Gelsenkirchen-Hassel. . Kaffee, Kuchen, Klönen: Dieser Dreiklang für Besucher des Senioren-Cafés AT der St.-Michael-Gemeinde in Hassel ist in Gefahr, weil Helfer fehlen.
Kinder, Küche, Kirche: Dieser Dreiklang galt – wenn überhaupt – vor Jahrzehnten für die Besucher des „Café AT St. Pius“ der Hasseler St.-Michael-Gemeinde. Was sie heute, im Rentenalter, schätzen, ist „Kaffee, Kuchen, Klönen“. Das Problem: Nach einer gelungenen Wiederbelebung vor drei Jahren fehlen dieser Traditionseinrichtung nun erneut Helfer, die die Gäste bewirten. „Damit steht die Altentagesstätte mittelfristig vor dem Aus“, sorgt sich Hermann Spickermann, Gemeindereferent mit Koordinierungsaufgaben.
Gut, die Zeiten, als das Café AT täglich brummte und die ehrenamtlichen Mitarbeiter ordentlich ins Schwitzen brachte, sie sind mehr als 30 Jahre vorbei. Aber bis vor eineinhalb Jahren öffnete es noch viermal pro Woche und ermöglichte den bis zu 22 nicht mehr ganz so mobilen Besuchern aus dem Quartier, vor die Tür zu kommen und bei Kaffee für 50 Cent und selbstgebackenem Kuchen für einen Euro Neuigkeiten auszutauschen.
„Manchmal lachen die alten Damen wie Teenager“
Von den einst 33 Helfern können mittlerweile aber aus Krankheits- oder beruflichen Gründen nur noch 16 Frauen und Männer ein-, zweimal im Monat ihren Dienst verrichten, „so dass wir derzeit nur donnerstags und freitags öffnen können“, bedauert Manuela Meißner-Glasenapp, zuständig für die Café-Planung und Organisation – aber beileibe nicht nur: Regelmäßig ist sie es selbst, die mit großer Leidenschaft neue Kuchenrezepte ausprobiert, Kaffee kocht, die Tische eindeckt und dafür sorgt, dass der Gesprächsfaden nicht reißt.
Das freilich kommt eher selten vor. „Manchmal geht’s bei den alten Damen zu wie in der Jugenddisko. Sie quatschen, lachen und quietschen wie Teenager. Da geht mir das Herz auf, wenn ich sehe, wie sie aus sich herausgehen, erst recht zu Karneval oder beim Adventskaffeetrinken!“ Verlorene Zeit sei diese Stunden auf keinen Fall, könne doch jeder seine Talente einbringen: als Bäcker, Kellner oder Alleinunterhalter.
„Wir wollen ein Segen für den Stadtteil sein“
„Wenn es die Altentagesstätte nicht mehr gäbe, kämen viele Senioren nicht mehr vor die Tür, weil ihnen die Wege zum ,Bonni’ oder gar nach Buer zu weit sind“, weiß die Hausfrau (52), dass nicht jeder Café-Gast Familienangehörige im Stadtteil hat, die ihn besuchen.
Für Gemeinde-Leiter Spickermann ist das Café AT mit seinem Konzept, gesellschaftlicher Isolation vor Ort entgegenzuwirken, wichtiger Bestandteil des Gemeinde-Anspruchs, als „Sozialkirche“ in den Stadtteil zu wirken. „Wir wollen ein Segen für Hassel sein und den Menschen etwas Gutes tun“, verweist er auf die Tafel-Ausgabestelle, die Kleiderstube und das Repair-Café. „Aber ohne Ehrenamtliche funktioniert das leider nicht.“