Gelsenkirchen-Buer. . St. Urbanus Buer hält als erste Gemeinde im Bistum als besonderes Seelsorge-Angebot einen Audio-Kreuzweg bereit. Technik spricht alle Sinne an.

  • St. Urbanus in Buer bietet Audio-Kreuzweg für Smartphone- und Tablet-Nutzer an
  • Kostenloses Seelsorge-Angebot ist bislang einzigartig im Bistum Essen
  • Initiator Marc Bothe will Gläubigen besondere Glaubenserfahrung mit allen Sinnen ermöglichen

Mit Smartphone oder Tablet ins Gotteshaus – das ist ab sofort ausdrücklich erwünscht in der St.-Urbanus-Kirche in Buer. Die Absolution fürs fromme Daddeln haben die Gläubigen zwar nicht bekommen, die Lizenz zum Beten mit Hilfe digitaler Technik aber sehr wohl: Pastoralassistent Marc Bothe hat für die Gemeinde einen Audio-Kreuzweg entwickelt, der den Kirchenbesuch zu einem Erlebnis für nahezu alle Sinne machen soll.

„Mit den Ohren beten“ hat Bothe (35) das neue lokale Seelsorge-Angebot der größten Gemeinde Deutschlands übertitelt, das in dieser Form einzigartig ist im Bistum Essen. Wer sich über Wlan mit „urbanus-audio“ verbindet – möglich ist dies nur vom Innenraum der Kirche aus –, kann Texte zu den 14 Stationen des Kreuzwegs hören. „Verfasst und eingesprochen haben sie Propst Markus Pottbäcker, Kaplan Marius Schmitz, Gemeindereferentin Schwester Carmen Reifenscheid und ich“, erläutert Bothe.

„Uns ging es bei dem Audio-Kreuzweg um eine besondere Glaubenserfahrung“

Nutzbar ist der Audio-Kreuzweg nur über das Wlan vom Innenraum der St.-Urbanus-Kirche aus. Im Internet zu surfen, ist nicht möglich.
Nutzbar ist der Audio-Kreuzweg nur über das Wlan vom Innenraum der St.-Urbanus-Kirche aus. Im Internet zu surfen, ist nicht möglich. © Thomas Schmidtke

Was die Gläubigen da „am liebsten über Kopfhörer“, so Bothe, auf die Ohren bekommen, sind nicht nur Erläuterungen der Bilder, die 1914 von den Künstlern A. und P. Windthausen auf Kupferplatten gemalt wurden; ein Schwerpunkt der Texte liegt vielmehr in der Erklärung des historischen Kontexts und in der Übertragung auf die heutige Lebenswirklichkeit.

„Uns ging es bei dem Audio-Kreuzweg um eine besondere Art der Glaubenserfahrung. Die neuen Medien sind da nur ein Mittel zum Zweck, Kirchenbesucher auf andere Weise für religiöse Inhalte zu interessieren. Sie selbst bestimmen dabei Uhrzeit, Reihenfolge und Tempo für diese besondere Form der Auseinandersetzung, ob nun als Begleitung beim persönlichen Gebet, als gemeinsame Erfahrung mit anderen oder einfach nur, um den Raum der Kirche mit allen Sinnen auf sich wirken zu lassen.“

Technische Vorbereitungen nahmen rund ein Jahr in Anspruch

Rund ein Jahr nahmen allein die technischen Vorbereitungen in Anspruch. Unterstützt wurde der Pastoralassistent dabei von dem selbstständigen System-Administrator Michael Simon aus Duisburg und dem Studenten Dennis Kröger, Vorstandsmitglied des Vereins Hackerspaces Bochum (labor e.V.).

„Wir wollten schließlich nicht das Erscheinungsbild der Kirche durch technische Einbauten verändern und auch verhindern, dass Besucher über unser Wlan im Internet surfen können.“ Die Technik ist nun im Beichtstuhl und hinter der Liedanzeige-Tafel verborgen; Zugriff haben die Nutzer allein auf den Audio-Kreuzweg.

Schon erste Präsentation nach dem Gottesdienst überzeugte viele Gläubige

Der hat freilich schon bei der ersten Präsentation überzeugt: „Besonders für junge Leute ist das ein tolles Angebot! So können sie den Kirchraum viel bewusster wahrnehmen“, schwärmte etwa Christel Jäger (79). „Die Kreuzweg-Betrachtung ist bei Jugendlichen ja nicht so verbreitet. Vielleicht hilft die neue Technik, das zu ändern“, meinte Theresa Queckenberg (17), während Tristan Timpert (24) das Angebot für touristisch attraktiv hielt.

Propst Markus Pottbäcker jedenfalls war beeindruckt von diesem „wahren Geschenk des Glaubens“, das noch viel Potenzial für die Zukunft biete. In der Tat: Als nächstes Projekt plant Bothe, die Weihnachtsgeschichte in mehreren Teilen einzusprechen und Orgelmusik abspielbar zu machen.