Rüttenscheid. Männer haben Sprit im Blut. Das weiß Phil Hinze, Inhaber der „Zweibar”, ganz genau. Schließlich paradieren sie täglich in ihren Kutschen an seiner Kneipe im unteren Bereich der Rüttenscheider Straße, Richtung Glückauf-Haus, vorbei.
Zur Kraft(-fahrzeug)-Parade luden jetzt der Gastronom und Designer Helge Jepsen auf die Meile zwischen Stern und Witteringstraße. Zusammen sind die beiden die „Dukes of Downtown”: unterwegs im Namen des Standortes.
„Wir wollen den unteren Bereich der Rüttenscheider Straße beleben”, erläutert Hinze und wedelt mit den Armen. Gerade muss er eine Kolonne blubbernder US-Polizeiwagen, angeführt von einer Harley-Davidson, auf die mittlerweile raren freien Plätze auf der Rü dirigieren. Tür an Tür reihen sich Klassiker, und solche, die es einmal werden sollen. Neben dem chromblitzenden Epigonen der US-Auto-Szene schlechthin, einem 1957er Chevrolet Bel Air, stehen hier unter anderem einheimische Größen der 60er und 70er Jahre wie Capri und Taunus oder röhrende italienische Flitzer. „Ganz einfach coole Karren”, beschreibt Phil Hinze die Auswahl. Hier geht es um Männerspielzeug.
Damit kennt sich Designer Helge Jepsen gut aus. Einen Schwung Vorab-Exemplare seines Buches mit dem gleichen Titel hat der Rüttenscheider, der im Umfeld sein Büro betreibt, gleich mitgebracht. Die knapp 40 Fahrzeuge des Tages wird er bis Weihnachten für ein Quartett zeichnen. „Männer stehen eben auf Autos”, stellt er fest.
Und „Dukes” erst recht. Zwischen 1979 und 1985 waren die Brüder „Duke” im imaginären Hazzard-County in der gleichnamigen TV-Serie durch das US-Vorabendprogramm gekurvt. Neben der reizenden Cousine Daisy in chronisch knappen Jeansshorts nistete sich vor allem der Schlitten der Rednacks, ein natürlich roter 69er Dogde Charger, ins Unterbewusstsein der Jugendlichen vor der Glotze ein. Der Stoff, aus dem die Träume sind.
Und genau so einen Traum hat sich Dirk Klötzing erfüllt. Rot, bullig und geduckt, 6,1 Liter Hubraum mit 438 PS, zwar kein Charger, aber fast ein Challenger vom gleichen Hersteller im Retro-Design, Baujahr 2008 – eine echte Seltenheit auf Deutschlands Straßen. „Ich habe einfach ein Dauergrinsen, wenn ich den Schlüssel herumdrehe”, berichtet er. Das hat sein Tankwart auch im Gesicht, wenn Klötzing ihn besuchen kommt. 20 Liter auf 100 Kilometern schlagen ein in die Haushaltskasse. Und die Gattin? „Die ist tolerant. Wenn ich's brauche, sagt sie immer”, erzählt er.
Patrick Bouvelle kennt die Dialoge. „Wenn meine Freundin nicht dahinter stünde, würde so ein Hobby nicht funktionieren”, sagt er. Sein Hobby erblickte im Jahr 1963 als amerikanische Familienkutsche das Licht der Welt. Heute ist der Chevrolet Impala der Klassiker der Lowrider-Szene. Der was? Bouvelle grinst, verweist auf die Show.
Man könnte auch sagen: den Showtanz. Dass coole Männer nicht tanzen, ist klar. Dass das aber „coole Karren” können, haben bislang nicht so viele der zahlreichen Zuschauer hautnah erlebt. Staunend schauen sie dabei zu, wie Bouvelle das Heck seines Lowriders über eine spezielle Hydraulik auf Augenhöhe hochfährt. Nicht jeder Hintern braucht Downtown knappe Jeans-Shorts.
Die Musik setzt ein, ein Zittern durchläuft das Auto, dann fährt es in schneller Folge auf und ab. Auch zwei Tonnen Lebendgewicht können hüpfen. Und die Damen? Die grinsen. Und wahrscheinlich denken sie sich ihren Teil.