Essen-Bergerhausen. Der Verein Freie Alternative Schule Essen will die alte Kunstwerkerschule in Bergerhausen nutzen. Ob das Konzept noch Chancen hat, ist fraglich.

Der Verein Freie Alternative Schule Essen will die alte Kunstwerkerschule als Bildungsstandort erhalten und dort eine Freie Reggio-Schule einrichten. Ein entsprechendes Konzept legt der Verein jetzt dem Stadtplanungsausschuss vor. Der berät am Donnerstag, 4. Juli, über den Bebauungsplan Kunstwerkerstraße. Der Rat entscheidet dann am 10. Juli. Ob der Vorstoß Erfolg haben wird, ist aber mehr als fraglich.

Das sieht auch Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt (SPD) so, der solche Pläne und vor allem den Erhalt des alten Schulgebäudes grundsätzlich begrüßt hätte. „Das kommt jetzt leider viel zu spät, die Würfel sind wohl schon gefallen“, sagt Barnscheidt. Der Bezirksbürgermeister betont aber, dass die Bezirksvertretung den Bebauungsplan in der vorliegenden Form auf ihrer letzten Sitzung abgelehnt habe. Man habe sich redlich um eine andere Lösung bemüht, sogar ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister geführt – leider ohne Erfolg.

Die Stadt will das Gelände in Bergerhausen für Wohnbebauung veräußern

Die Stadt plant auf dem Gelände am Rande des Siepentals in Bergerhausen Wohnbebauung, entweder in Form von Eigenheimen oder als Geschosswohnungsbau, die Offenlegung hat bereits stattgefunden. Der Bürgerverein Bergerhausen und eine Bürgerinitiative hatten sich wie die Bezirkspolitiker für den Erhalt des Schulgebäudes eingesetzt. Planungsrechtlich sei sowohl der Erhalt als auch der Abriss des historischen, aber nicht denkmalgeschützten Schulgebäudes möglich.

„Der Verein Freie Alternative Schule Essen hat sich vor rund drei Jahren gegründet, um in Essen eine Schule zu installieren, die sich an der Reggio-Pädagogik orientiert“, erklärt Sandra Noa, freie Autorin und Vereinsmitglied. Seit zwei Jahren arbeite man an dem Konzept und seit anderthalb Jahren suche man verstärkt nach einer passenden Immobilie. „Am liebsten im Essener Süden, weil wir zwar Schüler aus ganz Essen ansprechen wollen, aber die meisten vermutlich doch aus dem Süden kommen werden“, so Sandra Noa. Beim Konzept sei eine Kita gleich mitgedacht, da der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in Bergerhausen und Stadtwald groß sei.

Die Reggio-Pädagogik sieht Kinder als kleine Forscher

Durch den Kontakt mit der Bezirksvertretung II sei man auf die Kunstwerkerschule gekommen, ein Backsteingebäude von 1922. „Das Gebäude mit seinen Räumen und viel Natur im Umfeld wäre optimal für unsere Zwecke geeignet“, erklärt Sandra Noa. In der Reggio-Pädagogik, die bisher meist in Kitas umgesetzt werde, setze man auf Projektarbeit, bei der Kinder vieles einfach nebenbei lernten, weil die Inhalte auf die Neigungen der Kinder abgestimmt seien.

Stadt will die Fläche für Wohnungsbau veräußern

Das Areal der ehemaligen Schule an der Kunstwerkerstraße in Bergerhausen ist 0,35 Hektar groß und befindet sich in Bergerhausen am südlichen Rand des Siepentals. Die Stadt will das Gelände für Wohnungsbau veräußern.

30 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden.

Laut Konzept des Vereins soll eine einzügige Ganztagsgrundschule entstehen, die sich an der Reggio-Pädagogik orientiert. „In der Reggio-Pädagogik wird der Raum als dritter Erzieher gesehen“, heißt es im Konzept. „Diese bedeutende Rolle würde die historische Kunstwerkerschule mit ihren kleinen Räumen und dem Charme von Gebäuden der damaligen Zeit, dem Außengelände sowie der grünen Umgebung idealtypisch ausfüllen.“ Die Reggio-Pädagogik sieht „das Kind als Entdecker und Forscher“.

Vereinsmitglieder hoffen auf Gehör bei den Politikern

Von den rund 30 Mitgliedern des Vereins seien einige Eltern, die ihre Kinder auf eine solche Schule schicken wollten. Gegründet worden sei der Verein aber von Pädagogen, die für sich eine Alternative zur Regelschule gesucht hätten.

Im Prinzip könne man sofort starten, auch wenn noch Verhandlungen über Kredite für eine Grundsanierung des Gebäudes liefen, so Sandra Noa. Viele Arbeiten könnten in Eigenregie mit Hilfe der Mitglieder erledigt werden. „Für eine Übergangszeit könnte man sicherlich auch Container auf dem Hof aufstellen“, sagt Sandra Noa, die das Nutzungskonzept für die Kunstwerkerschule mit erstellt hat. „Wir hoffen jetzt natürlich, dass unser Konzept bei den Politikern Gehör findet, auch wenn das alles jetzt sehr kurzfristig ist“.