Essen-Bergerhausen. Teilnehmer der Jugendberufshilfe in Bergerhausen haben mit Profi Keith Roughhouse „Standhaft bleiben“ aufgenommen. Texte spiegeln ihre Situation.
Als Rapper, Hip-Hopper und Reggae-Sänger betätigten sich fünf Jugendliche des Projekts „Aufsteiger“ der Jugendberufshilfe – und präsentieren jetzt stolz ihren Song „Standhaft bleiben“. Den haben sie im Rahmen eines viertägigen Workshops mit Musikproduzent Keith Powell produziert und aufgenommen. „Den Song gibt es auch in einer Instrumentalversion. Er soll künftig als eine Art Soundtrack auch für folgende Generationen der ,Aufsteiger’ dienen“, erklärt Anleiter Bernd Krug, der die Jugendlichen beim Workshop begleitete. In den selbst geschriebenen Texten spiegelt sich die Situation der jungen Erwachsenen, die bisher im Arbeitsleben keinen Fuß fassen konnten und durch das Projekt der Jugendberufshilfe auf eine Ausbildung vorbereitet werden sollen.
Junge Menschen werden an den Berufsalltag herangeführt
An dem Projekt beteiligen sich junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, die oft in einer schwierigen Lebenssituation sind und erst an einen geregelten Arbeits- oder Ausbildungsalltag herangeführt werden müssen. „Dabei geht es unter anderem ums pünktliche Erscheinen und ums Durchhalten“, erklärt Tani Capitain, Sprecher der Jugendberufshilfe. In der Regel bezögen die Projektteilnehmer Arbeitslosengeld II – was sie auch in ihren Texten verarbeiten. „Raus aus dem Hartz – rein in den Beruf“ heißt es da zum Beispiel. Es geht um Ziele, die sich die jungen Erwachsene setzen wollen, und um die Kraft, das alles auch umzusetzen.
Das Projekt Aufsteiger der Jugendberufshilfe
Das Projekt Aufsteiger ist ein niederschwelliges Angebot der Jugendberufshilfe in Verbindung mit Stadt und Job-Center. Es gibt 15 Plätze für junge Leute, die Arbeitslosengeld II beziehen.
Die Teilnehmer werden sofort in den Arbeitsalltag integriert und erhalten Unterstützung durch Sozialarbeiter. Die Arbeits- und Integrationsfähigkeit sollen dabei gefördert werden.
Für Marvin (24) und Eileen (22) waren es spannende Tage, die sich noch einmal deutlich von normalen Projekt-Alltag unterschieden. Doch auch der sei abwechslungsreich und mache viel Spaß, wie beide bestätigen. Die beiden Frillendorfer sind seit März beziehungsweise April dabei und fühlen sich bei der Jugendberufshilfe in Bergerhausen gut aufgehoben. „Wir kochen, machen hauswirtschaftliche und kreative Tätigkeiten“, beschreibt Marvin den Alltag an der Schürmannstraße. Er weiß auch schon, in welchen Ausbildungszweig er bei der Jugendberufshilfe wechseln möchte: „Ich würde gern Metallbauer werden.“ Eileen strebt ebenfalls eine Ausbildung an, hat aber noch keinerlei berufliche Erfahrung und würde gern erst einmal Praktika machen. „Ich muss mal schauem, in welche Richtung es gehen könnte“, sagt sie.
Von dem Musikprojekt seien sie überrascht worden. „Morgens hieß es einfach: Wir machen jetzt Mucke“, erinnert sich Marvin.
Musikproduzent arbeitet mit Stars der Szene zusammen
Der Kontakt zu Musikproduzent Keith Powell aus Jamaika, der unter dem Künstlernamen Roughhouse bekannt ist, kam durch Ausbilder Bernd Krug zustande, der wie Powell in Dortmund wohnt. Eigentlich arbeite Powell mit Stars wie Gentleman, den Fantastischen Vier oder Samy Deluxe. Gelegentlich nehme er sich aber Zeit für Projekte der Jugendberufshilfe. „Wir haben schon mehrere Projekte gemeinsam gemacht, wie die CD Summersession, die 2011 herausgekommen war“, so Bernd Krug. Powell brachte die komplette Studio-Ausrüstung mit, um mit den jungen Erwachsenen zu arbeiten. Die konnten je nach bevorzugter Musikrichtung jeweils eine Strophe hinzufügen.
Einige griffen nur zögernd zum Mikrofon
Während Marvin schon musikalische Erfahrung hat und auch bereits eigene Sachen aufgenommen hat, fiel es den anderen nicht so leicht, zum Mikrofon zu greifen, um die Texte selbst zu singen beziehungsweise zu sprechen und dabei viel von sich preiszugeben. Am Ende klappte es dann aber doch. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Der Soundtrack könne durchaus auch bei Radiosendern wie 1Live laufen, sind sich alle Beteiligten einig.
Für Sozialpädagogin Michaela Koffler, die die jungen Leute bei dem Projekt begleitete, war die Arbeit durchaus mit Emotionen verbunden: „Als die jungen Leute aus sich herausgekommen sind, hat mich das sehr stolz gemacht. Da habe ich die eine oder andere Träne vergossen.“