Gelsenkirchen-Erle. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz wurde das Tierheim in Erle angezeigt. Schadhaft ist eine Zwinger-Reihe, in Stadt-Verantwortung.

Wenn es kommt, dann kommt es dicke: Diese Erfahrung macht derzeit auch der Tierschutzverein als Betreiber des örtlichen Tierheims. Das wurde angezeigt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Tatsache, urteilte das zuständige Veterinäramt der Stadt Gelsenkirchen und beschert am Ende sich selbst ein Problem: die bemängelte und eigentlich gesperrte Reihe nämlich ist ein städtischer Gebäudeteil, der erst im Zuge der Erweiterung des Tierheims diesem zugeschlagen wurde.

Auch interessant

Hunde könnten hier nicht mehr gefahrlos leben, so das Fazit der Fachleute. „Der Beton ist gerissen. Und zwar so sehr, dass sich die Hunde die Pfoten verletzen können“, weiß Heike Reddig, Pressesprecherin des Tierschutzvereins. Zudem seien die Dächer undicht. Regne es stark, stünden die Hunde hier im Wasser. Zwar seien die Kangalen, die hier meist untergebracht worden wären, das Leben im Freien gewöhnt. Allerdings nicht unter solch schlechten Bedingungen. „Hier sitzen die Tiere auf wenigen Quadratmetern, können nicht laufen, um sich warm zu halten, haben bei Regen keine trockene Hütte.“ Daher sind die örtlichen Tierschützer eigentlich ganz froh, angezeigt worden zu sein. So müsse nun gehandelt werden.

Die Kangalenreihe kam erst später zum Tierheim dazu

Heike Reddig vom Vorstand des Tierheims steht in der Kangalenreihe. Die ist wegen Tierschutzbedenken geschlossen.
Heike Reddig vom Vorstand des Tierheims steht in der Kangalenreihe. Die ist wegen Tierschutzbedenken geschlossen. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Auch interessant

Zum Hintergrund: Die Stadt ist Eigentümer der Fläche, auf der sich das Tierheim befindet. Der Tierschutzverein zahlt eine Pacht, hat zudem etliche Gebäude in Eigenarbeit errichtet. Andere, wie die so genannte Kangalenreihe, kamen erst später hinzu und sind im Verantwortungsbereich der Stadt verblieben. Die sieht auch selbst Handlungsbedarf, gab bereits eine Sanierung in Auftrag. Jene aber habe sich schwieriger gestaltet als gedacht und musste abgebrochen werden.

Mit großer Mühe haben die Tierschützer alle Tiere, die kurzfristig obdachlos waren durch die Sperrung der Zwinger, an anderen Orten im Tierheim untergebracht. Viele leben nun in der eigentlichen Quarantänestation. Und dann geschah zu Wochenbeginn das, was nicht hätte passieren dürfen: Aus einer Sicherstellung kamen auf einen Schlag 13 ausgewachsene Kangale, dazu fünf Welpen und noch zwei Malinois ins Tierheim. Zu allem Übel scheint eine Kangalhündin auch noch Nachwuchs zu erwarten.

Stadt hat die Notfalllösung erlaubt

Info zur Spendenaktion

Die 1-Euro-Spendenaktion läuft seit dem 1. Januar und dauert noch bis zum Jahresende an. Die Spenden werden auf einem speziellen Konto gesammelt.

Wer die Aktion und damit die Arbeit der Tierschützer unterstützen möchte, kann seinen Euro überweisen auf das Konto mit der IBAN: DE62 4205 0001 0101 1810 00.

Wer mag, so die Tierschützerin, kann natürlich auch gerne einen höheren Betrag spenden.

Auch interessant

Da war guter Rat teuer. Und die einzige Option zur Unterbringung war die eigentlich gesperrte Reihe. „Das hat die Stadt auch übergangsweise erlaubt“, so Heike Reddig. Sie zeigt vor Ort, zum Schutz der Tiere habe man Teppiche und Fußmatten ausgelegt. Hygienisch sei das alles andere als optimal. Die Beschädigungen an den Bodenplatten jedoch seien derart schlimm, dass man sonst mit Verletzungen rechnen müsse bei den ohnehin geschundenen Tieren. Eines aber sei klar: „Das geht jetzt im Sommer vielleicht irgendwie. Wenn aber der Herbst kommt, können wir so nicht weiter machen“, hofft die Tierschützerin, dass die Missstände nun schnell behoben werden.

Der Boden in den Zwingern ist so stark beschädigt, dass Tierschützer fürchten, die Hunde könnten sich die empfindlichen Pfoten verletzen.
Der Boden in den Zwingern ist so stark beschädigt, dass Tierschützer fürchten, die Hunde könnten sich die empfindlichen Pfoten verletzen. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Das soll geschehen, waren sich die Tierschützer und Vertreter der Stadtverwaltung bei einem Ortstermin am Freitag einig. „Es war ein gutes Gespräch“, so Stadtsprecher Oliver Schäfer. „Jetzt müssen wir prüfen, ob eine Teilsanierung möglich ist. Die Tendenz geht eher zum Neubau. Das muss dann aber durch die politischen Gremien.“ Die gute Nachricht für die Tiere: „Das hat für uns oberste Priorität!“

Tierheim sammelt Spenden – benötigt werden 100.000 Euro

Aktiv werden die Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins nun auch selbst. Seit Januar läuft eine Spendenaktion, die alle Gelsenkirchener um einen Euro für den Tierschutz bittet. Mittlerweile seien auf diese Weise rund 45.000 Euro zusammen gekommen. „Wir hoffen, es geht bis zum Jahresende so gut weiter. Eine Summe von rund 100.000 Euro würde es uns erlauben, eine ganz neue Zwinger-Reihe anzulegen, damit die Tiere gut versorgt sind und weil wir einfach aus allen Nähten platzen.“