Essen-Haarzopf. In der Straße Stubertal in Essen klingelt die Polizei nachts schon mal Anwohner aus dem Bett, weil Lastwagen, fehlgeleitet durch ihr Navigationssystem, nicht an parkenden Autos vorbeikommen. Allein in den letzten Monaten sei das vier Mal passiert. Anwohner fordern nun eine eindeutige Beschilderung der Straße.
Stellen Sie sich vor, morgens um fünf Uhr klingelt es und die Polizei steht vor der Tür. Mal abgesehen von der unterbrochenen Nachtruhe fährt wohl jedem der Schreck in die Glieder, denn eine Störung zu so früher Stunde kann eigentlich nur bedeuten, dass Schlimmes passiert ist, ein Angehöriger einen schweren Unfall hatte oder ähnliches. Oder?
Unsanft geweckt wurden Anwohner der Wohnstraße Stubertal in Haarzopf, parallel zur neuen Fulerumer Straße gelegen, zuletzt häufiger durch die Ordnungshüter. Allein in den vergangenen Monaten sei das vier Mal passiert, erinnert sich eine entnervte Anwohnerin. Der Grund war - zum Glück - weniger dramatisch als befürchtet. Immer wieder fahren sich große Lkw, wohl fehlgeleitet durch ihr Navigationssystem, in der engen Straße fest. Die Polizei schellt dann bei den Anwohnern, um parkende Autos, besonders im Straßenknick, wegsetzen zu lassen und so den Lastwagen die Abfahrt zu ermöglichen.
Essener Stubertal - Komplizierte Situation im Winter
Sascha Ellermann (26) wohnt im Stubertal. „Ich habe schon morgens um sieben, wenn ich zur Arbeit fahren will, die Nachbarn herausgeschellt, um zu vermeiden, dass die Polizei wieder ausrückt“, sagt der selbstständige Garten- und Landschaftsbauer. Häufig stünden die „Brummis“ dann dort, hupten und nichts ginge mehr. Besonders kompliziert sei die Situation im Winter gewesen, da habe dann schon mal ein Streuwagen anrücken müssen, um die Lage zu entschärfen.
Zugegebenermaßen parkten manche Anwohner näher am Kurvenbereich als die vorschriebenen fünf Meter. „Das Parken ist da aber sozusagen geduldet. Wo sollen die Anwohner mit ihren Fahrzeugen auch hin? Es gibt zu wenig Parkplätze hier,“ sagt Ellermann, der selbst über private Stellplätze verfügt.
Nur zwei Einfahrtmöglichkeiten in die Straße Stubertal
„Die Stadt sollte endlich vernünftige Schilder aufstellen, die deutlich machen, dass da kein Platz für so schwere Fahrzeuge ist“, so Ellermann. Eigentlich gebe es nur zwei Einfahrtmöglichkeiten in die Straße Stubertal, die meisten kämen von „Am Ehrenfriedhof“. Bei der Stadt habe er schon angerufen. Ergebnis: Schilder aufzustellen sei zu teuer. Warum die Lkw-Fahrer von ihren Navis falsch geleitet werden, kann er sich nicht erklären.
Auch die Frage nach den Zielen der Fahrer brachte bislang keine verwertbaren Erkenntnisse: „Die wollten meist gar nicht nach Haarzopf, sondern ganz woanders hin, zum Beispiel zum Autokino.“
Lkw werden durch das Navi falsch geleitet
Bei Stadt und Polizei ist die Tatsache bekannt, dass Lkw oft durch ihre Navigationsgeräte fehlgeleitet werden. Stefan Schulze vom Stadtpresseamt vermutet, dass weitere Schilder gar nichts nützen würden. „Die Fahrer, oft aus dem Ausland, verlassen sich vor allem nachts auf ihre Navis, beachten die Schilder offenbar gar nicht. Zudem wollen wir als Stadt ja eher weg vom Schilderwald.“ Das Ganze sei eher kein kommunales Problem, so Schulze. Möglicherweise wollten auch die Transportunternehmer sparen, installierten keine aktuellen Straßenkarten oder ließen kostenpflichtige Up-Dates nicht zu, so dass die Fahrer dann mit völlig veraltetem Kartenmaterial unterwegs seien.
„Irgendwie müssen wir das Problem ja lösen“, erklärt Polizei-Sprecher Lars Lindemann zu nächtlichen Einsätzen dieser Art. Zu der konkreten Situation im Stubertal könne er aufgrund fehlender Ortskenntnisse nichts sagen. „Generell sind wir aber immer bemüht, die schnellste und unkomplizierteste Lösung zu finden, bevor in einer solchen Situation gar nichts mehr geht. Es macht sicher Sinn, Anwohner aus dem Bett zu klingeln, statt ihre Autos abschleppen zu lassen, um den Lkw wieder freie Fahrt zu ermöglichen“, so Lindemann. Auch Abschleppen sei möglich, allerdings müssten die Fahrzeughalter dann nicht für die Kosten aufkommen - falls sie vorschriftsmäßig geparkt hätten.