Essen-Haarzopf/Fulerum. Bürgerverein, Nachbarschaftshilfe und eine Künstlerin wollen mit dem Angebot „Haarzopf hilft!“ den Haarzopfern in Zeiten der Coronakrise helfen

Ab sofort startet in Essen-Haarzopf und Fulerum ein neues Angebot unter dem Motto „Haarzopf hilft! - Coronahilfe für Haarzopf und Fulerum. Wer Hilfe, zum Beispiel beim Einkauf oder Gassigehen mit dem Hund, benötigt, kann sich melden. Auch Helfer werden gesucht.

Für „Haarzopf hilft!“ kooperieren der Bürgerverein Haarzopf-Fulerum, die seit 2012 bestehende Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ und die Haarzopfer Künstlerin Annika Herget. Von ihr war die Idee ausgegangen, in Zeiten von Corona anderen im Umfeld zu helfen. „Ich bin freischaffende Künstlerin und durch Corona im Moment ohne Aufträge. Deshalb will ich meine freie Zeit sinnvoll nutzen“, sagt die 27-Jährige.

Sängerin hat wegen Corona derzeit keine Aufträge

Sie sei Musical-Darstellerin und arbeite ansonsten für den Movie Park in Bottrop als Marilyn-Monroe-Darstellerin, auch für andere Freizeitunternehmen und eine Dinner-Show - alles gerade geschlossen oder abgesagt. „Wir Künstler stehen gerade ganz am Ende der Nahrungskette“, sagt sie. Auch ihr Freund, der als Tennistrainer beim TC Rawa Haarzopf arbeite, sei derzeit beschäftigungslos.

Der Kontakt zu „Haarzopf hilft!“

Das neue Angebot „Haarzopf hilft!“ ist über die kostenfreie Rufnummer 0201/800 54757, per E-Mail über die Adresse des Bürgervereins Haarzopf/Fulerum unter oder über Facebook „Haarzopf hilft!“ zu erreichen.

Wer helfen will oder Hilfe braucht, sollte sich dort melden.

Als sie bei Facebook ihre Idee gepostet habe, anderen unbürokratisch zu helfen, sei das förmlich durch die Decke gegangen. Über 200 Likes und etliche Nachrichten habe sie erhalten. „Der Bedarf ist offenbar groß“, schließt sie daraus. Dann habe sie Philipp Rosenau, zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum, angesprochen und man habe noch Angela Holtermann von der seit Jahren etablierten Haarzopfer Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ mit ins Boot genommen.

Einkäufe für Senioren erledigen oder den Hund ausführen

„Neben dem Erledigen von Einkäufen ist auch denkbar, für ältere Leute Rezepte beim Arzt abzuholen und in der Apotheke einzulösen“, so Annika Herget. Gerade Senioren gehörten ja zu der Risikogruppe bei Corona und trauten sich oft nicht mehr aus dem Haus. „Viele freuen sich auch schon über ein Telefongespräch, das sie aus ihrer aktuellen Einsamkeit reißt“, ist Annika Herget überzeugt.

Mit der Idee, in der Krisensituation helfen zu wollen, ist sie nicht allein. Auch beim Bürgerverein Haarzopf-Fulerum habe man sich bereits Gedanken gemacht, was man tun könne, erklärt Philipp Rosenau. Der Gedanke, mit „Rat und Tat“ zu kooperieren, habe da nahe gelegen. „Wir werden die Rufnummer von ,Rat und Tat’ verwenden, die kennen viele Menschen schon“, sagt Rosenau. Über diese Nummer sei „Haarzopf hilft!“ bis auf Weiteres erreichbar.

Das Angebot soll nur vorübergehend sein

„Haarzopf hilft!“ sei ein vorübergehendes Hilfsangebot, das speziell für die Corona-Krise ins Leben gerufen werde. Der Facebook-Auftritt soll noch am Mittwoch, 18. März, online gehen, so dass eine Kontaktaufnahme sofort möglich sei - für Hilfesuchende und Helfer. „Als Helfer sollten sich natürlich nicht die Menschen melden, die selbst zur Risikogruppe gehören“, betont Rosenau.

Der persönliche Kontakt solle insgesamt vermieden werden. Man könne den Einkaufszettel und das Geld ja vor die Tür legen, dort würden dann auch Wechselgeld und Einkäufe deponiert. Zusätzliche persönliche Kontakte bedeuteten zusätzliches Risiko - und das gelte es ja zu vermeiden. Rosenau hofft, dass sich schnell eine Gruppe von 15 bis 20 Helfern zusammenfindet. Er gehe davon aus, dass die Politik ein Zeichen setzen und im Falle von Ausgangssperren eine Lösung für solche Hilfsangebote finden werde.

„Schön, dass die Haarzopfer in dieser Krise zusammenarbeiten“, freut sich Angela Holtermann von der Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ über die Kooperation. Man könne so gut die unterschiedlichen Kreise vernetzen und erreiche so sehr viel mehr Bürger, als wenn jeder einzeln agieren würde. Wie bei „Rat und Tat“, dessen Angebote trotz Corona so gut wie möglich aufrechterhalten werden sollen, könne auch bei „Haarzopf hilft!“ jeder in dem Bereich eingesetzt werden, in dem seine Fähigkeiten und Neigungen lägen. Über alle Beteiligten würden Listen geführt. „Man kann bei uns anrufen und nachfragen, ob der Helfer auch tatsächlich bei uns registriert ist, um nicht etwa auf Trickbetrüger hereinzufallen“, so Angela Holtermann.

Die Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ versucht ihre Aufträge zu erfüllen

Bei „Rat und Tat“ sei das Hilfsangebot vielfältig. Der eine sei handwerklich begabt, der andere könne besser Bürosachen erledigen, der nächste wolle lieber für andere einkaufen oder mit dem Hand spazieren gehen oder einfach am Telefon Mut machen. „Wenn die Sache mit Corona vorbei ist, suchen wir noch neue Mitglieder“, erklärt Angela Holtermann, die das neue Hilfsangebot bei der Ehrenamt-Agentur melden wird.

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Viele der Aufträge bei „Rat und Tat“ seien Langzeitaufträge. Aktuell versuche man natürlich, auch bei diesen Erledigungen persönliche Kontakte zu vermeiden. Während man sich sonst nach dem Einkauf oft noch auf eine Tasse Kaffee hinsetze und mit den Menschen spreche, entfalle das derzeit.

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