Scholven. Das umgebaute Kurt-Schumacher-Haus in Scholven wurde als Musikprobenzentrum wieder eröffnet. Ein Projekt der Heinz-Urban-Stiftung.

Dieses Haus hatte fast das Potenzial, dem Flughafen Berlin-Brandenburg Konkurrenz zu machen. Aber: In Gelsenkirchen ist man eben doch schneller. So hatte Ur-Falke Lothar Urban in seiner Eigenschaft als Vertreter der Heinz-Urban-Stiftung am Freitagabend endlich das lang herbeigesehnte Vergnügen, das neue Kurt-Schumacher-Haus (KSH) seiner ebenso neuen Bestimmung als Musikprobenzentrum „Beat Base“ zu übergeben.

Eine Art Generationentreff

Fortan ist der Falkentreff im Norden der Stadt eine Art Generationentreff. Kinder- und Jugendangebote oben im Haus, Musiker zwischen 14 und 40 plus in den nagelneuen Proberäumen im Keller.

Die Band „Schnitzel of Destiny“ feierte mit heißen Beats die Wiedereröffnung des Kurt-Schumacher-Hauses in Scholven, dem Jugendhaus mit Probenräumen der Falken.
Die Band „Schnitzel of Destiny“ feierte mit heißen Beats die Wiedereröffnung des Kurt-Schumacher-Hauses in Scholven, dem Jugendhaus mit Probenräumen der Falken. © Olaf Ziegler

Im April 2012 war es, als die ersten Umbaupläne mit Architekt Ralf Kleinau geschmiedet wurden. Kleinau ist selbst Musiker, weiß also, worauf es bei Proberäumen ankommt. Rasch fiel die Entscheidung: Ober- und Untergeschoss werden räumlich komplett getrennt und anstelle eines Lifts eine Rampe als Zugang zur „Beat Base“ gebaut. Was auch den Charme des inklusiven Zugangs hat. Anfang 2016 folgten Brandschutzkonzept, Lüftungsplanung, die Pläne für Elektro-, Sanitär- und Heizungsanlagen, der Bauantrag wurde gestellt. Mitte 2016 rückten die ersten Firmen an der Mehringstraße an.

Beim Aufstemmen der Wände wurde sichtbar, dass der Zahn der Zeit an den alten Leitungen genagt hatte. Also wurde die gesamte Betriebstechnik im Untergeschoss erneuert. Für die Rampe fällte der Bauverein Falkenjugend drei Pappeln in Eigenregie – und dann kam on Top der Bombenverdachtsmoment. Drei Monate Baustopp und … wieder zusätzliche Kosten. „Gefunden wurde nur eine alte Stahlzarge“, erinnerte Lothar Urban. „Anderes konnte ich mir auch nicht vorstellen. Falken sind gegen Waffen und wir haben bereits in den 1970ern unsere Einrichtungen zu atomwaffenfreien Zonen erklärt“, setzte er sarkastisch nach.

500 000 Euro an Stiftungsmitteln und Krediten

Knapp sechs Jahre nach der ersten Idee sind rund 500 000 Euro an Stiftungsmitteln und Krediten ins neue KSH geflossen. Angedacht waren ursprünglich mal 420 000 Euro. Das neue Zentrum solle, sagte Urban, „ein Ort für kreative Entwicklungen über Musikstilrichtungen hinweg werden, ein Ort der Begegnung.“

Oliver Zier und seine Musikschule im Bunker haben hier bereits ihr zweites Standbein eingerichtet. „Wenn wir da sind, steht unsere Tür offen für alle Musiker“, sagte er, froh, „dass wir hier endlich einziehen konnten“. Lob gab es für das neue Kurt-Schumacher-Haus auch von Bürgermeisterin Martina Rudowitz, die sich mit anderen Gästen umsah. Und bevor die Gruppe „Schnitzel of Destiny“ den Saal im Obergeschoss musikalisch seinem Schicksal übergab, brachte es Chris Formella von den Falken auf den Punkt: „Wir haben die Bude auf einen vernünftigen Stand gebracht.“

>>> INFO: Die Probenräume <<<

Zwei der acht Proberäume in der neuen „Beat Base“ sind noch frei und können angemietet werden. Zwei Gruppen können sich auch einen Raum teilen. Mails an:
lothar.urban@web.de

Eingezogen sind: „AppendX“, „Rusty Diamonds“, „Morning for tomorrow“, „Jelly Minds“, „Last Crew“, „Crush“, „Torn Strings“ und Musikschule im Bunker.