Essen-Haarzopf. In Corona-Zeiten entfällt die Möglichkeit, einen Fahrschein beim Busfahrer zu kaufen. In Haarzopf gibt es keinen Ticketautomaten als Alternative.

In Haarzopf gibt es keinen Automaten für Fahrscheine der Ruhrbahn – selbst an der stark frequentierten Kreuzung Erbach nicht, wo Busse an der Fulerumer, Raadter und Hatzper Straße halten. Das sei schon zu normalen Zeiten nicht schön, in Zeiten von Corona-Schutzmaßnahmen aber ein echtes Problem, meint Philipp Rosenau, zweiter Vorsitzender der Bürgervereins Haarzopf-Fulerum. Viele wüssten nicht, wie sie an einen Fahrschein kommen sollten, seit der Kauf beim Busfahrer wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr möglich sei.

Viele ältere Menschen ohne eigenes Auto seien auf den Bus angewiesen, um zum Beispiel vom Regenbogenweg in Fulerum zum Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf zum Einkaufen zu kommen. „Das Angebot ,Haarzopf hilft!’ ist zwar jetzt angelaufen, aber allzu viele wollen sich derzeit noch nicht helfen lassen, vielleicht auch, weil der selbstständige Einkauf noch ein Stückchen Normalität bedeutet und die Gelegenheit eröffnet, mal die Wohnung zu verlassen“, so Rosenau. Für jeden Einkauf ein Taxi zu nehmen, sei auch nicht zumutbar.

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Kein Ticketverkauf beim Busfahrer in Corona-Zeiten

Um das Coronavirus nicht weiter zu verbreiten, bleibt derzeit die vordere Tür bei allen Bussen der Ruhrbahn bis auf Weiteres geschlossen. Damit fällt der Ticketverkauf durch den Busfahrer weg, der Bereich wird laut Ruhrbahn entsprechend abgesperrt.

Viele Haarzopfer nutzen das Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf (r.) für ihre Einkäufe. Wer mit dem Bus unterwegs sein will, muss sich derzeit vorher ein Ticket besorgen.
Viele Haarzopfer nutzen das Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf (r.) für ihre Einkäufe. Wer mit dem Bus unterwegs sein will, muss sich derzeit vorher ein Ticket besorgen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Ruhrbahn hat dafür triftige Gründe: „So soll die Wahrscheinlichkeit der Übertragung des Coronavirus’ für unser Fahrpersonal und für unsere Fahrgäste minimiert werden“, heißt es. Dadurch werde die Ticketpflicht aber selbstverständlich nicht aufgehoben. „Daher bitten wir unsere Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt ein Ticket zu besorgen. Wir empfehlen dazu den Kauf eines elektronischen Tickets über unsere Ruhrbahn-App ZÄPP oder den Kauf am Ticketautomaten oder in einer Vorverkaufsstelle“, heißt es seitens der Ruhrbahn.

Kulanz von der Ruhrbahn in Krisenzeiten erwartet

Genau diese Empfehlungen sieht Philipp Rosenau vom Bürgerverein Haarzopf kritisch. „Ich denke, dass sich die Ruhrbahn da nicht aus der Verantwortung stehlen sollte“, sagt er. Er habe gerade in der jetzigen Corona-Krise erwartet, dass sich die Ruhrbahn kulanter zeigen würde. „Man könnte sich ja vielleicht beim Umsteigen ein Ticket besorgen.“

Ruhrbahn hat ihr Angebot wegen Corona reduziert

Generell gilt laut Ruhrbahn derzeit der Appell, Bus und Bahn nur noch für unverzichtbare Fahrten zu nutzen. Um den Menschen, die weiterhin auf den ÖPNV angewiesen seien, ein verlässliches Angebot bieten zu können, habe die Ruhrbahn ihr Fahrplanangebot reduziert.

Die Ruhrbahn geht davon aus, dass auch bei dem reduzierten Angebot das Abstandsgebot in den Fahrzeugen von den Fahrgästen weiterhin eingehalten werden kann. Dazu werde in den Bussen und Bahnen mit Plakaten sensibilisiert.

In Haarzopf gebe es weder einen Ticketautomaten noch eine Vorverkaufsstelle. Selbst die Lotto-Annahmestelle, die man früher zum Ticketkauf habe nutzen können, falle jetzt weg, so Rosenau. Außerdem sei sie relativ weit entfernt – unpraktisch, wenn der Bus in wenigen Minuten komme. Es sei unrealistisch, dass sich alle älteren Menschen ein Fahrticket per Smartphone-App kaufen könnten. „Viele haben gar kein Handy oder nutzen keine Apps“, weiß Rosenau aus seinem eigenen Umfeld.

Unabhängig von den Problemen, die durch die Corona-Krise entstünden, fordere der Bürgerverein seit langem einen Ticketautomaten zumindest an einem so wichtigen Knotenpunkt wie der Kreuzung Erbach in Haarzopf. Dies sei eine zentrale Stelle für Fahrten in den Essener Innenstadt, nach Mülheim, Bredeney und Gelsenkirchen.

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