Buer. In der Sommerausstellung in der Galerie Werkstatt gehen Heike Feddern und Harald Lange neue künstlerische Wege. Verfremdungseffekte faszinieren.
„Neue Arbeiten“: Ziemlich unspektakulär kommt der Titel der Werkstatt-Sommerausstellung mit Arbeiten von Heike Feddern und Harald Lange daher. Tatsächlich aber gehen die Zwei neue künstlerische Wege, die für überraschende Verfremdungseffekte sorgen.
Da sind etwa die 14 Frauenporträts von Heike Feddern, die so manchem Besucher der aktuellen Sparkassen-Ausstellung oder des Lokals „Zutz“ in Buer bekannt vorkommen dürften – jedenfalls auf den ersten Blick. Tatsächlich differieren jedoch Technik, Material und sogar Motiv(-Ausschnitt).
Limitierte Sonder-Edition
Was die Bueranerin da in der Galerie an der Hagenstraße präsentiert, ist eine limitierte, handsignierte Sonder-Edition an „Glanz-Bildern“: Die Öl-auf-Leinwand-Originale wurden auf eine hochglänzende Oberfläche gedruckt und mit typografischen Elementen gestaltet. „Durch die digitale Bearbeitung entstehen dann neue Kompositionen und unterschiedliche Varianten der malerischen Vorlagen“, so der Werkstatt-Stammgast.
So ersetzte Heike Feddern mal den Ursprungshintergrund durch eine andere Farbe, mal akzentuierte sie eine Frisur am PC neu. Für zusätzliche Verfremdung sorgt nicht zuletzt ein schmalerer Ausschnitt des Originals, der zu einer anderen Fokussierung führt. Etwa wenn sich der Hintergrund einer Frauenfigur – ein Wald – nur noch als Spiegelung auf den Sonnenbrillengläsern findet.
Allen Frauenfigur gemein ist freilich der direkte Blick auf den Betrachter, der mal mondän, lasziv und provozierend, mal unschuldig wirkt – und immer so faszinierend, dass man sich ihm nur schwer entziehen kann. „Irgendwie sind alle meine Mädels ein bisschen schräg. Keine Schönheiten im klassischen Sinn. So zusammengewürfelt, wie sie jetzt hier hängen, haben sie mich an Glanzbilder aus meiner Kindheit erinnert – daher auch der Titel“, so die Künstlerin.
Hang zum frechen Hinterfragen
Auch bei Harald Lange gibt’s Neues zu entdecken: Er hat zum ersten Mal Landschaften gemalt – mit Acryl auf (und das ist auch neu) Pappkarton. „Ich hatte einfach Lust darauf“, so Lange über die Motivwahl. Der braune Untergrund lässt sämtliche 13 ausgestellten Arbeiten im Farbton eigentümlich erdig erscheinen. Seinem Hang zum Verspielten und zum frechen Hinterfragen durch eingestreute Buchstaben ist der Künstler allerdings treu geblieben. Da ist etwa ein Gebirgsbach, der sich tosend einen Weg ins Tal bahnt, und mittendrin das Wort „silent“ (still). Oder ein Weinberg am Hang, der ironisch gebrochen mit „New Yo“ etikettiert wird. „Ich mag nun mal solche Gegensätze“, mag Lange nicht zu viel theoretisieren.
Einige Arbeiten zeigen unterdessen beschädigte Zeugen menschlicher Zivilisation, ebenfalls ironisch gebrochen: Reste eines kaputten Pools („London“) etwa oder einen grässlichen Wolkenkratzer aus den 70-ern mit der Aufschrift „Palai“. „Gemalt habe ich das alles nach einem kopierten Foto als Vorlage, das schon durch den Abzug reduziert war.“