entfallen auf den Umbau der Trauerhalle, rund 143.000 auf Baunebenkosten, 182.000 Euro auf Unvorhergesehenes.
Hintergrund der Umbaupläne ist die fehlende Nachfrage nach Aufbahrungsräumen in dem Gebäude, das zudem mit einer veralteten Technik ausgestattet ist: Der Energieverbrauch bei Belegung von nur einer Kühlzelle ist identisch mit einer Vollauslastung. „Der Trend zu mehr Urnenbestattungen hält an, in Gelsenkirchen liegt er bei etwa 50 Prozent. Dem wollen wir mit unserem neuen Angebot – auch aufgrund der starken Konkurrenzsituation privater, kirchlicher und kommunaler Anbieter – Rechnung tragen“, so Sabine Otthöfer, Abteilungsleiterin Stadtbildpflege.
Wieviel Hinterbliebene für die Urnenstellen zahlen müssen, ist noch nicht ganz klar. „Wir kalkulieren derzeit 2800 Euro für eine Doppelkammer mit Platz, 1900 Euro für eine Einzelkammer und 1350 Euro für eine Aschekapsel-Kammer“, umschreibt sie eine Modellrechnung, die sich auf eine Ruhezeit von zwölf Jahren bezieht – und von einer Vollbelegung des Kolumbariums nach zwölf Jahren ausgeht. „Die Berechnung berücksichtigt auch einen Kannibalisierungseffekt von etwa 30 Prozent, der bei Erhöhung der Bestattungsfälle im Kolumbarium zu einer gewissen Nachfrage-Verringerung bei bereits bestehenden Bestattungsarten führt.“ Konkret: Gelsendienste erhofft sich einen Ertrag in Höhe von rund 1 Millionen Euro, „der dazu beitragen soll, die Friedhofsgebühren zu stabilisieren bzw. zu reduzieren“, betont Heyne.