Essen. Wähler verstopfen Zufahrtsstraßen und den Vorplatz der Grugahalle. Pendler und Anwohner klagen über lange Staus und Hupkonzerte. Was zu tun ist.
Die Messe Essen und der Stadtverkehr – ein Thema, das vor allem bei den großen Publikumsmessen immer wieder für Verdruss sorgt. Was sich aber seit Samstag, 20. Mai rund um Alfredstraße und Norbertstraße abspielt, stellt selbst manches Motorshow-Wochenende noch locker in den Schatten: Die Stichwahl um die türkische Präsidentschaft sorgt rund um die Messe für ein riesiges Verkehrschaos, das noch gesteigert wird durch den Lärm unregelmäßig anhebender Hupkonzerte. „Was wir derzeit hier erleben, spottet jeder Beschreibung“, meint eine genervte Anwohnerin.
Die zeitlich komprimierte Stichwahl erhöht die Verkehrsprobleme in Essen erheblich
Rund 121.400 wahlberechtigte türkische Bürger und Doppelstaatler leben im Einzugsbereich des Essener Generalkonsulats, das die Grugahalle als großes Wahllokal gemietet hat. Bereits bei der ersten Runde der Wahl vom 27. April bis zum 9. Mai nutzten viele ihr Wahlrecht, auch das führte schon zu großem Andrang und Staus. Nur: Was sich damals auf zwei Wochen verteilte, wird im zweiten Durchgang auf fünf Tage komprimiert. Entsprechend mehr Menschen drängen nun jeden Tag in die Grugahalle, und die meisten reisen mit dem Auto an.
Die Polizei ist zwar vor Ort, kann aber auch nicht viel an der Verkehrslage ändern. „Wenn es ein Problem gibt, können wir zeitnah eingreifen“, sagt Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato. Doch Staus auflösen und für mehr Parkraum an der Grugahalle sorgen, könne man halt auch nicht. Und die Hupkonzerte lassen sich ebenfalls schlecht ahnden.
Die meisten Wähler zieht es auf den Parkplatz direkt vor der Halle, der das nicht verkraftet
Sie entstehen offenkundig, weil es viele potenzielle Wähler auf den Parkplatz P 1 direkt vor der Grugahalle zieht, der solchen Andrang allein jedoch nicht verkraftet. Wer dann keinen Parkplatz findet, versucht im Halteverbot zumindest schon mal rasch seine Angehörigen abzusetzen. Der Frust über die Warterei im Stau und das komplizierte Rangieren direkt vor der Halle verführt dann zum Druck auf die Hupe, was andere Autofahrer wiederum einstimmen lässt.
„In ein paar Tagen ist die Sache vorbei“, versucht es Schwarz-Pettinato mit einem Trost für die Anwohner. Das ist korrekt: Bis Mittwoch, 24. Mai einschließlich ist das „Wahllokal“ Grugahalle noch geöffnet, und zwar täglich von 8 bis 22 Uhr. Zu befürchten ist allerdings, dass an den letzten zwei Tagen wegen des Torschluss-Effektes sogar noch mehr Wähler kommen als an den ersten.
Alfredstraße und Norbertstraße werden zur Stop-and-go-Zone
Schon um 6 Uhr morgens stehen die ersten Wähler vor der Halle, obwohl man erst ab 8 Uhr sein Kreuz machen kann. Um diese Zeit ist der P 1 noch nahezu leer. Das ändert sich dann im Laufe des Vormittags dramatisch, zumal eben viele sich lieber in den Stau stellen als von vorne herein Alternativen wie etwa den großen Messe-Parkplatz P 2 zu wählen. Folge: Die rechte Fahrspur der Alfredstraße in Südrichtung, sowie die linke in Nordrichtung und die gesamte Norbertstaße werden zur Stop-and-go-Zone. Mit Folgen auch für viele Berufspendler, die teils deutlich länger als sonst unterwegs waren.
Was macht die Messe Essen, die schließlich als Vermieter der Halle eine Verantwortung hat, die Ströme zu lenken? „Unser Parkkonzept sieht für die türkische Stichwahl die Parkplätze P 1, P 2 und P 3 vor, die sich alle in unmittelbarer Nähe zur Grugahalle befinden“, sagt Messe-Sprecher Tom Kraayvanger. „Diese Parkplätze sind über unser Parkleitsystem ausgeschildert und reichen für das aktuelle Besucheraufkommen mehr als aus“, so der Sprecher.
Zur Türkei-Wahl gesellt sich ab Dienstag auch noch die Messe E-World
Darüber hinaus habe man Personal im Einsatz, dass die Wähler auf die Parkflächen aufmerksam macht. Kraayvanger: „Um den Verkehrsdruck zusätzlich zu mindern, machen wir mit türkischsprachigen Schildern auf Halteverbotszonen am Messeplatz aufmerksam.“ Ob dies auch wirkt, ist eine andere Frage. „Wie bei allen Veranstaltungen sind wir natürlich darauf angewiesen, dass die Besucherinnen und Besucher unserem Verkehrsleitsystem und den Anweisungen des Personals auch folgen.“
Am Dienstag, 23. Mai und am Mittwoch 24. Mai gesellt sich zur Türkei-Wahl auch noch die Leitmesse E-World energy&water mit ihren 800 Anbietern und potenziell rund 15.000 Fachbesuchern. Bei Pendlern und Anwohnern und natürlich bei Messe-Besuchern und türkischen Wählern dürfte also noch einmal sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen gefragt sein. Und ortskundige Autofahrer sind gut beraten, die Gegend um die Messe, großzügig zu umfahren, wenn sie dort nicht zwingend hinmüssen.