Essen-Haarzopf. Seit fast zwei Jahren laufen die Arbeiten am Glockenturm der ev. Kirche Essen-Haarzopf. Kosten liegen bei 160.000 Euro. Das Ende ist in Sicht.
Sieben Jahre waren die Glocken der evangelischen Kirche Haarzopf an der Raadter Straße still, jetzt schlägt zumindest schon wieder die Stundenglocke. Nach rund zweijähriger Restaurierungsphase mit vielen unliebsamen Überraschungen soll in Kürze die Abnahme durch einen Statiker erfolgen. Das Projekt Glockenturm-Sanierung hatte sich erheblich verzögert und verteuert. „Nach zweimaliger Verschiebung des Termins wollen wir den restaurierten Turm mit den neu eingestellten Glocken am zweiten Advent endgültig einweihen“, sagt Pfarrerin Elisabeth Müller. Die Kosten liegen derzeit bei 160.000 Euro.
Melodie der Glocken muss wieder neu eingestellt werden
Die Glocken der evangelischen Kirche Haarzopf läuten normalerweise zu jeder vollen und halben Stunde, zu den Gottesdiensten, zum Vaterunser und zu Beerdigungen.
Bevor die Glocken wieder dauerhaft läuten, muss die Melodie neu eingestellt werden. Beim Probeläuten habe es schon Reaktionen aus der Bevölkerung gegeben, dass sich die Glocken ganz anders anhören würden als früher.
Am zweiten Advent finde schräg gegenüber der Haarzopfer Weihnachtsmarkt statt, so dass die Besucher beide Ereignisse verbinden könnten. In der Kirche werde der Organist ein Orgelstück mit Geläut spielen, um den Klang der Glocken in den Mittelpunkt zu stellen. In der Kirche gebe es Kaffee und Kekse.
Arbeiten am Glockenturm in Essen-Haarzopf dauern viel länger als ursprünglich geplant
„Eigentlich hatten wir nach der umfangreichen und 1,3 Millionen Euro teuren Kirchensanierung gedacht, dass wir die Glockensanierung in sechs Wochen erledigen und quasi aus der Portokasse zahlen könnten“, sagt die Pfarrerin, die gerade aus einem Sabbatjahr zurückgekommen ist und gehofft hatte, dass die Arbeiten am Turm bereits abgeschlossen wären. „Das ist leider nicht der Fall. Die Handwerker müssen noch Restarbeiten erledigen, und der Statiker muss das Ganze abnehmen“, so Elisabeth Müller.
Die drei unterschiedlich großen Glocken seien noch die Originale von 1913, als die Kirche eingeweiht wurde. In den vergangenen Jahren mussten die Haarzopfer allerdings auf Glockengeläut verzichten. Man habe die Glocken nicht nutzen dürfen, weil erst die Kirche und dann der Glockenturm einsturzgefährdet waren. Auch der Keller des Glockenturms, der jahrelang als Abstellraum genutzt worden war, sei aus Sicht des Statikers ein Problem gewesen. Einfach mit Beton verfüllen, wie Elisabeth Müller vorgeschlagen hatte, sei nicht möglich gewesen. Stattdessen seien Stahlstützen eingebaut worden.
„Die Glocken sind ebenfalls aus Stahl und wurden wohl deshalb im Krieg nicht eingeschmolzen“, so Müller. Eigentlich sei man davon ausgegangen, dass der Turm soweit in Ordnung sei – bis der Architekt ihn im Zuge der Kirchensanierung näher betrachtet und etliche Schäden festgestellt habe. Der Glockenkasten habe sich beim Läuten im Turm hin- und herbewegt, die alten Holzleitern im Inneren seien so schadhaft gewesen, dass sich die Handwerker geweigert hätten, sie zu betreten. „Da waren erstmal umfangreiche Sicherungsmaßnahmen erforderlich“, so Müller.
Die drei Glocken wurden früher nacheinander geläutet
„Bisher durfte man für das große Geläut die Glocken nur im zeitlichen Abstand in Bewegung setzen, damit sie nicht gegeneinander schlagen. Das verhindert jetzt zum Glück ein neues Relais“, berichtet Elisabeth Müller.
Nach der langwierigen Kirchensanierung habe man erst einmal drei Monate Pause gebraucht, um das neue Projekt in Angriff zu nehmen. Wie in der Kirche, wo bei der Sanierung erst klar wurde, wie schadhaft die elektrischen Leitungen waren, tauchte dieses Problem auch im Turm auf. „Also haben wir die Elektrik komplett erneuert““, so Müller. Dann sei auch noch der Motor für die Turmuhr kaputt gegangen. Der habe womöglich die Umstellung auf Starkstrom während der Bauarbeiten in der Kirche nicht überstanden.
Das Werk wurde ausgetauscht, die Kirchenuhr auf den vier Seiten des Turms läuft jetzt wieder wie zu alten Zeiten. Damals seien die Konfirmanden per Seil zur Kirchturmuhr hochgezogen worden, um die Zeiger abzunehmen und zu polieren und sie dann wieder anzubringen, hat ein älteres Gemeindeglied der Pfarrerin erzählt. Das alte, jetzt stillgelegte Werk wolle man wegen der interessanten Technik hinter Glas ausstellen. Elisabeth Müller: „Wir wissen nur noch nicht, wie wir es nach unten transportieren können.“
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