Beckhausen-Schaffrath. . Seit April wird die Giebelstraße in Gelsenkirchen saniert – und die Kunden bleiben weg. Nun verzögern sich die Arbeiten und die Händler drohen mit Schließungen.

  • Seit April, als die Sanierung der Giebelstraße im Schaffrath begann, bleiben die Kunden weg
  • Jetzt verzögern sich die Arbeiten und Händler sehen sich in ihrer Existenz bedroht
  • „Für die Infrastruktur des Stadtteils ist das eine Katastrophe“, sagt Thorsten Garbe (FDP)

Zur Eröffnung des Frisch-Marktes an der Giebelstraße im Schaffrath kamen 2014 Oberbürgermeister Frank Baranowski und die Bezirksvertreterin Ingrid Husmann (SPD). „Wir brauchen diesen Lebensmittelmarkt, benötigen die kurzen Wege“, sagte Husmann. Denn: „Wir haben den höchsten Prozentsatz an Menschen über 65 Jahren in Gelsenkirchen.“ Die Menschen könnten nicht mit ihrem Rollator über die Autobahnbrücke bis zum nächsten Discounter gehen.

Jetzt laufen diese Menschen Gefahr, genau das in Zukunft zu müssen. Denn Melanie Neureuther, die den Frisch-Markt betreibt, ist verzweifelt. Seitdem die Giebelstraße gesperrt ist, verzeichnet sie Einbußen von bis zu 50 Prozent.

„Baustelle macht alles kaputt“

Ähnliche Defizite beklagen Ingo Neumuth, der die Bäckerei in dem Markt beliefert, und Stavros Lemonakis, der den Imbissbetrieb nebenan besitzt. „Ich habe mich drei Jahre durchgekämpft“, sagt Neureuther, „Jetzt kommt die Baustelle und macht alles kaputt“. Wenn es so weiter gehe, müsse sie zum 1. Dezember schließen.

Verärgert ist das Trio über die sich hinziehenden Arbeiten. Zum Ende der Osterferien rollten eines morgens die Bagger an. „Wir waren im Vorfeld nicht informiert worden“, sagt Neureuther. Die Stadt habe erklärt, dass die Sanierungen Ende August abgeschlossen sein sollten.

Arbeiten bis in den November

Inzwischen ist Ende September, die Straße wurde gesperrt und mit einem Ende der Arbeiten ist nicht „vor Ende November zu rechnen. Stand heute“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann am Freitag auf WAZ-Nachfrage. Es habe Schwierigkeiten mit dem Untergrund und einem zu hohen Grundwasserspiegel gegeben.

„Für die Infrastruktur des Stadtteils ist das eine Katastrophe“, sagt Thorsten Garbe (FDP). Der Frisch-Markt sei der einzige fußläufig zu erreichende Supermarkt im Stadtteil. Es könne doch nicht angehen, dass die Bauarbeiten für eine defizitäre Situation bei den Unternehmern sorgten und sie im Anschluss die Sanierung noch anteilig bezahlen sollen.

„Haus Büscher“ schließt

„Die Anlieger müssen sich artikulieren“, fordert Martin Schulmann im WAZ-Gespräch. Und versichert: „Hilfsangebote gibt es eigentlich immer“. „Stimmt nicht“, erwidert Neureuther. Sie habe sich an den Oberbürgermeister gewandt. Es folgte ein Gespräch mit dem Verkehrsdezernat.

„Ohne Erfolg“, sagt sie. Jetzt suchen die drei Unternehmer Unterstützung bei der FDP. „Wir lassen uns das nicht gefallen“, sagt der im Schaffrath gut vernetzte Thorsten Garbe. Und weist darauf hin, dass Ende 2017 auch die Gaststätte „Haus Büscher“ schließt. „Der Ärger im Stadtteil ist groß“, weiß er. „Wir wollen, dass Schaffrath liebens- und lebenswert bleibt.“

Im WAZ-Gespräch signalisiert Schulmann dann doch ein Entgegenkommen: „Unter bestimmten Umständen haben die Unternehmen Anspruch auf finanziellen Ausgleich“, stellt er in Aussicht. „Interessant“, sagt Neureuther. „Wäre toll, wenn die Stadt uns das auch einmal sagen würde.“