Essen. . Der Wagen von Ulrike Burgard sollte samt Hund abgeschleppt werden, weil er auf einem E-Parkplatz stand. „Autopapst“ Professor Ferdinand Dudenhöfer, der das Elektroauto-Projekt „Ruhr Auto e“ ins Leben rief, kritisiert die Stadt Essen. Zwischen ihm und Oberbürgermeister Paß herrscht inzwischen Eiszeit.
Das Elektro-Auto-Projekt „Ruhr Auto e“ der Uni Duisburg-Essen könnte eine schöne Imagewerbung für die Stadt sein. Doch hinter den Kulissen brodelt es offenbar. Oberbürgermeister Reinhard Paß stellt sich laut Projektleiter und „Autopapst“ Professor Ferdinand Dudenhöffer quer: „Er redet kein Wort mehr mit mir und schmollt wie ein Kind.“ Wohl als Folge auf vergangene Berichte, in denen er der Stadt bereits mangelnde Kooperationsbereitschaft vorwarf, wie Dudenhöffer vermutet. Bei einigen Bürgern sorgen die reservierten Auflade-Plätze an meist exponierter Stelle indes zunehmend für Unmut.
Etwa bei Ulrike Burgard, die ihren Wagen in dieser Woche am Rüttenscheider Stern abstellte, wo sie „seit über 30 Jahren parkt“. Das Schild „Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs“ übersah sie ebenso wie die Strom-Zapfsäule, zog für eine Stunde ein Parkticket und ging. Im Wagen verblieb Hündin Lilly, die nach etwa 30 Minuten mit Leckerchen versorgt wurde. Da stand das Auto noch. Als Ulrike Burgard nach weiteren 40 Minuten wieder kam, hing das Auto samt des vierbeinigen Insassens am Haken des Abschleppwagens.
Bessere Markierung gefordert
„Weil ich die Parkzeit gut zehn Minuten überschritt, werde ich ja kaum abgeschleppt“, sagte sie noch, bis sie die „wirklich freundliche“ Politesse aufklärte, dass die zwei Stellflächen den Elektrofahrzeugen vorbehalten seien. Obwohl Ulrike Burgard den Hund - der laut Gesetz mit abgeschleppt werden darf - und das Auto gerade noch retten konnte, erwartet sie nun eine Rechnung über 200 Euro. „Das ist völlig unverhältnismäßig. Grundsätzlich ist das Projekt unterstützenswert - aber so ist es ja dreiste Bürger-Abzocke“, ärgert sich die 59-Jährige, die auch die mangelnden Hinweisschilder bemängelt.
Professor Dudenhöffer stellte schon vor zwei Monaten einen Antrag, die neun Standorte in der Stadt mit seinen Studenten farblich zu markieren und mit Hinweisschildern zu versehen. „Die Stadt wollte die Angelegenheit an die Bezirksregierung weiterleiten, seither habe ich nichts mehr gehört. Der OB spricht ja nicht mehr mit mir“, so Dudenhöffer. Rund 90 Menschen nutzen derzeit das Car-Sharing-Modell. Um es weiter publik zu machen, wollten Studenten Dudenhöffers vor Kurzem Flyer in der Innenstadt verteilen. „Dafür wollte die Stadt aber 250 Euro kassieren. Da haben wir es gleich gelassen“, sagt der Auto-Experte, dem auch darüber hinaus „fast täglich“ Knöllchen ins Haus flattern - für Elektro-Fahrzeuge, die parken aber nicht geladen werden.
Stellflächen werden wie Motorradparkplätze behandelt
Ein Umstand, den Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid bemängelt: „Ich bin ein Verfechter des Car-Sharing. Aber warum an dieser exponierten Stelle? Die reine Dauerwerbung für RWE und Opel kostet die Allgemeinheit die zwei wohl besten Parkplätze Rüttenscheids.“
Stadtsprecher Stefan Schulze begründet die bevorzugte Lage damit, dass die Stadt „das Projekt fördern und unterstützen“ wolle. Hier und da müsse nachjustiert werden, räumt Schulze ein: „Wir befinden uns am Anfang, das Projekt läuft ja noch acht Monate.“ Rein rechtlich würden die Parkplätze behandelt wie Motorradstellflächen, auf die schließlich auch kein gesondertes Halteverbotsschild hinweise.
Im April sollen zehn Smarts das Projekt bereichern, die laut Dudenhöffer in Randgebieten abgestellt werden. Könnte er die Zeit zurückdrehen, hätte keines der Fahrzeuge Essener Boden berührt: „Hätte ich das vorher gewusst, wäre Dortmund bevorzugt worden.“