Buer. . Traditionsreiches Autohaus schließt am 30. April. Eine Betriebsübernahme wird es nicht geben. Viele Mitarbeiter stehen ab Mai auf der Straße.
Die anfängliche Zuversicht, dass der Betrieb weitergeführt werden könne, ist längst verflogen. Stattdessen geht unter den Mitarbeitern des Autohauses Doerpinghaus am Nordring in Buer die Existenzangst um. Offenbar wurde das zugesicherte Gehalt für den Monat April nicht gezahlt. „Ich bin Alleinverdiener, habe eine Frau und drei Kinder. Wo von sollen wir leben“, fragt sich ein Angestellter.
Das traditionsreiche Unternehmen mit rund 40 Mitarbeitern, das seit Beginn der 1950er Jahre Opel-Vertragshändler ist, hatte Anfang März ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt (die WAZ berichtete).
Betrieb schließt am 30. April
„Wir müssen schließen und das möglichst schnell“, bestätigt Geschäftsführer Friedrich Doerpinghaus jun. Am Dienstag, 30. April, wird das Autohaus zum letzten Mal geöffnet sein. Bis dahin sollen noch ausstehende Serviceaufträge abgewickelt sein, Termine für die nächsten Wochen wurden bereits schon nicht mehr entgegen genommen.
Von rund 30 Kunden müssen jetzt Einverständniserklärungen eingeholt werden, damit die Erfüllung ihrer Kaufverträge über das Autohaus Borgmann abgewickelt werden könne.
Gespräch mit Interessenten
Nach Gesprächen mit anderen Interessenten, die von vornherein nur die Immobilie erwerben wollten, habe man mit Borgmann sehr lange verhandelt, so Doerpinghaus. Weil er geglaubt habe, mit Borgmann einen Nachfolger gefunden zu haben, „der das Fortführen des Betriebs will und kann“.
Am Anfang stand eine Schreinerei
Die Anfänge des Autohauses gehen auf Friedrich Doerpinghaus zurück, der um 1890 an der Ophofstraße eine Schreinerei und Schlosserei eröffnete. Ab 1906 setzte er Kraftfahrzeuge instand.
Das heutige Unternehmen verkaufte laut Branchendienst „Kfz-Betrieb“ im vergangen Jahr 800 Neu- und Gebrauchtwagen und erwirtschaftete einen Umsatz von 14 Millionen Euro.
Das Unternehmen hat seinen Sitz in Dorsten und betreibt Filialen auch in Bottrop, Gladbeck, Essen Wanne-Eickel, Marl und Haltern. Wie Friedrich Doerpinghaus jun. erläutert, habe Borgmann die Immobilie erworben, wolle den Betrieb nun aber nicht übernehmen: „Inzwischen habe ich die Aufforderung erhalten, den Betrieb zu räumen. So habe ich mir das nicht vorgestellt.“
IG Metall erwägt rechtliche Schritte
Nur einigen wenigen Doerpinghaus-Mitarbeitern sei von Borgmann ein Übernahmeangebot gemacht worden, mehr als die Hälfte der Belegschaft stehe ab Mai auf der Straße, so Doerpinghaus. Kritik an diesem Vorgehen erhebt auch Jörg Meiners von der örtlichen IG Metall: „Borgmann wollte auf keine Abfindungsregelungen eingehen, es gab lediglich Minimalangebote.“ Und die Übernahme-Arbeitsverträge seien so formuliert gewesen, dass man den Mitarbeitern geraten habe, sie rechtlich prüfen zu lassen. Meiners kündigt deshalb arbeitsgerichtliche Schritte an, um klären zu lassen, ob es sich nicht doch um eine Betriebsübernahme handelt.
Trotz mehrfacher Nachfragen durch die WAZ-Redaktion war das Autohaus Borgmann für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.