Essen-Südviertel. . Mit seinen spontanen Jonglier-Einlagen begeistert Felix Feldmann die Gäste am Isenbergplatz und wartende Autofahrer an Ampelkreuzungen. Der 33-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht – und darf sich nach einem Studium in Rotterdam sogar „Bachelor of Circus Arts“ nennen.

Mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht balanciert Felix Feldmann drei Fackeln auf dem Kopf, lässt sie wie von Zauberhand über den Rücken zurück in seine Hände gleiten und katapultiert sie anschließend in die Dämmerung über dem Isenbergplatz. Sein Publikum – die Gäste des „de Prins“ – applaudiert anerkennend, wirft im Anschluss an die kleine Showeinlage ein paar Münzen in den Hut des Straßenkünstlers.

Seit die ersten lauen Sommerabende Nachteulen, Hobby-Philosophen und Lebenskünstler an dem wohl buntesten Platz des Südviertels wieder zusammentreiben, schlüpft auch der 33-Jährige regelmäßig in sein schwarzes Künstler-Outfit mit weißen Hosenträgern. Seit 20 Jahren dreht sich bei Feldmann alles um die Jonglage. Mitunter erfreut er damit sogar die wartenden Autofahrer an diversen großen Ampelkreuzungen der Stadt, etwa an der Friedrichstraße. „In Köln hat ein Polizeiauto die Autofahrer nach einer solchen Einlage sogar über Lautsprecheranlage gebeten, zu applaudieren“, sagt Feldmann und lacht verlegen. Er habe halt einfach „bis zur Besessenheit“ geübt, oft stundenlang. Mit besonderem Talent habe seine Fingerfertigkeit nichts zu tun, gibt sich der junge Mann bescheiden.

Dabei hat er viel auf sich genommen, um sein großes Hobby zum Beruf zu machen. Nach einigen abgebrochenen Studiengängen – „ich habe auf den Fluren der Uni immer mehr jongliert als gelernt“ – erfüllt sich 2006 für Feldmann ein Traum: Er besteht die Aufnahmeprüfung an der renommierten University for the Arts (Codarts) in Rotterdam und studiert Zirkuskünste. 2010 graduiert er, darf sich seither „Bachelor of Circus Arts“ nennen.

Von Zirkusgeschichte über Management bis hin zu Akrobatik

„Das Studium hat alles von Zirkusgeschichte über Management bis hin zu Akrobatik, Tanz und Komposition abgedeckt. Natürlich habe ich den Schwerpunkt früh auf die Jonglage gelegt“, erzählt Feldmann, der im Moltkeviertel lebt. Heute tourt er mit seinem Kollegen Michael Held als Duo „Bucket und Co.“ durch Europa, nimmt an Straßenkunst-Festivals teil, wird für Firmenveranstaltungen gebucht und trat sogar zum 70. Geburtstag für Königin Beatrix im Carré Amsterdam und zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres 2010 auf.

Die Faszination für die Jonglage begann dabei durch die Familie: „Meine Schwester und mein Cousin haben damals jongliert, da habe ich es auch mal versucht“, erinnert sich Feldmann. Schlüsselerlebnis war eine Jongleur-Convention 1995 im westfälischen Ahlen: „Das hat mich damals so beeindruckt, dass ich genau das auch können wollte“, sagt Feldmann.

Unzählige Festivals wie die „European Juggling Convention“ in München, das „Carnaval Lublin“ und die Ruhrfestspiele folgen. Die Szene sei gewachsen, bis zu 6000 Jongleure nehmen mittlerweile allein an der europäischen Convention teil, weiß Feldmann. Dabei sei Konkurrenz in der Gemeinschaft der modernen Gaukler ein Fremdwort: „Man lernt viel vonein­ander, ich könnte bei Festivals auch einfach stundenlang zuschauen“, sagt Feldmann.

Große Szene in Berlin

Staunen – genau dieses Phänomen lässt sich auch in den Gesichtern des „de Prins“-Publikums ablesen, das sich über das unerwartete Spiel mit dem Feuer freut. Straßenkunst ist in Essen schließlich – leider – eher selten. „Viele Kollegen sind mittlerweile nach Berlin gegangen, wo es eine riesige Szene gibt“ weiß Feldmann, der mit seinem Kompagnon Michael Held regelmäßig im Unperfekthaus trainiert. Das bringt schließlich ebenso wie Feldmann selbst ein Stück Subkultur in die Stadt. Und die kann davon gerne noch ein bisschen mehr vertragen.