Essen. . In der Wagenbauhalle des Festkomitee Essener Karneval beginnt der Endspurt, damit vor Rosenmontag alles fertig wird. Mühsam ist die Arbeit der Handwerker, ohne Idealismus und Eigeninitiative läuft nichts. Denn oft mangelt es an Geld und Freiwilligen.

Vier Meter. Höher geht nicht. „Sonst kommen wir am Rosenmontag nicht mehr aus der Tür raus“, sagt Werner Katz. Der 82-jährige Wagenbaumeister der Werdener Karnevalsgesellschaft „Völl Freud 1929“ blickt auf das farbenfrohe Gefährt, das in der Wagenbauhalle des Festkomitee Essener Karneval (FEK) in der Schürmannstraße auf seinen Einsatz wartet, überlegt kurz und sagt, nicht ohne Stolz: „870 Arbeitsstunden stecken da drin.“

Ein großer Aufwand, wenn man bedenkt, dass die meisten Karnevalisten an der Wegstrecke des Rosenmontagszuges den Wagen nur wenige Minuten im Vorbeifahren zu sehen bekommen.

Trotzdem, die Zuschauer erwarten aufwendige Motivwagen – freilich, oft ohne sich Gedanken über die mühsame Arbeit der Baumeister zu machen. Eine vertrackte Situation für die Karnevalsvereine, denn: „Nicht alle Gesellschaften können den Bau eines eigenen Motivwagens stemmen“, sagt Katz. Woran das liege? „Zu wenig Leute und zu wenig Geld.“

„Zu wenig Leute und zu wenig Geld.“

So sahen sich bereits die ersten Karnevalsvereine gezwungen, ihren Schlüssel zur Wagenbauhalle beim FEK abzugeben. Die steigenden Nebenkosten ließen ihnen keine andere Wahl.

So ganz ohne Wagen beim Rosenmontagszug antreten – das wollen dann aber doch die wenigsten. Die Alternative zum Motivwagen heißt Gesellschaftswagen. „Da stellen Sie sich dann drauf, schmeißen Bonbons und rufen Helau“, erklärt Katz. „Ist halt einfacher“, ergänzt er verständnisvoll, und verweist auf die Kölner Karnevalisten, bei denen das Geld fließt, wie das Wasser im Rhein nach einer kräftigen Schneeschmelze. „Bis zu 12.000 Euro geben die dort für ihre Wagen aus.“ Spezielle Wagenbaufirmen zimmern die Fahrzeuge nach den Plänen der Gesellschaften zusammen.

An der Ruhr ist man bodenständiger. Krempelt die Ärmel hoch, spuckt in die Hände und packt selbst an. Sparsamer sind die Ruhrkarnevalisten obendrein, Baumaterial wird nach der Session nicht weggeworfen, sondern von Jahr zu Jahr wiederverwendet. Die Kosten für den diesjährigen Motivwagen der „Völl Freud“ beziffert Katz mit 1500 Euro.

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Doch wie kommt das Motiv auf den Wagen? „Bei einer Versammlung im Herbst werden die Vorschläge der Vereinsmitglieder gesammelt und diskutiert“, sagt Katz. Meist versuche man dabei aktuelle Themen aufzugreifen. Nach der Wiedervereinigung schickte die „Völl Freud“ etwa einen fast drei Meter großen Helmut Kohl auf die Straße.

„Von Irland bis nach Griechenland“

In diesem Jahr gestaltete Katz mit seinen drei Unterstützern ein Abbild des Comic-Duos Asterix und Obelix. Die beiden Gallier tragen ein symbolisches Rettungspaket in die finanziell angeschlagenen Euro-Länder. Das brandaktuelle Motto: „Der Euro wandert Hand in Hand – von Irland bis nach Griechenland.“

Die Figuren entstanden in Katz’ Garage. Allein den übergewichtigen Obelix zu formen, nahm acht Tage in Anspruch: Erst wurde ein Gestell aus Sperrholz gezimmert, dann wurde es mit Styropor verkleidet und gegipst. Feinheiten entstanden durch den Einsatz von Spezialsägen und Raspeln. Letztlich erfolgte mit Schmirgelpapier und Gips der Feinschliff. Das klingt einfacher als es tatsächlich ist. Auch mit 70-jähriger Wagenbau-Erfahrung sagt Katz: „Manchmal möchte man sich bei der Umsetzung der Pläne, die in der Theorie so schön ausgesehen, einfach nur noch in den Hintern treten.“

Trotz der Mühen liegen die Baumeister der „Völl Freud“ gut im Zeitplan. Die Arbeit ist so gut wie vollbracht.

Es fehlen nur noch die 10.000 Goldmünzen und die mehr als 1000 Tafeln Schokolade, die der Wagen geladen haben wird, wenn er Rosenmontag durchs Hallentor rollt.