Umweltausschuss diskutiert zwei Stunden über die Ursachen des Zwischenfalls bei BP am 27. März. Der Kurzschluss bei Eon durch einen „externen Einfluss“ ausgelöst. „Wir sind mit dieser Aussage auch nicht zufrieden“, kommentierte BP-Mann Christoph Gillesen
„Holz, Vogel, Katze?“ Die Auflistung eines Eon-Geschäftsführers im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz machte die Politiker gestern Nachmittag kurzfristig sprachlos. Den ruhigen Sekunden folgte ein kleiner Tumult. „Na, ja“, kommentierte Dennis Melerski (Bündnis 90/ Die Grünen), „ich habe gerade gegoogelt. Es gibt ja auch Spekulationen im Netz, dass Ratten für die Katastrophe von Fukushima verantwortlich seien sollen“.
Nein, es handelt sich hier nicht um den Dialog, den ein Autor sich für ein absurden Theaterstück ausgedacht hat. Die Auflistung war durchaus erst gemeint. Zwei Stunden diskutierten gestern Politiker, Verantwortliche von BP und Eon sowie Mitarbeiter der Bezirksregierung Münster über die Betriebsstörung – „kein Störfall“, wie Wilhelm Osterholt von der Bezirksregierung mehrfach betonte – in der BP-Raffinerie in Scholven am 27.März.
Kurzschluss in der Eon-Umspannanlage
Bekanntlich war es nach einem Kurzschluss in der Eon-Umspannanlage Bellendorf zu einem 10-sekündigen Stromausfall in der Raffinerie gekommen. Darauf hatte sich die Anlage heruntergefahren. Danach war es zu Fackeltätigkeiten gekommen, die den Himmel im nördlichen Ruhrgebiet für fast zwei Nächte in ein beeindruckendes Rot tauchten.
„Wir bedauern, dass wir die Nachbarn belästigt und verängstigt haben“, erklärte Christoph Gillesen, Bereichsleiter Sicherheit und Umweltschutz. Der BP-Mann ist überzeugt, dass es bei „diesem sehr spektakulären Ereignis keine Produktaustritte, keine hohen Sachschäden und keine Verletzten“ gegeben hat.
Keine Gefährdung der Bevölkerung
Bis auf den „wesentlichen betriebswirtschaftlichen Verlust“ sei der Zwischenfall „relativ glimpflich abgelaufen“. Auch wenn 1250 Tonnen der BP-Produkte pro Stunde über die 94 Meter hohe Fackel verbrannt wurden, lag „nach bisherigen Erkenntnissen“ keine Gefährdung der Bevölkerung vor. Keine der zahlreichen Messstationen auf dem Gelände der BP und im Umfeld hätten erhöhte Benzolwerte gemessen.
Allerdings hat BP ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass die Ursache des Zwischenfalls untersuchen soll. Die Ergebnisse wollen BP und die Bezirksregierung Ende des Jahres den Umweltpolitikern in Gelsenkirchen vorstellen.
Sicherheitssystem umgebaut
Das System sei mit mehreren Sicherungen ausgestattet. Allerdings hatte Eon am 23. April eine von vier Einspeisungskanälen wegen Umbaus außer Betrieb gesetzt. Statt vier redundanten Systemen standen zum Zeitpunkt des Kurzschlusses nur zwei zur Verfügung.
Für Eon ist inzwischen auch klar, dass der Kurzschluss „durch einen externen Einfluss“ ausgelöst wurde, weil es keine direkte Beschädigung an der Anlage gab. Der Ausschussvorsitzende Manfred Lichtweis (SPD) hielt dies für eine „unbefriedigende Antwort“ und fragte nach: „Was heißt das?“ Worauf er von einem Eon-Geschäftsführer die Antwort erhielt: „Holz, Vogel, Katze“. Der Einwurf „Gibt es da keine Möglichkeit, die Leitungen besser zu schützen?“, blieb von Eon unbeantwortet.
„Wir sind mit dieser Aussage auch nicht zufrieden“, kommentierte BP-Mann Gillesen. „Seien Sie gewiss, dass wir erheblichen Druck machen werden.“