Buer. Unter neuer Leitung fällt die Bilanz im Gelsenkirchener Norden gemischt aus. Was Veranstaltungen betrifft, sei man aber noch im Lernprozess.
Geteilt fiel das Fazit für das Stadtfest „Buer live“ noch während der Veranstaltung aus. Im Nachgang aber ist das Team um den Werbegemeinschaftsvorsitzenden Ole Siemienski wieder optimistisch, will aus Fehlern lernen – und im nächsten Jahr zu einem neuen Versuch ansetzen.„Wir haben drei, vier Ansatzpunkte, wo wir etwas verändern wollen“, so Siemienski, der Genaues erst bei der nächsten Vorstandssitzung der Werbegemeinschaft besprechen will.
DJ auf Hochstraße keine gute Idee
So viel nur: Es stünden viele Möglichkeiten offen. Fehleinschätzungen räumt er offen ein: „Mit dem DJ auf der Hochstraße hatten wir gehofft, auf die Stimmung im Publikum besser reagieren zu können. Bands sind da oft recht starr.“ Allerdings, sie animieren auch Menschen, in die Stadt zu kommen. Das war dem DJ nicht gelungen. „Wir haben eingesehen, dass diese Idee nicht so gut war.“
Menschen-Kicker super gelaufen
Ganz anders der Menschen-Kicker am Dom. „Das ist super gelaufen. Obwohl wir es aus der Not heraus in kurzer Zeit allein haben organisieren müssen. Wir hatten uns auf jemanden verlassen, der Erfahrung hat in diesem Bereich. Leider hat der uns kurzfristig abgesagt. Aber das Turnier ist auch so wirklich gut angenommen worden. Wir haben schon jetzt zehn Anmeldungen für das nächste Jahr“, freut sich Ole Siemienski, der auch selbst mit kickte. „Das zweite Highlight war für mich die dicke Berta. Die Leute hatten unheimlichen Spaß daran, sich in diesem Zug durch Buer fahren zu lassen. Ein tolles Angebot, das wir kostenlos halten konnten für die Familien, weil Markus Brune die Idee dazu hatte und sie auch bezahlt hat.“
Neue Namen ein Problem
Unglücklich ist in der Nachbetrachtung vor allem, dass man sich ausgerechnet bei „Buer live“ von der Live-Musik weitgehend verabschiedet hat, sie hingegen beim Cityfest im Herbst durch die Kooperation mit „Rock am Dom“ noch mehr in den Mittelpunkt rückt. „Wir hatten intern überlegt, die Namen der Feste zu tauschen, weil wir das auch so sehen. Davon wurde uns aber dringend abgeraten.“
Der Hintergrund: Neue Namen könnten den Traditionsaspekt zunichte machen. Man fürchtet, dadurch angreifbar zu werden für Gewerkschaften, die ohnehin Gegner des verkaufsoffenen Sonntags seien. Allein die Tatsache, dass es sich um traditionelle Veranstaltungen handelt, schütze hier vor einer Klage, so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
Kassensturz ergibt: Werbegemeinschaft schreibt schwarze Zahlen
So sehr es von einigen Besuchern am Festwochenende Kritik hagelte, in der Kaufmannschaft haben Ole Siemienski und sein Team großen Rückhalt. Denn ihnen ist Erstaunliches gelungen. „Als wir im Februar 2018 die Werbegemeinschaft übernommen haben, sagte der Steuerberater zu uns, noch ein solches Jahr mit so tiefroten Zahlen und wir sind insolvent.“ Umso überraschender war der Kassensturz zum Ende des ersten Geschäftsjahres unter neuer Leitung. „Wir haben zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben. Da sind wir sehr stolz drauf“, so Ole Siemienski, der dafür auch ein Erfolgsrezept vorweisen kann: „Ich betrachte die Werbegemeinschaf t wie ein Wirtschaftsunternehmen. Ich muss keine Gewinne machen, aber schwarze Zahlen schreiben. Anders geht es nicht. Auf der anderen Seite sind wir keine Bank. Wir wollen das Geld reinvestieren – für die Kaufmannschaft und für alle Bueraner.“