Essen-Rüttenscheid. . Der Rüttenscheider Künstler und Designer Gabor Doleviczenyi gehört zur ersten Generation, die die Straßenkunst nach Essen brachte.

Gabor Doleviczenyi entdeckte seine Leidenschaft für Graffiti, als es den Begriff „Street Art“ noch gar nicht gab. Als diese Form der Kunst noch gesellschaftlich geächtet und ausschließlich als Ausdruck des Protests und nicht der Selbstverwirklichung gewertet wurde.

Damals musste er für die feinen Linien in seinen Bildern noch Sprühköpfe von Haarspraydosen nutzen, experimentierte viel mit Farben, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. „Es gab ja nur den Baumarkt und keine Fachgeschäfte, die sich auf Graffiti spezialisiert haben“, erinnert sich der 36-Jährige an seine Anfänge, in denen die Stadt meistens nachts zu seiner Leinwand wurde. Heute gehört der Rüttenscheider Diplom-Designer zu den bekanntesten Wandmalern der Stadt, hat sich mit seiner Agentur „Zinnober“ selbstständig gemacht. Außerdem ist er Bühnenbildner für das Tanztheater-Kollektiv Unusual Symptoms.

Unterstützer für weitere Gestaltung an der Hedwigstraße gesucht

Sein jüngstes Werk ist seit Kurzem auf dem Spielplatz an der Hedwigstraße zu bestaunen; ein Herzensprojekt, das er ehrenamtlich mit Künstlerkollege Zagi Arts umsetzte. „Meine Kinder spielen häufig dort. Gemeinsam mit der Spielplatzpatin ist der Wunsch entstanden, dort etwas mehr Farbe ins Spiel zu bringen“, sagt Doleviczenyi, der auch gern die Rückseite der benachbarten Turnhalle noch in Angriff nehmen würde. „Dafür bräuchte es aber ein Gerüst und auch etwas mehr Farbe. Deswegen suchen wir noch Sponsoren“, sagt Doleviczenyi.

Verewigt hat er sich in der Stadt schon an unzähligen Stellen. Das wohl bekannteste ist an der Herkulesstraße entstanden: das mit mehr als 1000 Quadratmetern größte Wandbild Essens an der RWE-Umspannanlage. Auch beim Projekt „Wände Südost“ entlang der A40 wirkte er gemeinsam mit 20 weiteren Künstlern mit.

Projekt im indischen Bangalore

Sein bislang aber wohl spannendstes Projekt setzte er im Februar 2012 fernab der Heimat im indischen Bangalore um. In Kooperation mit dem Goethe-Institut gestaltete er gemeinsam mit weiteren Künstlern aus Deutschland und Indien einen gesamten Stadtteil, bemalte Wände und Busse. „Indien öffnet sich langsam für freie Kunst, da bewegt sich sehr viel. Das Projekt war organisatorisch eine große Herausforderung für mich. Künstlerisch hat es einfach sehr viel Spaß gemacht und neue Horizonte eröffnet“, erinnert sich Doleviczenyi, für den Graffiti hierzulande längst alltäglich geworden ist. Bis heute sei er großer Fan davon, „die Stadt zu lesen“, wie er sagt – neue Graffiti zu entdecken von Sprayern, die er noch nicht kennt.

Denn auch, wenn seine nächtlichen Streifzüge längst der Vergangenheit angehören, vertritt er eine Überzeugung bis heute: „Die Stadt gehört jedem und jeder hat das Recht, dort auf seine Weise seine Spuren zu hinterlassen. Ich freue mich über jede nicht genehmigte Intervention im öffentlichen Raum – ob nun ein Baum bestrickt wird oder jemand seinen Namen hinterlässt.“

Wer das Graffiti-Projekt am Spielplatz Hedwigstraße unterstützen möchte, schickt eine E-Mail an Spielplatzpatin Elke Henke-Gau: E.henke-gau@arcor.de.