Gelsenkirchen-Buer. . Anwohner sind erbost. Gelsendienste plant nicht für jeden Verlust eine Ersatzpflanzung. Weitere zwei Bäume sollen in den nächsten Tagen fallen.
Ausgerechnet am arbeitsfreien Samstag wurden die Anwohner der Hülser Straße recht unsanft geweckt. „Um Punkt sieben Uhr kreischen die Kettensägen und die vorher durch Parkplatzabsperrungen angekündigten ,Baumarbeiten’ entpuppen sich als Komplett-Altbaumbestand-Zerlegung entlang der ganzen Kleingartenfront“, berichtet Corinna Böcker.
Die Anwohnerin der Hülser Straße ist entsetzt. Und steht mit ihrem Ärger nicht alleine da. Zahlreiche Anrufer erkundigten sich in der Redaktion. „Wer ist für diesen Umweltfrevel in dieser Nacht- und Nebelaktion verantwortlich?“, fragt auch Martin Schwaebe.
Eine Gefahr für die Menschen
Der Verantwortliche ist schnell gefunden: Für das Stadtgrün und die Bäume ist Gelsendienste zuständig. „Wir hatten vor etwa 14 Tagen sogenannte Trockenbrüche im Bereich der an die Hülser Straße grenzenden Kleingartenanlage Erholung“, berichtet Sabine Otthöfer, Abteilungsleiterin Stadtbildpflege bei Gelsendienste. „Die abgebrochenen Äste hatten einen Durchmesser von 20 bis 25 Zentimeter und wiesen Risse auf“, so Otthöfer.
Da herabfallende Äste in dieser Größe durchaus eine Gefahr für Menschen darstellen, habe man sich bei Gelsendienste entschlossen, einige Bäume zu fällen. Hinzu kam, dass die Kronen der etwa 80 Jahre alten Eichen sich einseitig ausgebildet hätten. „Wir konnten sie nicht beschneiden, weil sie zu eng aneinander standen“, sagt Otthöfer. Mit der Fällung hat Gelsendienste ein Firma beauftragt, die am Samstag zunächst 14 Eichen zerlegte. „Zwei weitere Eichen werden in den nächsten Tagen noch gefällt“, so Otthöfer.
Völliger Kahlschlag
„Sicher mussten wegen akuter Gefahren für Passanten Bäume entfernt werden. Das streitet niemand ab!“, meint Corinna Böcker. Die Verkehrssicherung dürfe aber nicht so weit gehen, dass man dann vorsichtshalber gleich alle Bäume umsägt. „Bei dieser Aktion wurde völlig übers Ziel hinausgeschossen. Drohender Astbruch und daraus resultierende Lebensgefahr für Passanten ist ein Totschlagargument für jede Fällaktion. Aber völliger Kahlschlag für unsere Sicherheit kann nicht die einzige Lösung sein“, sagt die Bueranerin.
„Wir haben der Fällaktion zugestimmt“, sagt der ansonsten für jeden Baum kämpfende Bezirksverordnete Karl Henke (Bündnis 90/ Die Grünen). „Die Argumentation von Gelsendienste war für uns in diesem speziellen Fall nachvollziehbar“, so Henke.
Neupflanzungen für die alten Eichen wird es nicht zwangsläufig geben. „Die Bäumer werden teilweise ersetzt“, sagt Otthöfer. „In welchem Umfang, kann ich aber nicht sagen.“ Nach der Hitzeperiode in diesem Sommer kann Corinna Böcker den Kahlschlag nicht verstehen. „Immer wieder wurde in den letzten Wochen eine bessere Planung für das Stadtklima gefordert – unter anderem mit mehr Baumbestand. Das passt für mich nicht“, so Böcker. Zudem ärgert sie sich darüber, dass die Anwohner von Gelsendienste nicht informiert wurden, und Nachfragen am Samstag ins Leere liefen.