Essen-Rüttenscheid. . Zum US-Car-Treffen „South Central Cruise“ zeigt Fotograf Paul Walther Porträts, die in historischer Nassplatten-Technik entstanden sind.

Wenn Fotograf Paul Walther zum US-Car-Treffen „South Central Cruise“ einlädt, geht es traditionell nostalgisch zu, liefern viele Besucher mit bunten Petticoats und glattgegelten Haar-Tollen die perfekte 1950er-Jahre-Kulisse für jede Menge Lack und Chrom.

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Mit einer besonderen Foto-Ausstellung dreht Walther die Zeit in diesem Jahr noch weiter zurück: So zeigt er am 18. Juni Porträts, die mit der Technik historischer Nassplatten-Fotografie entstanden sind. Bei der so genannten Ambrotypie werden Fotos als Direktpositiv auf Glasplatten gebannt. „Die Polaroids des 19. Jahrhunderts“, wie Walther sie nennt. Er sei mittlerweile regelrecht süchtig nach der Technik, die in Zeiten der digitalen Fotografie „etwas Magisches“ habe. „Vor etwa zwei Jahren habe ich begonnen, mich wieder mit dieser Technik zu beschäftigen, von der ich zum letzten Mal bei einem Exkurs während meines Studiums gehört hatte“, erinnert sich der Porträtfotograf. Die Bilder digital mit gewissen Filtern bloß auf alt zu trimmen, habe ihm nicht gereicht, er wollte die alte Technik wieder beleben.

Rückbesinnung auf das Handwerk

Mittlerweile ist er im Besitz zweier gut 100 Jahre alter Plattenkameras. Zudem absolvierte er Workshops in Warschau und Hamburg, eignete sich dabei vor allem das chemische Wissen zur Entwicklung der Bilder an. Gerade einmal acht Fotografen in Deutschland könne er benennen, die die Technik kommerziell anbieten, „dazu vielleicht noch 100 Hobby-Fotografen“, schätzt Walther die Szene der Retro-Fotografen als klein ein. „Mich fasziniert die Rückbesinnung auf das handwerkliche Wesen der Fotografie, das ja auch bei der analogen Technik viel stärker ausgeprägt war als heute. Wer ausschließlich digital fotografiert, verblödet mit der Zeit“, geht der Fotograf hart mit der modernen Wirklichkeit ins Gericht, „in der es so viele Fotos gibt wie nie, die aber immer mehr an Wertigkeit verloren haben“.

Die Bilder auf Glas, die der Fotograf in seinem Studio an der Brunnenstraße aufnimmt und entwickelt, haben nicht zuletzt aufgrund der aufwendigen Technik und Entwicklung ihren Preis: 150 Euro kostet das Bild, für dessen Entstehung gut anderthalb Stunden vergehen können. „Da die Belichtungszeit so lang ist, können gut acht bis fünfzehn Sekunden vergehen, in denen man sich vor der Kamera nicht rühren darf – nicht einmal blinzeln“, erklärt Walther die meist ernsten Ausdrücke auf den Bildern. Er versteht die Fotografien nicht nur wegen ihrer morbiden Anmutung als eigene Kunstform: „Jedes Bild ist ein Unikat. So sind auch Wetter und Luftfeuchtigkeit Faktoren, die bei der Entwicklung eine Rolle spielen. Das Ergebnis ist jedes Mal eine Überraschung.“