Essen-Frohnhausen. .

Hinter den Gardetänzen der Frohnhauser Ruhrnixen steckt eine Menge Arbeit. Zwei Mal pro Woche trainieren die Tänzerinnen, vor allem für den Karnevals-Höhepunkt in der kommenden Woche. Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

Zackig marschieren kurz berockte Frauenbeine über den grauen Linoleumboden. Aus dem etwas in die Jahre gekommenen Kassettenrekorder dröhnt klassische Militärmusik. Ein paar Vierviertel-Takte später wirbeln die Ruhrnixen durch den kleinen Trainingsraum der Hauptschule Bärendelle in Frohnhausen. Scheinbar mühelos springen die Tanzmariechen in den Spagat, schmeißen die Beine in die Luft - und verlieren trotz körperlicher Anstrengung niemals ihr Lächeln. Letzteres ist wohl das Wichtigste. „Auf die Ausstrahlung kommt es an. Lachen, Mädels!“, spornt Trainerin Gaby Laarmann die Ruhrnixen an.

Training der Tanzmariechen

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    Wenn sich jemand im Gardesport auskennt, dann die 42-Jährige. Laarmann tanzte selbst 28 Jahre lang und hing ihr Kostüm erst 2010 schweren Herzens an den Haken. Für sie und ihre Schützlinge ist die Tanzgarde, die der KG Hahnekopp angehört, nichts geringeres als eine zweite Familie. Ein Stück Brauchtum, das sich in Frohnhausen schon lange hält - vor 50 Jahren wurden die Ruhrnixen aus der Taufe gehoben, im Herbst soll großes Jubiläum gefeiert werden. Vorher gilt es jedoch, stressige fünfte Jahreszeit zu überstehen. Gut vorbereitet sind die Tänzerinnen, die zum großen Teil auf der Bühne stehen, seit sie sechs Jahre alt sind. Zwei Mal die Woche trainieren sie, jeweils zwei Stunden wird an Choreographie, Ausdruck und Gleichmäßigkeit gefeilt.

    „Viel wichtiger ist die Gemeinschaft“

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    Von DerWesten

    1989, ihr Bruder war gerade zum Kinderprinz der Stadt Essen ernannt worden, entdeckte Petra Bannasch ihre Leidenschaft für das ungewöhnliche Hobby. Heute ist sie 40 Jahre alt und mag trotz Warnhinweisen ihres Orthopäden nicht aufhören. „Es geht ja nicht nur um das Tanzen. Viel wichtiger ist die Gemeinschaft“, ist Bannasch überzeugt. Sogar ihre beiden Schwangerschaften legte sie so geschickt, dass sie pünktlich zu Beginn der Session wieder auf der Bühne stehen konnte. Doch ist der Gardetanz als Sport in Zeiten von Tai Bo, Spinning und Co. nicht antiquiert? „Auf keinen Fall“, sagt Alexandra Müller. Sie ernte im Freundeskreis eher Bewunderung. „Ich bin eben damit aufgewachsen. Dieses Gefühl auf der Bühne, das Lampenfieber - da ist man schnell infiziert“, sagt sie.

    Dabei ist den Tänzerinnen jede Bühne recht: egal, ob im Zirkuszelt, auf einer Pferderennbahn, im Garten oder gar in der Philharmonie. „Viele kennen ja nur den Straßenkarneval. Dass wir viel mehr können, als durch die Gegend zu marschieren und zu lächeln, ist leider nicht allen bewusst“, sagt Angelina Benner. Die 35-Jährige stört das Klischee des Funkenmariechens. Vor allem beim Rosenmontagsumzug: „Nur weil wir bei den Auftritten kurze Röcke tragen, sind wir kein Freiwild.“

    Auch die Ruhrnixen kämpfen mit Nachwuchsproblemen

    Wie ein Großteil der 15 Tanzgarden in Essen kämpfen auch die Ruhrnixen mit Nachwuchsproblemen. In der Minigarde sammeln die jüngsten Mitglieder erste Tanz-Erfahrungen. „Pünktlich zu Beginn der Pubertät verlassen uns viele aber wieder“, bedauert Gaby Laarmann.

    Mit ambitionierten Trainerinnen wie ihr hat der Sport aber wohl gute Zukunftsaussichten. „Es ist einfach schön zu sehen, wie sich über die Saison der Tanz formt und man etwas gemeinsam auf die Beine stellt“, sagt Laarmann und stellt den Kassettenrekorder wieder an. Nächste Woche ist der Karnevalshöhepunkt erreicht. Dann muss schließlich alles perfekt sitzen.