Gelsenkirchen-Hassel. . Von Johannes Pommerening 1917 gegründet, feiert die Hohenzollern-Apotheke in Hassel den 100. Geburtstag mit einer Festwoche – und Hundeleckerlis.

Wenn die Hasseler Hohenzollern-Apotheke an der Polsumer Straße 168 in diesen Tagen ihren 100. Geburtstag feiert, deutet nichts hin auf die schwierigen Startbedingungen des Gründers Johannes Pommerening: Der „Steckrübenkriegswinter“ 1916/17 war kaum überstanden, die Lebensmittelversorgung noch nicht normalisiert, als er im Mai die erste „Apotheke in Buer-Hassel“ eröffnete.

Nötig war sie allemal: „Die Menschen kamen von weither zu Fuß, per Rad oder Pferdekutschen“, erinnert sich Apothekerin Inga Wirth-Pommerening (72) an die Erzählungen ihres Vaters. 100 Jahre später gibt’s drei Mitbewerber am Ort, die Herausforderung Internethandel – und einen Stammkundenanteil von 90 Prozent, der immer noch das gleiche will wie 1917: kompetente Beratung, Schwätzchen inklusive.

Zur Gründungszeit war Hassel ein idyllisches Dorf

100 Jahre hin oder her: Apothekerin Stephanie Hülswitt-Wirth (41), die das Geschäft seit 2013 in vierter Generation führt, kennt Namen und Krankheiten der meisten Kunden – wie damals ihr Urgroßvater. Er gründete die Apotheke zu einer Zeit, als St.-Theresia- und Markus-Kirche noch nicht gebaut waren und sich neben dem Haus eine grüne Wiese befand: Hassel war ein idyllisches kleines Dorf.

Nach seinem Tod 1936 verpachtete dessen Witwe Erna die Apotheke an Ernst Kutzner, der sie in Hohenzollern-Apotheke umbenannte. 1951 übernahm Pommerenings Sohn Herbert das Geschäft, das nach seinem plötzlichen Tod 1968 an Alexander Moog verpachtet wurde. 1971 ging die Geschäftsleitung mit Inga Wirth-Pommerening wieder an die Familie. Die 72-Jährige steht auch nach der Übergabe an ihre Tochter noch regelmäßig in der Apotheke.

Muttersprachliches Übersetzungsangebot für Migranten

In einem Gift-Buch wurde zwischen den 1920er und 1950er-Jahren die Abgabe von Pflanzenschutz- und Tiervertilgungsmitteln eingetragen.
In einem Gift-Buch wurde zwischen den 1920er und 1950er-Jahren die Abgabe von Pflanzenschutz- und Tiervertilgungsmitteln eingetragen. © Thomas Schmidtke

„Die Leute wollen gerne von den gleichen Mitarbeitern bedient werden. Besonders Senioren schätzen das Gespräch über die Ladentheke hinweg“, ist ihre Erfahrung. Experimente mag da auch ihre Tochter Stephanie Hülswitt-Wirth nicht machen. „Wir sind eine klassische Apotheke ohne Filialen, die auf fundierte Kompetenz und guten Service setzt. Darauf basiert das Vertrauen der Kunden. Dieses Prinzip haben wir nicht neu erfunden, machen es aber seit 100 Jahren gut.“

Dazu gehören ein muttersprachliches Übersetzungsangebot für Kunden mit türkischem Migrationshintergrund, zweimal täglich die Auslieferung von Medikamenten mit dem „Pillenmobil“ und – mit Unterstützung des PC – eine Kundenkartei, die vor Kontra-Indikationen von Medikamenten warnt und deren Wechselwirkungen auflistet. „Diesen Service bieten Internet-Apotheken in dieser Form nicht, und das haben viele Kunden mittlerweile auch gemerkt.“ Ach ja, ein Herz für Hunde hat die Hohenzollern-Apotheke auch. Die Vierbeiner wissen längst: Dort gibt’s Leckerlis.