Essen-Haarzopf. Der Turnerbund Haarzopf wünscht sich, dass die Stadt den Sanitärtrakt endlich erneuert. Nicht einmal vor Jahren eingebaute Fenster sind verputzt.
Über marode Umkleidekabinen und Sanitäranlagen an der Sportanlage Föhrenweg in Essen-Haarzopf beklagen sich Mitglieder des Turnerbundes Haarzopf 1903. Die Stadt habe zwar die Fenster vor einigen Jahren erneuert, die Arbeiten seien aber nie zu Ende geführt worden. Von den Decken blättere zudem der Putz ab, die Böden seien abgenutzt. Die Sportler sehen die Stadt in der Pflicht.
Die Sportanlage inklusive des Umkleide- und Sanitärtrakts sei 1952/53 entstanden. Der Bau gehe noch auf die Bestrebungen der britischen Militärverwaltung nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. In Deutschland sollten damals Sportstätten für die Bevölkerung geschaffen werden, hat Turnerbund-Mitglied Wolfgang Krämer (69), früher Geschäftsführer des Vereins, recherchiert.
Zu ihrer Entstehungszeit sei die Halle, die mit einem Holzschwingboden ausgerüstet gewesen sei, sehr modern gewesen und habe als Vorbild für andere Turnhallen gedient. Tatsächlich versprühen die Anlagen heute noch immer den Charme der 1950er Jahre. Das entspreche nicht mehr den aktuellen Anforderungen, finden die Mitglieder.
Zwei Vereine teilen sich die Anlage in Essen-Haarzopf
Die Sportanlage Föhrenweg, die sich die Vereine SuS Haarzopf und TB Haarzopf teilen, war vor zweieinhalb Jahren nach langen Bemühungen und Spendensammelaktionen mit einem Kunstrasenplatz ausgestattet worden. Der Platz wird vorwiegend von den Fußballern des SuS Haarzopf genutzt, während die Breitensportler des Turnerbundes vorwiegend in der Halle trainieren. Der Turnerbund hat rund 460 Mitglieder, die Nordic Walking, Gymnastik, Yoga, Prellball und Badminton betreiben.
„Gastmannschaften wundern sich immer wieder über den schlechten Zustand der Anlage“, weiß Wolfgang Krämer aus Erfahrung. Für die Renovierung des Vereinsheims des SuS Haarzopf 1924, eine alte Klappkirche, die aus Fulerum an den Föhrenweg umgesetzt worden sei, gebe es jetzt Landesmittel von über 20.000 Euro aus dem Programm „Moderne Sportstätten 2022“. Für solche Zuwendungen habe sich der Turnerbund nicht bewerben können, da er nicht Eigentümer der Anlage sei.
Landesmittel dürfen nur für vereinseigene Sportstätten genutzt werden
Diese Gelder dürfen laut Stadt ausschließlich von Vereinen für vereinseigene Sportstätten genutzt werden. Daher sei es nicht möglich, diese Gelder in die Sanierungsmaßnahmen städtischer Bausubstanzen zu stecken. „Ich finde, die Stadt ist in der Pflicht, sich um die Umkleiden und Sanitärräume zu kümmern“, findet Wolfgang Krämer.
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Besonders schlimm sehe es im Männerbereich aus. „Ich bin froh, dass ich hier nicht duschen muss“, sagt Mitglied Barbara Meier. Jetzt in der Corona-Zeit sei auch die Yoga-Gruppe, die sich sonst im Jugendhaus der Gemeinde Christus König treffe, in die Turnhalle am Föhrenweg umgezogen. „Die Halle ist wesentlich größer, die Belüftung besser und es einfacher, die geforderten Abstände einzuhalten“, so Barbara Meier.
Arbeiten an den Fenstern seien nicht zu Ende gebracht worden
Er habe sich auch bereits mit seinem Anliegen an die zuständige Bezirksvertretung III gewandt, berichtet Wolfgang Krämer. Es sei ja positiv, dass die Stadt die verzogenen und dadurch undichten Metallfenster im Umkleidebereich vor einigen Jahren habe erneuern lassen, doch die Arbeiten seien irgendwie nicht zu Ende gebracht worden. „Die Fenster sind nicht richtig verputzt worden, der Bauschaum vom Einsetzen ist noch zu sehen“, sagt Krämer. Auch für die rund 200 Kinder im Verein, deren Übungsstunden in der Regel in der Halle stattfänden, sei die Situation kaum zumutbar.
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Krämer sieht weitere Mängel: Das Gitter zum Abtreten der Füße im Eingangsbereich habe keinen Ablauf, so dass sich bei Regen das Wasser dort sammele. Zudem gebe es nicht in allen Räumen Bewegungsmelder, was zur Folge habe, dass das Licht dort zum Teil über Nacht anbleibe. Die Heizung laufe oft, wenn es nicht nötig sei und auch die Notfallliege im Eingangsbereich habe schon bessere Zeiten gesehen. „Wir sind angehalten, Mängel über den Hauptnutzer SuS Haarzopf zu melden. Ich gehe aber davon aus, dass der Verein das weitergegeben hat und es bei der Stadt hakt“, so Wolfgang Krämer.
Der Vorsitzende hofft auf eine schnelle Beseitigung der Mängel
Der Vorsitzende vom Turnerbund Haarzopf, Lars Schlüter, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Stadt die Mängel in absehbarer Zeit beseitigt. Es gebe eine Liste, in welcher Reihenfolge Arbeiten an den Anlagen der Vereine ausgeführt würden. „In der Halle wurde ja bereits ein neuer Boden verlegt, Wände und Decke wurden erneuert“, so Schlüter.
Familie ist eng mit dem Turnerbund verbunden
Der Turnerbund Haarzopf und die Familie Schlüter gehören quasi zusammen. Der Vater des heutigen Vorsitzenden Lars Schlüter, der heute über 80-jährige Hartmut Schlüter, ist schon seit 1954 beim Turnerbund aktiv. Dort lernte der jetzige Ehrenvorsitzende auch seine Frau kennen.
25 Jahre lang war Hartmut Schlüter Vorsitzender des Vereins. Auf seine Erfahrung greifen Vereinsmitglieder und der Vorstand immer wieder zurück.
Die Sanierung der Umkleiden, vor allem des besonders maroden Herrenbereichs, sei also quasi der letzte Schritt. Wenn kleinere Reparaturen, zum Beispiel defekte Steckdosen, erledigt werden müssten, habe man eigentlich gute Erfahrungen mit den zuständigen Stellen gemacht. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn das alles zeitnah erledigt würde. Aber dafür ist nicht nur Geld erforderlich, sondern auch ein Bauleiter, der etwas von der Sache versteht“, ist Lars Schlüter überzeugt.
Arbeiten an den Fenstern sollen zeitnah beendet werden
Laut Stadtpresseamt hat die Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft (EABG) seinerzeit im Gebäude am Föhrenweg neue Fenster eingebaut. „Es ist richtig, dass einige Fenster des Lagerraums zwar nach außen hin, aber nicht im Innenraum verputzt worden sind. Dies wird jedoch zeitnah nachgeholt“, so Jacqueline Schröder vom Presseamt. Die Umkleiden gehörten noch zum Altbestand, die Duschanlagen seien aber durchaus vor längerer Zeit renoviert worden. Umkleiden und Duschanlagen befänden sich dennoch in einem sauberen und gepflegten Zustand – findet zumindest die Stadt.
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