Essen-Rüttenscheid. Thomas Müller wohnt an der Dorotheenstraße – und ärgert sich über eine „laienhaft abgesicherte“ Baustelle in einem zu sanierenden Altbau gegenüber. Auf eine Anordnung der Stadt wurde bislang nicht reagiert – etwa eine gut zwei Meter tiefe Grube mit mehr als bloßer Plastikfolie abzusichern.
Eine rostige Metalltür mit scharfen Kanten liegt über dem Loch, das im Gehweg auf der Dorotheenstraße klafft. Ein paar Meter weiter sichert ein defekter Zaun die lediglich mit einer Plastikplane verhangene, mehr als zwei Meter tiefe Baugrube nur unzureichend ab.
Als „gefährlichen Abenteuerspielplatz“ beschreibt Nachbar Thomas Müller, der direkt gegenüber wohnt, die Situation. Die Baustelle in dem zu sanierenden Altbau ist ihm schon seit Januar ein Dorn im Auge. „Seit Baubeginn sieht das hier so aus, seit ein paar Wochen ist gar nichts mehr passiert. Und das, obwohl ich der Stadt die Missstände bereits gemeldet habe. Muss denn immer erst etwas passieren?“, fragt sich der 46-Jährige.
Stadt prüft Situation vor Ort
Thomas Müller hat selbst einen sechsjährigen Sohn, sorgt sich auch um die Mädchen und Jungen des benachbarten Kindergartens an der Julienstraße, die den Weg täglich nutzen würden. „Für Kinder ist das doch geradezu eine Einladung zum Spielen“, fürchtet Müller. Bauarbeiten und den damit verbundenen Lärm würde er ja noch in Kauf nehmen – „aber man darf wohl eine vernünftige Absicherung erwarten“, so Müller, der von Beruf Polizist ist. Auch ein Kollege von der für Rüttenscheid zuständigen Bezirkspolizei sei bereits da gewesen, hätte ihn in seiner Meinung bestätigt. „Auch er stellte fest, dass die Absperrmaßnahmen unzulässig sind“, so Müller.
Bei der Stadt ist das Problem bekannt. So habe man nach einem Ortstermin im Februar bereits die Auflage erteilt, die Baustelle besser abzusichern – inklusive einer mindestens 90 Zentimeter hohen Absperrung der Baugrube, so Ronald Graf, Leiter des Amts für Stadtplanung und Bauordnung. Würden diese Anordnungen nicht umgesetzt, drohten Zwangsgelder, so Graf, der nach einem Gespräch mit der WAZ direkt einen Mitarbeiter damit beauftragte, sich die Baustelle erneut anzuschauen.
Bauordnungsamt prüft im Einzelfall vor Ort
Grundsätzlich habe die Stadt aber nicht die personellen Kapazitäten, jede private Baustelle in Augenschein zu nehmen. „Wenn eine Baugenehmigung vorliegt, alle Formblätter ausgefüllt und Bauleiter und Sachverständige angegeben sind, dann reicht das in der Regel aus“, so Graf. Im Einzelfall würden die Kollegen aber nach Anzeige des Baubeginns entscheiden, ob sie sich selbst ein Bild vor Ort machen – etwa, wenn größere Baugruben im öffentlichen Raum zu erwarten sind. „Oder wenn wir es mit Bauherren zu tun haben, bei denen es in der Vergangenheit bereits Probleme gab“, so Graf.
Bezüglich des konkreten Falls in der Dorotheenstraße will Graf nun die Einschätzung seines Mitarbeiters abwarten – im Zweifelsfall müsse die Stadt selbst tätig werden, um für eine ordentliche Absicherung der Baustelle zu sorgen.