Gelsenkirchen-Scholven. . Große Teile der BP-Raffinerie in Scholven müssen heruntergefahren werden. Uniper-Stromzufuhr war unterbrochen.

Der Fackelschein erhellte den Abendhimmel über Scholven, Bülse und Gladbeck am Montagabend. Auch das tiefe Rumoren war bis weit in die Nachbarstadt vernehmbar. Was für ungeübte Ohren von BP-Zwischenfällen wie der Überflug von dutzenden Düsenjets klang, war auf einen Kurzschluss an einem Transformator auf dem Gelände des Kraftwerks Scholven zurückzuführen.

„Gegen 19.19 Uhr verursachte dieser Kurzschluss an der Kabelverschlussklemme eines 35 kV-Kabels am Transformator einen Brand“, erklärte Uniper-Sprecherin Christine Bossak. Daher sei es notwendig gewesen, den Transformator sofort auszuschalten. Zusammen mit der BP-Leitwarte habe Uniper die Vollversorgung bis 20.08 Uhr wieder aufgebaut.

Mehrere Stunden intensive Fackelaktivität

Wie der BP-Unternehmenssprecher Peter Alexewicz mitteilte, mussten einige Anlagen nach dem Kurzschlusses im Werk Scholven in den Sicherheitsbetrieb gehen. „In der Folge hatten wir über mehrere Stunden intensive Fackelaktivität und damit verbundene Geräuschentwicklung“. Wie Alexewicz berichtet, war die komplette Sabic-Produktion betroffen sowie Teile im nördlichen und südlichen Bereich der Raffinerie.

An der Bösingfelder Straße in Scholven leuchtete der Himmel taghell.
An der Bösingfelder Straße in Scholven leuchtete der Himmel taghell. © Tanja Uhlendorf

Die Ereignisse am Montagabend erinnern an Zwischenfälle aus den Jahren 2015 und 2016. Im Mai 2015 war es nach einem Kurzschluss in der Eon-Umspannanlage Bellendorf zu einem zehnsekündigen Stromausfall in der Raffinerie gekommen.

Die Erklärungsversuche des damaligen Kraftwerk-Eigentümers Eon hielt der Vorsitzende des Umweltausschusses Manfred Leichtweis (SPD) für „unbefriedigende Antworten“. Im Ausschuss hatte ein Eon-Geschäftsführer erklärt, dass der Kurzschluss „durch einen externen Einfluss“ ausgelöst wurde. Auf die Bitte, konkreter zu werden, erklärte er „Holz, Vogel, Katze“. Der Einwurf „Gibt es da keine Möglichkeit, die Leitungen besser zu schützen?“, blieb von Eon unbeantwortet.

Ein Jahr später, im Juni 2017, war es keine Katze, sondern ein Blitz, der einen Kurzschluss in Polsum und einen Stromausfall in der Raffinerie auslöste. BP zeigte sich verärgert, verwies auf die Verantwortung von Eon/Uniper. „Ich habe fünf Jahre in China gearbeitet, da hatten wir keinen Stromausfall. Wir müssen uns die Frage über die Qualität unserer Stromversorger stellen“, erklärte der damalige BP-Produktionsleiter Henri Braun im Umweltausschuss.

RP wartet auf Berichte

Angesprochen auf die BP-Vermutung, dass „das Stromnetz strukturell nicht mehr so stark ist wie vor zehn Jahren“, reagierte Uniper gestern nicht. Die Frage: „Was hat Uniper in den letzten Jahren getan, um die Situation zu verbessern?“, wurde schlicht nicht beantwortet.

Die zuständige Aufsichtsbehörde, die Bezirksregierung Münster (RP), wurde von BP informiert. Eine Einschätzung des Zwischenfalls war gestern noch nicht möglich. „Wir warten auf die Berichte“, sagte Sprecherin Sigrun Rittrich.