Essen-Haarzopf/Margarethenhöhe/Rüttenscheid. . Seit zehn Jahren bringen Ehrenamtliche die Fahrgäste von Haarzopf nach Rüttenscheid und zurück. 36 Fahrer sind im Einsatz.
Seit zehn Jahren ist der Haarzopfer Bürgerbus ein wichtiger Mosaikstein im öffentlichen Nahverkehrsnetz. Täglich bringt er Fahrgäste vom Haarzopfer Sonnenscheinsweg zum Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid. Rund 20 000 Fahrgäste pro Jahr nutzen das Angebot. „Nachdem wir erst ständig steigende Fahrgastzahlen hatten, verzeichnen wir in letzter Zeit einen leichten Rückgang“, sagt Hans Zilles (80), Vorsitzender des Bürgerbusvereins. Ein Grund dafür sei offenbar die Preiserhöhung um 50 Cent von 1,50 auf 2 Euro im April vergangenen Jahres. „Das war natürlich schon spürbar, aber wir hatten die Preise ja noch nie erhöht“, so Zilles, der jetzt verstärkt über einen Kurzstreckentarif nachdenkt.
Entstanden war die Idee, einen Bürgerbus ab Haarzopf fahren zu lassen, als die Wienenbuschbrücke zwischen Frohnhausen und Fulerum abgerissen und neu gebaut wurde. Während der Bauzeit hatte die Essener Verkehrs-AG eine direkte Verbindung zur Wittekindstraße in Rüttenscheid eingerichtet. Als die Brücke fertig war und die Evag die Buslinie aus Kostengründen wieder eingestellt hatte, vermissten die Haarzopfer diese Verbindung. „Für zehn Prozent mehr Fahrgäste in diesem Bereich wollte die Evag damals nicht 800 000 Mark mehr im Jahr ausgeben. Die Haarzopfer protestierten mit einem Autokorso, schwarzen Luftballons und einem Sarg. Allerdings erfolglos“, erinnert sich Zilles.
Die Kettwiger hatten damals ihr Bürgerbus-Projekt bereits gestartet. So kam Zilles die Idee, den Bürgerwunsch auf diese Weise zu erfüllen und dabei nicht nur Haarzopf und Rüttenscheid zu verbinden, sondern auch die Margarethenhöhe einzubeziehen. 2003 gründete sich der Bürgerbusverein. Zwei Jahre brauchten Zilles und seine Mitstreiter, um Evag, Stadt, Polizei und Politik von dem Projekt zu überzeugen. Genehmigungen, Tarife, Streckenführung, Schilder, Fahrzeuge, Einsatzplan – der Organisationsaufwand, den zum großen Teil die Evag übernahm, war beträchtlich. Die Kosten für den Bus, rund 60 000 Euro, übernahm zur Hälfte das Land, die andere Hälfte kam durch Sponsoren und ein kleines Darlehen zusammen. Bis auf einen Unfall mit Sachschaden vor Kurzem sei zum Glück noch nichts Schlimmeres passiert. Zilles: „Für den Fall der Fälle sind wir aber in das Versicherungssystem der Evag eingebunden.“
Der Mercedes-Sprinter hat Platz für acht Personen plus Fahrer und fährt die 14 Haltestellen 13 bis 14 Mal am Tag an. Zwischen 7.25 (samstags und sonntags zwei Stunden später) und 18.30 Uhr ist er unterwegs. „Inzwischen haben wir 36 Fahrer, darunter sieben Frauen. Viele sind Rentner“, erzählt Zilles. Alle fahren ehrenamtlich, drei bis vier Mal im Monat. Der normale Führerschein reiche, allerdings müssten die Fahrer eine Gesundheitsprüfung bestehen. Zilles: „Der Bus fährt immer. Wenn jemand krank ist, muss er telefonieren, um Ersatz zu finden. Die meiste Arbeit hat natürlich der Fahrdienstleiter.“
Das Zehnjährige wird erst gefeiert, wenn der bestellte neue Bus geliefert wird. Dann wird der aktuelle Bus zum Zweitfahrzeug und der jetzige Ersatzbus – immer noch das erste Fahrzeug – verkauft. Durch die Ehrenamtlichen entfallen die Personalkosten. „Ansonsten finanzieren wir uns über die Fahrkarten und Werbung“, sagt Zilles, der sich über die momentan niedrigen Spritpreise freut. „Es läuft gut“, resümiert der 80-Jährige, dem es an neuen Ideen keineswegs mangelt. Er könnte sich durchaus eine Bürgerbus-Verbindung nach Werden vorstellen. „Ich grübele noch, wie sich die Haarzopfer Ruhmbachsiedlung in Richtung Werden über den Schuirweg ein- bis zweimal am Tag mit der Linie verbinden lässt.“