Gelsenkirchen-Beckhausen. . Vor der Liebfrauen-Kirche in Gelsenkirchen segnet Pastor Bernd Steinrötter die Biker. Und hat für jeden einen persönlichen Schutzengel dabei.
Der Charme vieler schöner Dinge liegt oft auch in deren Wiederholung. Und so sind es viele bekannte Gesichter, die erscheinen, wenn die Biker ihre Helme abnehmen, nachdem sie ihre Motorräder in Reihe aufgestellt haben vor der Liebfrauen-Kirche. Hier beginnt für die meisten von ihnen die Saison. Denn mit göttlichem Beistand fährt es sich eben gelassener.
Einige der Biker sind seit der ersten Ausgabe der Motorradsegnung dabei. Andere kommen zum ersten Mal. So wie André Mielenz. „Ich habe durch Zufall aus den sozialen Netzwerken davon erfahren und dachte, das kann nicht verkehrt sein. Bislang bin ich immer ohne Segen gefahren – und unfallfrei.“
Glück und Beistand von oben
Doch immer wieder gebe es brenzlige Situationen. Insbesondere auf Landstraßen. „Die Autofahrer unterschätzen ein Motorrad ganz schnell. Es sind nicht immer die Biker, von denen eine Gefahr ausgeht. Auch die anderen Verkehrsteilnehmer sind vielfach unachtsam.“ Besonders gläubig, sagt der Beckhausener, sei er übrigens nicht. „Aber ich fühlte mich angesprochen.“
Thorsten Wosberg ging es ähnlich. „Ich habe mir letztes Jahr ein Motorrad gekauft und bin jetzt zum ersten Mal hier. Schaden kann das doch nicht – ein bisschen Glück und Beistand von oben.“
Biker aus der Nachbarschaft
Die Türen der Kirche öffnen sich. Die Messe ist vorüber. Pastor Bernd Steinrötter tritt heraus, begrüßt die Biker allesamt mit Handschlag. Bevor es beginnt, geht er mit dem Mikrofon durch die Reihen, fragt nach, wo die Leute her kommen.
Schaffrath, Wulfen, Rosenhügel. Die meisten aber kommen aus der direkten Nachbarschaft. „Wenn sie jetzt noch ein bisschen Werbung machen, kommen im nächsten Jahr vielleicht Menschen aus Essen, Bottrop und Lüdenscheid-Nord – wenn die sich trauen.“
Ein paar Spritzer Weihwasser
Sein lockerer Ton erreicht die Fahrer, die sogleich brav die Hände zum Gebet falten. „Dir, Gott, will ich vertrauen. Wenn ich auf meine Maschine steige, erinnere mich daran, dass ich in deiner Hand bin“, spricht der Pastor für alle.
Die Gemeinde beobachtet das Geschehen. Erstmals sind es so viele, die geblieben sind, die Zeremonie mitzuerleben. Petra Böhle ist zum ersten Mal als Zuschauerin dabei. „Ich bin in der Gemeinde tätig und erlebe, dass wir versuchen, mehr und mehr nach draußen zu gehen, jene zu erreichen, die sonst nicht so viel mit der Kirche zu tun haben. Ich finde das gut.“
Derweil schreitet Pastor Steinrötter schon von Bike zu Bike, von Fahrer zu Fahrer. „So segne sie der gute Gott auf allen ihren Fahrten.“ Dann regnet es ein paar Spritzer Weihwasser. Danach gibt es ein kleines Präsent für jeden: einen Schutzengel als Schlüsselanhänger. Sicher ist sicher.