Hassel. Anwohner des Brinkmannswegs in Gelsenkirchen beklagen Pläne für Reihenhäuser im Innenhof. Sackgasse soll ins Wohngebiet verlängert werden.
In der Gartenstadt Hassel wird gerodet – auf der Grünfläche zwischen Eppmannsweg und Brinkmannsweg wurden in den letzten Tagen und Wochen zahlreiche „uralte Bäume“, wie die Nachbarn berichten, gefällt. Der Grund: In den bisher idyllischen grünen Innenhof möchte eine Immobilienfirma aus Oberhausen laut Stadt drei Reihenhäuser bauen.
„Was da geplant wird, ist ein Hammer“, sagt Karl Henke von den Grünen. „Es bleibt für mich ein rätselhaftes Unterfangen“. Karl Henke hat das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung Nord setzen lassen, die am Donnerstag, 6. Juni, um 16 Uhr im Saal Cottbus des Buerschen Rathauses tagt. Für Karl Henke ist das Bauvorhaben nicht nachvollziehbar.
Anwohner sind entsetzt
„In der Nachbarschaft stehen Wohnungen leer und vor meinem Balkon wird jetzt eine neue Straße geplant“, schimpft auch Wilhelm Ogurek, der zur Zeit von seinem Balkon einen freien Blick auf die zersägten Baumscheiben hat. Auch Kerstin Schwarzin ist entsetzt. „Wir haben uns die Wohnung am Ende einer Sackgasse bewusst ausgesucht und von der LEG gekauft“, berichtet sie. Weil es ruhig ist in diesem Teil des Brinkmannsweges, sie keinen Durchgangsverkehr befürchten muss.
„Jetzt soll die Sackgasse in das neue Wohngebiet verlängert werden“, sagt sie. Und befürchtet in Zukunft eine sich verschärfende Parksituation, weil „zu jedem Reihenhaus nur ein Carport geplant wird. Welche Familie hat heute denn nur ein Auto?“, fragt sie. „In den Gärten hier leben Eichhörnchen und Igel und jetzt wird ihnen ihr Lebensraum genommen“.
Das könne sie nicht verstehen. Gerade in Zeiten, wo man fast täglich über das bedrohliche Artensterben und den Verlust von Biodiversität diskutiert.
Bauvorhaben lange genehmigt
Von Seiten der Stadt wurde das Bauvorhaben bereits genehmigt. „Es ist eine alte Geschichte, die ihre Wurzeln zu Zeiten der Jahrtausendwende hat“, sagt Stadtsprecher Oliver Schäfer. Damals gehörten die Häuser noch zu Veba Wohnen.
Mit denen habe man einen städtebaulichen Plan abgeschlossen, der eine Verdichtung beinhaltete. Erste bauliche Vorbescheide wurden bereits 2005 erteilt, so Schäfer.
Von daher habe die Stadt heute keinen Ermessensspielraum bei der Genehmigung gehabt. „Es ist ein Innenbereich, der klein genug ist, um keinen Bebauungsplan aufstellen zu müssen“, so Schäfer.
Zwei Interessen in Konkurrenz
Zudem träfen hier zwei konkurrierende Interessen der Stadt aufeinander: Schaffung von zusätzlichem Wohnraum auf der einen Seite und dem Erhalt von Grünflächen auf der anderen. Ob die Planung den Zielen der momentan diskutierten Gestaltungssatzung der Gartenstadt Hassel entspricht, sei nicht ganz klar.
Allerdings: „Es handelt sich hier nicht um eine klassische Zechensiedlung aus den 1920er und 30er Jahren wie zum Beispiel Bergmannsglück“, sagt Schäfer. „Die Häuser stammen aus den 50er und 60er Jahren.“