Essen-Bergerhausen. Verein organisiert Bulgarisch-Unterricht für Kinder in Essen. Mitglieder würden gern Räume in der alten Kunstwerkerschule in Bergerhausen nutzen.
Dringend neue Räume sucht die deutsch-bulgarische Elterninitiative „Rodina“. Sie will bulgarische Sprachkenntnisse bei Kindern fördern. Aktuell werden rund 50 Kinder im Bürgerzentrum Villa Rü unterrichtet. Der Verein will wachsen und hofft, dass die seit Jahren leerstehende alte Kunstwerkerschule in Essen-Bergerhausen vielleicht doch noch gerettet und zum Bürgerzentrum umgebaut werden kann. Die Stadt hat andere Pläne: Sie will das Gelände an der Kunstwerkerstraße für Wohnungsbau vermarkten – ein entsprechender Ratsbeschluss liegt vor.
Eine Bürgerinitiative unter Beteiligung des Bürgervereins Bergerhausen kämpft jedoch weiter für den Erhalt des alten Schulgebäudes und dafür, dass der aktuelle Bebauungsplan vielleicht doch noch entsprechend geändert wird. „Dieser Bürgerinitiative wollen wir uns anschließen“, sagt Gergana Bonia (46), Vorsitzende der Elterninitiative.
Die alten Räumlichkeiten in der Villa Rü werden dem Verein zu eng
Nicht nur die Räume in der Villa Rü, wo zahlreiche Gruppen und Kulturvereine ansässig sind, würden langsam zu eng, so Gergana Bonia. Auch die Veranstaltungen, für die man seit Jahren Räume im Bürgerhaus Oststadt in Freisenbruch angemietet habe, könnten jetzt nicht mehr genutzt werden. Das Zentrum ist wegen Umbaumaßnahmen derzeit geschlossen.
Bebauungsplan sieht nur Wohnen vor
Die Diskussion um das gut 100 Jahre alte Schulgebäude an der Kunstwerkerstraße in Bergerhausen hält seit Jahren an. Viele Nutzungsvorschläge sind bereits gescheitert.
Im Juli 2019 hatte der Rat beschlossen das Gelände an der Kunstwerkerstraße für Wohnbebauung zu vermarkten. Der Bebauungsplan sieht dort derzeit nur Wohnen vor. Die örtliche Bürgerinitiative will nicht in erster Linie den Erhalt des Gebäudes, sondern den Erhalt des Standorts für eine Schule oder Kita bewirken. Schließlich gebe es einen Mangel an Schul- und Kindergartenplätzen.
Die Elterninitiative Rodina sei 2017 als Projekt innerhalb des bulgarischen Kulturvereins Ivan Wasow gegründet worden, den es seit 45 Jahren in Essen gebe. „Beim Kulturverein steht die Pflege der bulgarischen Tradition und Kultur in Form von Kunst, Tanz und Gesang im Mittelpunkt, bei der Elterninitiative Bildung und Sprache“, erklärt Gergana Bonia. Deshalb arbeite man seit Sommer 2019 juristisch und finanziell eigenständig, bleibe dem Kulturverein aber weiter verbunden.
Derzeit unterrichteten fünf Lehrer jeweils samstags von 13 bis 17 Uhr die rund 50 Kinder in den Klassen eins bis drei, einer Vorschulklasse und einer Kindergartengruppe ab drei Jahre in der Villa Rü. „Bei den Kleinsten geht es natürlich eher ums Vorlesen, Spielen und Basteln in bulgarischer Sprache“, sagt Teodora Popska-Dragneva (49). In den höheren Klassen gebe es aber ernsthaften Unterricht, mit Hausaufgaben und Klassenarbeiten.
Kinder lernen die kyrillische Schrift
„Wir müssen dem bulgarischen Kulturministerium Nachweise unserer Arbeit erbringen, damit wir Zuschüsse für Lehrer und die Anmietung von Räumen erhalten“, sagt die Mutter von zwei Kindern, die den Bulgarisch-Unterricht ebenfalls besuchen. Dazu gehöre auch, die kyrillische Schrift zu erlernen und einzuüben. „Wir sprechen zu Hause bulgarisch, achten aber natürlich darauf, dass die Kinder gute Noten in Deutsch haben. Wenn ich auf Bulgarisch frage, antworten sie oft auf Deutsch“, erzählt Gergana Bonia, die ebenfalls zwei Kinder hat. Wichtig sei ihr, dass die Kinder sich weiterhin ihrer bulgarischen Wurzeln bewusst seien.
Sprachkenntnisse helfen bei der Verständigung mit den Großeltern
Sie sei noch in Bulgarien geboren, ihre Kinder dagegen seien in Deutschland zur Welt gekommen, so Gergana Bonia. „Die Großeltern leben noch in Bulgarien. Wenn wir dort zu Besuch sind, ist es schön, wenn sich unsere Kinder gut verständigen können.“
Den Unterricht könnten auch deutsche Kinder oder solche anderer Nationalitäten besuchen – halt alle, die sich für die bulgarische Sprache interessierten. Ziel sei es, jedes Jahr eine weitere Klasse dazuzunehmen. „Das Kulturministerium finanziert nur einen Teil der Kosten, deshalb müssen wir schon Gebühren erheben“, erklärt Teodora Popska-Dragneva.
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„Es wäre toll, wenn in einem so schönen Gebäude wie der alten Kunstwerkerschule ein Bürgerzentrum eingerichtet würde, in dem verschiedene Kulturvereine Räume anmieten könnten“, hoffen die Frauen auf den Erhalt des Gebäudes. „So viele Gruppen suchen Räume, das wäre optimal“, sagt Teodora Popska-Dragneva. Der Verein wolle sich auf jeden Fall für den Erhalt des Gebäudes einsetzen.
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