Gelsenkirchen-Buer. . Nach 15 Jahren als Gemeindereferentin in St. Urbanus geht Schwester Carmen Reifenscheid in den Ruhestand. In Bonn wagt sie einen Neuanfang.
Mit rotem Badeanzug am Nordseestrand, im Dinosaurier-Kostüm zum Karneval und donnerstags zum Feierabendmarkt auf die Domplatte – Wein trinken und plauschen: Das Klischee einer Ordensfrau sieht anders aus. Viele Gläubige in St. Urbanus wissen freilich sofort, dass von Schwester Carmen Reifenscheid die Rede ist, „ihrer“ Gemeindereferentin. Nach 15 Jahren in Buer wurde sie jetzt offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Damit geht zugleich die letzte „Arme Dienstmagd Jesu Christi“ im Bistum Essen.
Nur die Füße hochlegen, faulenzen: „Das ist nichts für mich“, ließ sie die Gemeinde wissen, die ihr eine fröhlich-wehmütige Abschiedsfeier bereitete. Nach Urlaub und Umzug will sie in Bonn/Bad Godesberg im Rheinviertel durchstarten, ehrenamtlich versteht sich. Dass sie dort kaum jemanden kennt: sei’s drum. „Die Gemeinde ist sehr lebendig“, das muss für den selbstgewählten Neuanfang reichen. „Es ist ja nicht nur ein Abschied, sondern auch ein Aufbruch mit göttlicher Kraft.“
„Ich werde die vielen herzlichen Menschen vermissen“
Was sie in Buer vermissen wird? „Die vielen herzlichen Menschen; da sind viele Freundschaften entstanden.“ Gelegenheiten dazu gab es reichlich: Als sie 2002 aus Herz-Jesu Hüllen nach St. Urbanus – damals noch eigenständig – kam, übernahm sie die Kommunion-Vorbereitung, führte Kindergartenkinder wie Grundschüler an den Glauben heran und betreute Ferienfreizeiten auf ihrer Lieblingsinsel Wangerooge („das waren besonders tolle Momente“). Ab 2008 beerdigte sie auch.
Propst: „Bleibende Größe in St. Urbanus“
Mit alltagsnahen, kindgerechten Predigten und musikalischen Elementen – die 70-Jährige spielt Gitarre, Quer- und Blockflöte – drückte sie zahllosen Familiengottesdiensten ihren Stempel auf und sorgte dafür, dass der Glaubensfunke auf (nicht nur) kleine Besucher übersprang. „Sie war eine bleibende Größe in St. Urbanus“, würdigte Propst Markus Pottbäcker ihr Engagement – war sie doch immer im Dienst: „Ihre Cityseelsorge beim Feierabendmarkt war eine wunderbare Form, Kirche präsent zu machen.“
Dass sich manche Kinder von ihr begeistern ließen, auch wenn die Eltern der Kirche nicht nah standen: Das war für die gelernte Erzieherin immer ein besonderes Geschenk. Den Kontakt (nicht nur) zu ihnen möchte sie halten: „Nur wer geht, kann auch mal wiederkommen.“