Gelsenkirchen-Scholven. . Ein Instrument zu lernen ist das eine – Mitmusiker zu finden ist das andere. Bei der „Jam-Session“ der Musikschule im Bunker war beides möglich.
Die Band sitzt neben der Bühne. Das gehört zum Konzept. Die jungen Musiker sollen frei spielen, nicht nervös sein. Für sie ist es schließlich ein großer Moment. Sie sind angetreten bei der ersten „Jam-Session“ der „Musikschule im Bunker“, die gerade ihre Zweigstelle im Scholvener Kurt-Schumacher-Haus bezogen hat. Die Jugendlichen, die hier und heute auftreten, suchen Mitmusiker für ihre Band.
So wie Jutta. Sie spielt Schlagzeug und will das künftig in der Gruppe tun. Heute zeigt sie, was sie schon kann. Unterstützt wird sie von zwei Mitgliedern der Band „Schnitzel of destiny“, die sich auch in der privaten Musikschule fand. Sophie Pieper, Sängerin der Band und heute auch am Klavier aktiv, ist als Mitmusikerin eingesprungen, dazu aber auch seelische Unterstützung und Coach. „Ich bin gespannt, was hier entsteht“, sagt die junge Frau. „Ich schaue mal, wo ich heute gebraucht werde. Und dann helfe ich gerne.“
Schulen zeigten für Musikschule kein Interesse
Das könnte auch gleich noch nötig sein. Die Idee ist nämlich, dass nach der musikalischen Eröffnung das junge Publikum und die Nachwuchsmusiker zusammen kommen, sich vielleicht in kurzen Workshops ausprobieren, sich neue Bands formieren.
Oliver Zier, Kopf der „Musikschule im Bunker“, setzt seit Jahren erfolgreich darauf, über Bands die Bindung seiner Schüler an die Musik zu fördern. In Scholven wollte er eigentlich auch Außenstehende einbinden. „Ich habe 18 Schulen in der Umgebung angeschrieben“, sagt er. Interesse konnte er bislang nicht wecken.
„Auch in der Peripherie eine Anlaufstelle bieten“
„Wir wollen auch in der Peripherie eine Anlaufstelle bieten“, erklärt der Schlagzeug-Lehrer, der nicht aufgeben will. Dreimal im Jahr soll das Format künftig wiederholt werden. Vielleicht kämen dann ja Jugendliche aus dem Stadtteil. Michael Knös, Leiter des Kurt-Schumacher-Hauses, beruhigt: „In Scholven braucht immer alles etwas Anlaufzeit. Für das erste Mal ist es doch gut besucht. Und jetzt kann ich mir auch ein Bild machen und bei unseren Jugendlichen dafür werben.“
Wie ein Lauffeuer spricht sich herum, dass ein junger Mann im Raum ist, der keinen kennt, aber eine Band sucht. Das klingt gut. Hendrik spielt Gitarre. Allein. Das soll sich ändern. „Ich wollte immer in einer Band spielen.“ Welche Musik? „Das ist mir egal. Nur sollte es kein Schlager sein.“ Gerade lerne er „Try“ von „Pink“. Ein glücklicher Zufall. Das können ein paar andere Musiker auch. Aber ob sich der Debütant ein Vorspiel zutraut? „Wahrscheinlich nicht.“
Familien unterstützen Nachwuchs-Musiker
Drei junge Herren gehen nach vorne. Sie sind die jüngsten Musiker, die heute Verstärkung suchen. Die bisherige Besetzung: Ein Schlagzeug, zwei Gitarren. So rockt das Trio jetzt ordentlich den Saal. Das ist beeindruckend und charmant zugleich. Und da geht noch mehr, findet Musiklehrer Dennis Ebermann. Der steht neben der Bühne, gibt Handzeichen, mehr Gas zu geben. Das tun die Jungs auch – und geben so ihre Visitenkarte ab.
Stolz kommen die Nachwuchs-Musiker unter Applaus wieder zu ihren Familien. „Das war mein erster Auftritt und sehr spannend. Es hat Spaß gemacht“, sagt Ben (11). Alle sind sichtlich zufrieden.
„Es muss aber nicht immer so harte Musik sein“, meint Mit-Akteur Tim (11). In der künftigen Band sollen die „Top 100“ eine große Rolle spielen. „Als nächstes wollen wir ,River’ von Eminem und Ed Sheeran üben“, sagt Tim. Um richtig arbeiten zu können, brauchen sie aber einen Bassisten und einen Sänger. „Es wäre cool, wenn wir jemanden finden würden“, so Leo (12).