Gelsenkirchen-Buer. . Das Weiße Haus, Beratungs- und Begegnungseinrichtung für Wohnungslose, öffnete am Welttag der Armut seine Türen für Besucher – und Gespräche.
Weißes Haus? Den Namen haben viele schon einmal gehört. Wie es aber im Innern der Beratungs- und Begegnungsstätte Wohnungsloser aussieht, das wissen nur wenige. Das sollte sich ändern: Am Welttag der Armut waren Interessierte eingeladen, sich beim ersten Tag der offenen Tür ein Bild von der Arbeit zu machen – und mit Betroffenen ins Gespräch zu kommen.
Ein paar Treppenstufen, einmal rechts um die Ecke, schon stehen die Besucher im größten Raum der Caritas-Einrichtung an der Hochstraße 80. Hell ist er, die Sonne scheint durch die zwei Fenster auf die mit Kaffeebechern und Kuchentellern gedeckten Tische.
Gutes Verhältnis zu den Bueranern
An der Stirnwand ein großes Kreuz, links eine Schalke-Ecke mit Schals, Trikots und einem Poster der Kicker, rechts geht’s in die kleine Küche. Kurz davor die „Medienabteilung“ mit einem großen Fernsehgerät an der Wand und einem Regal voller Bücher – das Mitarbeiter-Team des Weißen Hauses weiß nur zu gut, wie schwierig es für arbeitslose Menschen ohne festen Wohnsitz ist, einen unstrukturierten Tag mit Beschäftigung zu füllen.
„Eigentlich haben wir ja ein gutes Verhältnis zu den Bueranern. Sie wissen, dass es uns gibt und wir bekommen immer wieder Spenden. Aber es gibt eben auch immer wieder Beschwerden, weil sich unsere Leute schon mal lauter streiten. So ein Tag der offenen Tür kann da helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis füreinander zu entwickeln“, hofft Henryk Münzer, Leiter des Weißen Hauses.
Er selbst informiert auf Nachfrage über das Aufgabenspektrum des Mitarbeiterteams von 24 Ehrenamtlichen. „Sie sorgen maßgeblich dafür, dass das Haus 365 Tage im Jahr geöffnet ist. Hier können Wohnungslose frühstücken und Mittag essen, die Sanitäreinrichtungen und die Kleiderkammer nutzen.“ Besonders wichtig ist aber, dass sie im Weißen Haus gemeldet sind, so dass sie auch Sozialleistungen beziehen können.
Tatsächlich finden sich an diesem Tag Menschen dort ein, die die Einrichtung noch nie betreten haben – darunter Kinder. Denn normalerweise ist der Zutritt erst ab 18 Jahren erlaubt. Viele Besucher tragen ein verlegenes Lächeln auf den Lippen; sie befinden sich hier auf ungewohntem Terrain.
Ort ohne Oberflächlichkeiten
Maciej Aksamitowski ist nichts davon anzumerken. Der gepflegt wirkende Biologie-Student aus Buer (20) plaudert mal mit dem einen, mal mit der anderen. Fremd fühlt er sich hier offenbar nicht. „Meine Mutter war einige Zeit wohnungslos und hier gemeldet. Die Einrichtung hat uns unglaublich viel geholfen, so dass wir eine Wohnung finden konnten“, berichtet er und deutet in die Mitte des Raums: „Hier werden alle als Mensch behandelt, ohne Oberflächlichkeit. Gut, dass es das Weiße Haus gibt!“