Essen. .
Eigentlich hatte Helge Jepsen nie etwas anderes als Zeichnen im Kopf. Egal, ob für Playboy, Stern, Wirtschaftswoche oder seine Stammkneipe de Prins: Die Handschrift des 44-Jährigen ist unverkennbar.
Bei einigen Menschen wird der Lebensweg schon in frühester Kindheit vorgezeichnet. Das ist bei Illustrator Helge Jepsen wörtlich zu verstehen. „Schon als Dreijähriger war ich im Laufstall eigentlich nur mit zwei Dingen ruhig zu stellen - mit Stift und Papier oder mit einer Zeitung, wegen der vielen bunten Bilder“, sagt der 44-Jährige. Der Exil-Rüttenscheider kam vor über 20 Jahren als Nordlicht aus Flensburg zum Studium an die Folkwang-Hochschule nach Essen. Was im Ursprungsgedanken in einer eigenen Werbeagentur enden sollte, hat sich mittlerweile zum Traum jedes frei schaffenden Künstlers entwickelt. Jepsen entwarf T-Shirt-Designs in New York und zeichnete anschließend für Magazine wie den Stern, die Wirtschaftswoche und den Playboy. Mit der Veröffentlichung seines ersten Buches „Männerspielzeuge“ setzte er dem Ganzen im vergangenen Jahr die Krone auf.
Abgehobene Künstler-Attitüden sucht man trotz des Erfolgs bei Jepsen vergeblich. Kaffee- und Nikotinkonsum sind die einzigen Klischees, die der Illustrator nur zu gern erfüllt - am liebsten im De Prins. Für seine Stammkneipe am Isenbergplatz entwarf Jepsen neben dem Logo und der Speisekarte auch diverse Schilder, die perfekt zum Interieur des „Holländers“ passen. Die Handschrift von Helge Jepsen erkennt man sofort - vor allem die amerikanische Typographie der 50er- und 60er-Jahre hat es ihm angetan. Das wurde durch seinen insgesamt zwölfmonatigen Aufenthalt in New York noch verstärkt. Während seines Studiums hatte ihn ein T-Shirt-Designer entdeckt und in den Big Apple geschickt. „Dort hatte ich völlig freie Hand. Mich haben vor allem die Schilder und Firmenlogos in Amerika geprägt. Die Retroschriften beeinflussen mich bis heute“, sagt Jepsen.
„Ich assoziiere einfach permanent“
Woher er seine Inspiration nimmt, kann Jepsen gar nicht so genau sagen. „Ich assoziiere einfach permanent“, sagt er. Sein Anliegen sei, nicht immer das Naheliegendste zu zeichnen. Einen Geier als Symbol für eine Firmenpleite würde Jepsen niemals zu Papier bringen. „Bei meinen Aufträgen für die Wirtschaftswoche habe ich von den manchmal vier Faxseiten nur zwei Absätze verstanden. Mit wurde dann immer gesagt, ich würde komplexe Themen schön vereinfachen. Den Rest habe ich schlichtweg einfach nicht kapiert“, sagt Jepsen und lacht - wie so oft. Dasss ihm sein Job Spaß macht, merkt man dem 44-Jährigen an.
Deswegen bringt Jepsen mit „Frauenspielzeuge“ im Oktober auch sein nächstes Buch heraus. Wimpernzangen, Schuhe, das kleine Schwarze, Milchkaffee: Wie beim Vorgänger „Männerspielzeuge“ bedient sich Jepsen altbekannten Geschlechterklischees. Auch, wenn das Thema nicht neu ist: Es derart künstlerisch umgesetzt zu sehen, macht Spaß - nicht nur beim Lesen, sondern vor allem beim Durchblättern der detailverliebten Bilder. „Wenn ich könnte, würde ich nur Gegenstände und Autos zeichnen“, sagt Jepsen.
„Dukes of Downtown“ erobern die Rüttenscheider Straße
Zumindest für letzteres hat der motorenverliebte Zeichner am 11. September wieder die beste Gelegenheit. Dann wird die Rüttenscheider Straße für die Auto-Parade „Dukes of Downtown“ gesperrt, die Jepsen gemeinsam mit Zweibar-Inhaber Phil Hinze im vergangenen Jahr ins Leben rief. „Wir saßen einen Nachmittag auf der Rü und uns ist aufgefallen, wie viele schöne Autos hier lang fahren. Der Rest kam von selbst“, erklärt Jepsen die Geburtsstunde der „Dukes of Downtown“. Im vergangenen Jahr zeichnete er jedes teilnehmende Auto und verarbeitete die kleinen Kunstwerke anschließend zu einem Quartett. In diesem Jahr soll ein Sammelalbum erscheinen. Mitmachen kann nach Eigenwerbung übrigens jeder, „der ein geiles Auto fährt“ - das nicht zwangsläufig amerikanisch sein muss, wie Jepsen betont. Natürlich sei es zeitaufwändig, jedes Fahrzeug zu zeichnen. Jepsen sieht’s gelassen. Was andere als Arbeit ansehen, ist für in schließlich etwas anderes: Leidenschaft.