Buer. Viele Bueraner halten den neuen Radstreifen in Gelsenkirchen für gefährlich. Manche sogar für eine Katastrophe. Reagiert die Stadt?
Er leuchtet. In einem knalligen Blau, mit dem die Bueraner ja bekanntlich einen sehr hohen Identifikationsgrad haben. Die knallige Farbe auf der De-la-Chevallerie-Straße in Buer wird natürlich auch von den meisten Passanten gelobt. „Süß gemacht, wegen Schalke“, sagt Arne Esser und ist mit seiner These am Donnerstagmorgen auf dem Markt in trauter Mehrheit mit den meisten Besuchern. „Schön, das passt“, stimmt Markthändler Andreas Wojda zu. Doch danach kommt das große „Aber“.
„Ich werde weiterhin die Nebenstraßen nutzen“, sagt Arne Esser. Für den 30-Jährigen, der seine Einkäufe auf dem Markt mit dem Radel erledigt, bleibt es eine vierspurige Straße. „Es ist nicht ohne, sich da rein zu begeben“, resümiert er. Und auch Familie Lüneburg bleibt kritisch. „Ich weiß nicht, ob man wirklich den Platz und die Beachtung findet, die man als Radfahrer braucht“, sagt Herbert Lüneburg.
Zahlreiche Kritiker haben sich gemeldet
„Entweder fährt man einen Fahrradfahrer um oder baut einen Unfall mit dem Nachbarwagen“, befürchtet Hardy Zotzmann, Mitarbeiter bei Beckmann-Moden. In der Kaufmannschaft in Buer sieht man den blauen Streifen kritisch. „Mich haben schon viele Menschen angesprochen, die die neue Verkehrsführung für gefährlich halten“, berichtet Werbegemeinschafts-Chef Ole Siemienski.
„40.000 Autos rollen täglich über die Straße, die ist für Radfahrer nicht geeignet“, mein Andreas Est (CDU). Er ist der Überzeugung, dass der Radstreifen erst funktionieren wird, wenn der geplante Ring um die buersche City realisiert ist.
Ein weiterer Hieb gegen den stationären Handel
Lange Staus befürchtet auch Thomas Bernau, der Besitzer der Markthalle. „Damit wird die Innenstadt weiter kaputt gemacht“, schimpft er. Die Verkehrssituation in der City sei eine Katastrophe. „Fehlende Parkplätze und eine falsche Ampelschaltung führen schon jetzt zu langen Rückstaus“, sagt er. Mit dem Radstreifen werde die Situation weiter verschärft. Seine Mieter sähen das Vorhaben ebenso kritisch wie er. „Neben der schwindenden Kaufkraft ist das ein weiterer Hieb gegen den stationären Handel“, so Bernau.
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„Das geht so gar nicht“, ist auch Rolf Robert Hundt, für die FDP Mitglied im Verkehrsausschuss, überzeugt. Ihn irritiert die Farbe und die Durchführung. „Es wird nicht wirklich deutlich, dass der Fahrradschutzstreifen nur in Ausnahmefällen überfahren werden darf“. Das liegt auch daran, dass zur Zeit noch zwei parallele Fahrtrichtungsmarkierungen auf der Straße existieren.
Vorschlag: Ampelschaltung sollte optimiert werden
„Sind die neu oder alt?“ Die Stadt konnte die Frage gestern nicht beantworten. „Die Markierung muss weg“, fordert Wilfried Reckert vom Koordinationskreis Quartiersnetz Buer (Ost). Autofahrer bekämen so den Eindruck, dass sie weiterhin zwei parallel verlaufenden Fahrstreifen zur Verfügung haben. „Das widerspricht der Idee einer Fahrspur“. Ansonsten hofft Reckert, dass sich in naher Zukunft alles reguliert und alle Verkehrsteilnehmer lernen, mit der neuen Situation umzugehen.
Als „gut und gelungen“ bezeichnet Dominic Schneider (SPD-Fraktionschef im Stadtnorden) den Radstreifen. „Ich bin froh, dass es jetzt doch noch relativ fix mit der Umsetzung geklappt hat. Wenn jetzt noch die Ampelschaltung optimiert wird, sind wir von der SPD-Fraktion zufrieden.“