Essen-Haarzopf. . Die Schließung von Gotteshäusern sorgt für weitere Wege zur Messe. Der Haarzopfer Bürgerbus-Verein will deshalb seinen Bringservice erweitern.

Weniger Kirchen bedeuten längere Wege: Der Haarzopfer Bürgerbus-Verein will deshalb sein Kirchenbus-Angebot erweitern und ab dem neuen Jahr Bürger aus verschiedenen Bereichen des Stadtteils kostenlos zur Messe fahren.

Die katholische Filialkirche St. Maria Königin wird Anfang 2017 abgerissen. Seit der Aufgabe des Gotteshauses durch das Bistum Ende 2012 müssen die Gläubigen die Sonntagsmesse in der Kirche Christus König am Tommesweg besuchen – gerade für viele ältere Menschen ein beschwerlicher, kaum zu bewältigender Fußweg. Hilfe gibt es vom Bürgerbus-Verein, der sonntags einen sogenannten Kirchenbus einsetzt. Dieses Angebot soll Anfang 2017 ausgebaut werden.

Die Vorarbeiten für den Abriss der Kirche St. Maria Königin laufen bereits.,
Die Vorarbeiten für den Abriss der Kirche St. Maria Königin laufen bereits., © Rebecca Häfner

„Bisher haben wir vor allem Bewohner aus der Ruhmbach-Siedlung gefahren, die ja früher die Messe in St. Maria Königin besuchen konnten. Jetzt haben Bürger von der anderen Seite der Hatzper Straße, aus den Straßen Stubertal und Regenbogenweg, ebenfalls Bedarf an einem Fahrservice angemeldet“, erklärt Hans Zilles, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins. Künftig werden also am Sonntagmorgen vor der Zehn-Uhr-Messe zwei Busse in unterschiedlichen Bereichen Haarzopfs unterwegs sein, um die Kirchenbesucher einzusammeln und nach der Messe wieder nach Hause zu kutschieren. Für die Gläubigen ist dieser Fahrservice kostenlos. „Wir schreiben eine Rechnung über unsere Einsätze und schicken sie an die Gemeinde“, sagt Zilles.

Die Busse finanzieren sich über Werbung

Die Busse finanzierten sich über die Werbung am Fahrzeug, die Fahrer seien ehrenamtlich tätig, aber das Spritgeld müsse refinanziert werden. „Zuständig ist die Pfarrei St. Ludgerus in Werden, zu der Christus König gehört. Erstmals ist es jetzt für 2017 gelungen, die Kirchenbus-Fahrten fest im Etat zu verankern“, freut sich Rolf Groeger vom Bürgerbus-Verein. Von der Ausweitung des Kirchenbus-Angebots würden auch die Anwohner von Harscheidweg, Auf’m Keller und Fulerumer Straße profitieren.

Bisher nutzen Anwohner aus der Ruhmbach-Siedlung das Angebot. „Sie stehen vor ihren Häusern an der Straße und werden von uns dort abgeholt“, schildert Fahrer Jürgen Bordt das Prozedere. „Wir nutzen dafür unser kleines Fahrzeug“, sagt Zilles, der als Jurist Wert darauf legt, das dafür sowohl die Unternehmensgenehmigung als auch die Erlaubnis zur Personenbeförderung für die Fahrer vorliegen. Das Zweitfahrzeug werde auch gelegentlich von Sportvereinen und Kegelclubs für Touren gebucht. Zudem fahre man schon seit einiger Zeit mittwochs die Teilnehmer des katholischen Seniorennachmittags und donnerstags die des evangelischen zu ihren Treffpunkten.

Neuer Pastor legt Listen in der Kirche aus

Der neue Pastor von Christus König, Arno Sassen, will das zusätzliche Kirchenbus-Angebot gemeinsam mit den Verantwortlichen des Bürgerbus-Vereins bekannt machen. „Wir haben bereits Listen in der Kirche ausgelegt, in die sich Interessierte eintragen können“, so der Pastor. Für beide Sonntagsstrecken stehen insgesamt vier Fahrer zur Verfügung.

In den 1950er-/1960er-Jahren seien unter Ruhrbischof Franz Hengsbach, der sich kurze Wege zum nächsten Gotteshaus wünschte, viele neue Kirchen gebaut worden, erinnert sich Hans Zilles vom Bürgerbusverein. Der Weg zur Kirche am Tommesweg sei vielen Haarzopfern zu weit gewesen. Die heute existierenden Straßen gab es teils noch nicht und man konnte nur über Feldwege zur Sonntagsmesse gelangen.

Auch Priestermangel führte wohl zur Schließung

Nach der Gründung des Bistums Essen 1958 fiel die Entscheidung für den Bau der Filialkirche St. Maria Königin in der Ruhmbach-Siedlung. Die Pläne wurden 1961/62 umgesetzt. Die Stadt habe das Grundstück am Neulengrund preiswert für die Bebauung mit einer Kirche zur Verfügung gestellt, das Bistum habe die Baufinanzierung übernommen, aber auch die Gemeindemitglieder hätten selbst Geld und Eigenarbeit investiert.

„Seit 1927 gab es einen Generalsiedlungsplan für Haarzopf, der eigentlich eine attraktive, einheitliche Bebauung vorsah, aber nie umgesetzt wurde. In den 1920er- und 1930er-Jahren baute man stattdessen Häuserblocks für die Krupp-Arbeiter, zum Beispiel am Stubertal. Heute prägen Siedlungen wie Heimatdank und Ruhmbach das Bild des Stadtteils. „Aber eigentlich hätte Haarzopf ganz anders aussehen sollen, sagt Zilles. Später hätten die Kirchen zunehmend unter Besucherschwund gelitten. Am Ende sei 2012 wohl nicht nur die sinkende Zahl der Gemeindemitglieder, sondern auch der Priestermangel für die Schließung von St. Maria Königin ausschlaggebend gewesen, blickt Zilles zurück.

Drei Dutzend Ehrenamtliche fahren den Bürgerbus

Der Kirchenbus, der die Gläubigen zur Kirche Christus König am Tommesweg bringt, ist Teil des Bürgerbus-Angebots. Neben dem Kettwiger Bürgerbus ist der Haarzopfer der einzige seiner Art in Essen. Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit und stabiler Fahrgastzahlen. Seine Entstehung geht zurück auf die Buslinie D97, die die Essener Verkehrs-AG einrichtete, als die Wienenbuschbrücke zwischen Frohnhausen und Fulerum abgerissen und neu gebaut wurde. Damals freuten sich die Haarzopfer über eine bessere Anbindung.

Als die Linie nach dem Ende der Brückenarbeiten wieder eingestellt wurde, entstand die Idee, eine ähnliche Verbindung mit Hilfe eines Bürgerbusses zu schaffen. Die Evag stimmte zu und so konnte der Bürgerbus, der Haarzopf und die Margarethenhöhe mit dem Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid verbindet, 2005 starten. „Die Ruhmbach-Siedlung können wir aufgrund des Zeitplans nur bei der ersten Fahrt morgens einbinden. Insgesamt würden wir unser Angebot gern erweitern und auch bis zum Gartencenter fahren“, so Hans Zilles, Vorsitzender des Bürgerbusvereins. Den Bürgerbus fahren rund drei Dutzend Ehrenamtliche.