Nach acht Monaten können die Schaffrather wieder im eigenen Stadtteil einkaufen. Melanie Neureuther hat gestern die Nachfolge von „Dani“ angetreten. Und sie bietet einiges, um den Stadtteil mit dem höchsten Prozentsatz an Menschen über 65 Jahren in Gelsenkirchen, neu zu beleben

Melanie Neureuther heißt die Neue, und nach dem Ansturm gestern Morgen könnte man meinen, dass die 36-Jährige eine würdige Nachfolgerin der Institution „Dani“ im Schaffrath werden kann. Der gesamte Ortsteil hatte sich aufgemacht, bei der Neueröffnung des „Frischmarktes“ an der Giebelstraße dabei zu sein.

Das kleine Café von Ute und Ingo Neumuth war bis auf den letzten Platz besetzt, in den Warengängen stauten sich die Einkaufswagen. „Ich bin zufrieden“, lacht Melanie Neureuther. „Aber ich hoffe auch, dass die Kunden mir treu bleiben, und nicht nur kommen, wenn sie eine Flasche Wasser vergessen haben“.

Aus nach 54 Jahren

Nach 54 Jahren vor Ort hat Jürgen-Willi Danielowski am 30. September letzten Jahres seinen Laden abgeschlossen, „weil sich der ganze Aufwand finanziell nicht mehr lohnt“.

Der 47-Jährige hatte das Geschäft 2002 von seinem Vater übernommen, dem beliebten Firmengründer, der bei allen im Ort nur „der Dani“ hieß, oder eben: „der Willi“.

Die Angst ist verständlich. Denn ihr Vorgänger Dani hatte die schwindende Kundschaft verantwortlich gemacht für die Schließung seines Lebensmittelladens im September 2013. „Wenn die Leute nicht vorbeikommen, können wir ihnen auch nichts verkaufen“, hatte er damals gegenüber dieser Zeitung gesagt.

Aber die Schaffrather haben unter der Schließung gelitten. „Wir brauchen diesen Lebensmittelmarkt, benötigen die kurzen Wege“, sagt Ingrid Husmann, SPD-Bezirksverordnete aus dem Stadtteil. „Wir haben den höchsten Prozentsatz an Menschen über 65 Jahren in Gelsenkirchen“, erläutert sie. Die Menschen könnten nicht mit ihrem Rollator über die Autobahnbrücke bis zum nächsten Discounter gehen.

Husmann hat sich für die Neuansiedlung eines Supermarktes stark gemacht. „In Gesprächen mit den Menschen vor Ort habe ich immer wieder erfahren, dass ein Supermarkt vermisst wird“, sagt sie. Drogerieartikel, Fleisch, Blumen, Brot und Kuchen – das seien die Dinge gewesen, die die Schaffrather gern vor Ort kaufen würden.

Kostenlose Lieferung frei Haus

Melanie Neureuther hat ihr Sortiment den Wünschen entsprechend aufgebaut. „Wenn den Leuten etwas fehlt, können sie es mir sagen“, erklärt die gelernte Pferdewirtin und ehemalige Schlecker-Mitarbeiterin. Sie werde das Angebot den Bedürfnissen entsprechend ändern. Zudem verhandelt sie gerade noch mit Firmen, die in dem Geschäft eine kleine Postfiliale errichten möchten. Nicht nur für die Senioren in Schaffrath hat sich das Leben seit gestern verändert. Sie haben mit der Bäckerei „Ratzko/Neumuth“, die bereits im Dezember eingezogen ist, einen kleinen neuen Treffpunkt bekommen, wo sie bei einer Tasse Kaffee oder Tee gemütlich plauschen können.

Und sie haben jetzt auch wieder einen Supermarkt mit einem ganz besonderen Service: „Ab einen Einkauf von 15 Euro liefern wir die Ware kostenlos nach Hause“, sagt Melanie Neureuther.