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Zwei junge Frauen in Taucherbrillen und -flossen tapsen über die Bühne, rennen, wirbeln mit den Armen – und proklamieren polemisch-politische Parolen. Der Auftritt zweier Studentinnen, mit dem die Presse auf das zweite Folkwang Physical Theatre Festival von Donnerstag bis Sonntag im Maschinenhaus eingestimmt werden sollte, zeigte: Auch im körperbetonten Theater darf man sprechen.

Zwar sei die Pantomime tatsächlich die Wurzel der jungen Theatergattung, die ihren Namen erst vor 30 Jahren von einer britischen Tanzkompanie erhielt und gerade auf der Insel große Popularität genießt, aber die Einflüsse seien weitaus vielfältiger, betont Thomas Stich, Folkwangprofessor für Physical Theatre: Tanz, Maskentheater, Akrobatik... „Physical Theatre ist wie ein geöffneter Schirm mit einem Fächer voller Ansatzmöglichkeiten“, erläutert er.

Mit dem Körper wird die Geschichte erzählt

Wichtige Klammer sei die Autorenschaft: Die Ensembles des physischen Theaters entwickeln eigene Stücke, in denen der Körper tragendes Element ist, um die Geschichte zu erzählen.

Bereits zum zweiten Mal veranstaltet Stichs Studiengang jetzt in Kooperation mit dem Maschinenhaus auf Zeche Carl das Festival, um dieser in Deutschland eher unterrepräsentierten Gattung eine Bühne zu geben – „und natürlich auch, um unsere Studenten die Gelegenheit zu geben, herausragende Produktionen aus aller Welt zu sehen“, so Stich.

Im letzten Sommer herrschte enormer Andrang

Freilich nicht nur den Studenten, denn die Stücke sind für alle Interessierten besuchbar – wie auch die Workshops, die tagsüber im Haus und im Veranstaltungszelt auf dem Gelände vorm Maschinenhaus sattfinden.

Bei der Festivalpremiere im vergangenen Sommer war der Andrang enorm, freut sich Festivalleiter Fabian Sattler: „Wir hatten eine Auslastung von 95 Prozent – das zeigt, dass es auch hier Publikum gibt, das bereit ist, sich auf neue Seherlebnisse einzulassen.“

Über 80 Bewerbungen aus 29 Ländern

Auch bei den Gruppen erkennen die Veranstalter steigenden Bedarf an einer Präsentationsmöglichkeit wie dem Festival: Gingen 2012 noch knapp 20 Bewerbungen ein, seien es diesmal über 80 aus 29 Ländern gewesen, so Sattler. Und so sind vom 11. bis 14. Juli zehn Ensembles zu sehen, darunter die Russin Polina Borisova, die am Samstag ab 21 Uhr in einer poetischen Performance namens „Go!“ das Leben einer alten Dame am Ende ihrer Tage aufzeigt, oder das „Do Theatre“ aus Deutschland, die beim Edingburgh Fringe Festival den ersten Preis gewannen. Am Freitag zeigen sie ab 21 Uhr mit „Gofmaniana Dust of Dreams“ eine düster-fantastische Reise durch die Phantasmagorie des Horrorautoren E.T.A. Hoffmann.