Gelsenkirchen-Hassel. Die Gestaltungssatzung wird derzeit überarbeitet. Mit klaren Richtlinien soll die identitätsstiftende Baugeschichte geschützt und erhalten werden.

  • Die Gestaltungssatzung für Hassel wird von einem Architekturbüro überarbeitet und angepasst
  • Demnächst soll es klare Regeln geben für Solaranlagen, Anbauten und Garagenbauten
  • Zudem ist die Einführung eines Beirates aus Bürgern geplant, der erster Ansprechpartner ist

„Ich kenne Hassel seit 2009 und habe diesen Stadtteil wirklich lieben gelernt. Ich bedaure es, im Laufe der Zeit so viele Veränderungen gesehen zu haben“, sagt Dr. Peter Kroos. Der Architekt ist, neben seiner selbstständigen Tätigkeit, beratend im Stadtteilbüro tätig. Sein Büro „Kroos und Schlemper“ setzte sich zudem in der Ausschreibung durch für eine Neugestaltung der Gartenstadtsatzung.

Die soll, ganz im Sinne des Dortmunder Architekten, das Erscheinungsbild der Zechensiedlungen erhalten als ein Stück lebendige Geschichte und Relikt vergangenen montanindustriell geprägter Zeiten.

Viele Häuser für heutige Ansprüche zu klein

Die aktuell geltenden Satzungen – es gibt derer zwei – stammen aus der Zeit des Jahrhundertwechsels. „Das ist zu lange her. Denn viele Dinge gab es noch nicht, Sichtweisen haben sich verändert“, so Kroos der anspielt auf Photovoltaik- und Solaranlagen, die heute weit verbreitet sind. Sein Büro analysierte erst einmal die Probleme und Bedürfnisse. Die Ergebnisse stellt er den zahlreichen Anwohnern vor, die sich heute im Stadtteilzentrum eingefunden haben. „Wir glauben zu wissen, wo der Schuh drückt.“

Das Thema, das die Gemüter bewegt, sei die Wohnraumerweiterung. Viele Häuser seien für heutige Ansprüche schlicht zu klein. Die Herangehensweise der Architekten: „Wir erstellen gerade einen Haustypenkatalog.“ Soll heißen: Demnächst gibt es einen Leitfaden für jede Hausform. Dem wird zu entnehmen sein, welche Anbauten zum jeweiligen Haus passen. „Bisher wurde dieses Thema nicht immer vorteilhaft gelöst.“ Ähnlich verhalte es sich mit Garagen. Auch diese seien vielfach nicht unbedingt zur Zierde der Häuser gebaut worden. Und die zahlreich angebrachten Dämmungen haben für ein uniformes Erscheinungsbild gesorgt. „Dabei sind oft markante Elemente verloren gegangen, die man hätte nachzeichnen können. Das wäre jetzt schon vorgeschrieben gewesen.“

Außenflächen müssen grün sein

Dringend sei eine neue, eindeutige Gestaltungssatzung notwendig, so das Fazit. Diese müsse eine klare Sprache sprechen, um nicht mehr unterschiedlich auslegbar zu sein. Das wirke auf die Bevölkerung vielfach auch ungerecht. Peter Kroos präsentiert auch erste Vorschläge zur Gestaltungssatzung, will neben den typenbezogenen Lösungen für Anbauten auch Außenflächen nicht außer Acht lassen. „Die sind zu begrünen.“ Alternative Lösungen für Eingangsloggien sind ebenso geplant wie Möglichkeiten zum Ausbau des Spitzbodens der Häuser – allerdings im Sinne des alten Erscheinungsbildes.

Photovoltaikanlagen und Solarthermen sollen künftig nur in nicht einsehbaren Bereichen angebaut werden dürfen. Ein genereller Vorschlag findet heute die Zustimmung vieler Bürger und fast aller Kommunalpolitiker im Raum: „Wir möchten einen Beirat einführen für die Siedlungsgestaltung um das Bewusstsein für die Gestaltung zu schärfen.“ Ein Novum sei das, mit dem man verdeutlichen möchte, dass es bei der Satzung um den Erhalt von identitätsstiftender Baugeschichte geht. Gerade in den Zeiten, in denen der Ruhrbergbau seinem Ende entgegen sieht. „Da ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig. Aber viele Einwohner teilen unsere Auffassung schon jetzt.“